Das Zeichen des Bahn-Protests wird fallen: Gestern rückte der Bagger am ehemaligen Bahnwärterhaus in Auggen an. Die Bahn begründet den Abriss damit, dass das baufällige Gebäude die Sicherheit gefährde. Das Bürgerbündnis Bahn Markgräflerland (BBM) wertet die Aktion hingegen als „reine Machtdemonstration“. Von Claudia Bötsch Auggen. Die Bahn teilte gestern Vormittag mit, dass sie das Gebäude „aus Gründen der Verkehrssicherheit und der drohenden Einsturzgefahr ab dem 8. November abreißt“. Das Bahnwärterhaus befinde sich auf Bahngelände, es werde im Rahmen der bauvorbereitenden Maßnahmen für die Realisierung der Ausbau- und Neubaustrecke Karlsruhe-Basel im Planfeststellungsabschnitt Müllheim–Auggen zurückgebaut. Vor dem Abbruch seien das Gebäude und das umliegende Gelände auf geschützte Tierarten untersucht worden. Für die auf dem Grundstück lebenden Eidechsen seien bereits frühzeitig nahe liegende Ersatzlebensräume in Form von neu angelegten Steinriegeln geschaffen worden, teilt die Bahn abschließend mit. Beim BBM herrscht indes Frust. Zwei Vertreter der Bahn hatten die Mitglieder des Bürgerbündnisses ein Tag zuvor bei ihrem regelmäßigen „Basislagertreff“ über den am Dienstag startenden Abriss informiert. Bündnis hatte Häuschen im Sommer 2015 besetzt „Das BBM hatte zwar Kenntnis, dass der Abbruch noch in diesem Jahr erfolgen soll, aber der jetzt angesetzte kurzfristige Termin ist doch sehr überraschend“, meinte Vorstandsmitglied Werner Kleinfelder. Die Kurzfristigkeit dieser Mitteilung wertete die Bürgerinitiative als „Beleg einer taktischen Maßnahme seitens der Bahn, um möglichen bürgerlichen Protesten aus dem Weg zu gehen“. BBM-Mitglieder hatten sich indes gestern morgen bereits ab 8 Uhr auf dem Gelände eingefunden und damit ihren Protest deutlich gemacht. Das Bahnwärterhäuschen mit seinen Protest-Bannern war in den letzten eineinhalb Jahren zu einem Symbol des Widerstands gegen die Pläne der Bahn im Abschnitt Müllheim – Auggen geworden. Im Sommer 2015 hatte die Bürgerinitiative das Häuschen öffentlichkeitswirksam besetzt – als „Basislager zur Verhinderung der Antragstrasse der Bahn“. Bis dahin hatten Obdachlose das offen zugängliche Gebäude zum Übernachten genutzt. Das BBM richtete dort seinen „Basislagertreff“ ein, regelmäßig trafen sich die Mitglieder, um zu diskutieren und zu planen. Im Frühjahr hatte der Streit um das Bahnwärterhaus dann eine neue Eskalationsstufe erreicht: Die DB erteilte den BBM-Mitgliedern Hausverbot. Das Bürgerbündnis hatte der Bahn einen Mietvertrag angeboten. Diese winkte aber ab und verwies darauf, dass eine Nutzung des Gebäudes und der bahneigenen Flächen aus Gründen der Verkehrssicherheit nicht gestattet werden könne. Das Vorgehen des BBM erfülle den Tatbestand des Hausfriedensbruchs. Die Bürgerinitiative wies die Argumente der Bahn wiederum als „scheinheilig“ und als an den Haaren herbeigezogen zurück. „Schon aufgrund der Tatsache, dass wir durch unsere bereits achtmonatige Nutzung die Verkehrssicherheit selbst hergestellt haben und schon lange für die Benutzer und Besucher gewährleisten“, hatte das Bündnis damals dagegen gehalten. Das BBM musste weichen, am symbolträchtigen Ort hielt man jedoch fest. Auf einem Privatgrundstück neben dem Häuschen wurde ein Pavillion errichtet, dort wurde weiter diskutiert und protestiert. Zwischenzeitlich hat die Gemeinde dem BBM zudem einen Raum in der Halle für deren Treffen zur Verfügung gestellt.