Auggen (jut). Es ist mittlerweile schon gute Tradition, dass es anlässlich des Auggener Winzerfests das Weinforum gibt – diesmal wurde der Chardonnay vorgestellt. Zwei Kenner, Weinbauberater Egon Zuberer und Rebveredler Guntram Dreher, fassten in zwei ausgesprochen kurzweiligen Vorträgen vor vielen interessierten Zuhörern die wichtigsten Fakten und interessante Details zur Rebsorte zusammen. Vorgestellt wurden beide Referenten von Winzerkeller-Geschäftsführer Thomas Basler. Mit Disteln hat ein Wein eigentlich gar nichts zu tun. Aber: Das französische Wort „Chardon“ bedeutet Distel und ist der Wortkern der Ortsbezeichnung Chardonnay – einem kleinen Dorf in Burgund nahe der größeren, an der Saône gelegenen mittelalterlichen Stadt Tournus. Das Dorf wiederum gab der Weinsorte ihren Namen. Chardonnay erfreut sich als Stilwein und Prestigeträger weltweilt großer Beliebtheit – Frankreich baut ihn auf 45 000 Hektar an und hat damit knapp vor den USA mit 41 000 Hektar die größte Anbaufläche der Welt, was diese Rebsorte betrifft. Auf Platz drei und vier liegen Australien mit 28 000 und Italien mit 20 000 Hektar. „Das alles zusammen macht schon 75 Prozent der weltweiten Anbaufläche aus – bei uns in Deutschland dagegen ist die Anbaufläche noch sehr bescheiden, immerhin wächst in Baden auf 210 Hektar Chardonnay“, berichtete Zuberer. Die Sorte ist übrigens eine Kreuzung der sehr alten Rebsorte Heunisch mit Burgunder. Sie erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Nach Auggen kam sie eher durch Zufall. In den 1960er Jahren kauften Auggener Winzer in Frankreich Weißburgunder-Reben – so dachten sie jedenfalls. „Es war aber Chardonnay, den sie gekauft hatten – aus anfänglicher Enttäuschung über den Fehlkauf entwickelte sich dann aber Begeisterung über die Qualität, denn der Wein war schon in den 1920er Jahren über die Werbung aus Amerika in Deutschland bekannt gemacht worden“, berichtete Dreher. Chardonnay wächst am besten auf kalkhaltigen Böden und weist eine große Temperaturtoleranz auf. „Seine Anpassungsfähigkeit an lokale Gegebenheiten sorgt ebenso wie der fruchtige Geschmack und seine Eleganz für seine Beliebtheit – zudem ist die Sorte bisher recht wenig anfällig für die Kirschessigfliege“, erläuterte Zuberer, der zudem anhand von Fotos zeigte, wie man Chardonnaytrauben und –rebblätter von Weißburgunder oder Auxerrois unterscheidet. Mittlerweile wächst die Traubensorte auf zwölf Hektar der Winzergenossenschaft Auggen, Chardonnay-Weine machen 2,4 Prozent der Produktion aus“, rechnete Dreher vor. „Die besten unserer Chardonnay-Lagen, mit Reben aus den frühen sechziger Jahren sind oberhalb der Auggener Kirche zu finden“, ergänzte Basler. Von 24 Chardonnay-Klonen besitzt Auggen allein zwölf, also eine stattliche Anzahl, was Zuchtanlagen für die Zukunft angeht, hielt Dreher fest.