Von Claudia Bötsch Auggen. Schwer angespannt war die Stimmung im Auggener Gemeinderat am Tag Vier nach der Projektbeiratssitzung zum Ausbau der Rheintalbahn. Deutlich wurde dabei die große Enttäuschung über den Entschluss des Beirats, die sogenannte Optimierte Kernforderung 6 (OKF6) mit einer Tieferlegung der Güterzugtrasse abzulehnen. Allerdings zeigte sich das Gremium kämpferisch. „Bescheiden“ nannte Bürgermeister Fritz Deutschmann das Ergebnis der Projektbeiratssitzung: „Wir sind hinten runtergefallen“, beklagte er. Zwar bekomme Auggen den Vollschutz, der Ort zahle dafür aber einen hohen Preis, und zwar mit 6,90 Meter hohen Lärmschutzwänden. „Wir wollen die Tieflage, und wir wollen klagen“ Den Klageweg wollen sich Auggen und Müllheim offenhalten, das hatten beide Gemeinden bereits in einem Pressegespräch deutlich gemacht. Zunächst gelte es aber, die Möglichkeiten und Chancen abzuklären. Dazu sei bereits ein Termin mit einem Rechtsanwalt vereinbart worden, informierte Deutschmann. Sabine Baßler (Freie Wähler) vermisste hierbei jedoch die Vehemenz: „Wir wollen weiterhin die Tieflage“ und dafür müsse man sich mit voller Energie weiter einsetzen. „Wir sollten nicht eine Klage prüfen, sondern in Angriff nehmen“, unterstrich sie. Man dürfe sich auch von den Erfolgen der anderen Kommunen nicht blenden lassen. Denn Fakt sei: „Das, was wir wollen, haben wir nicht gekriegt.“ Dabei schwang auch mit, weniger auf Diplomatie und Zurückhaltung und stattdessen auf klare Kante zu setzen, wobei Baßler auf die gemeinsame Pressemitteilung von Müllheim und Auggen verwies. Deutschmann indes entgegnete darauf: „Wir können nicht einfach sagen: Jetzt wird geklagt. Denn das hat immer noch der Gemeinderat zu entscheiden, und das kann ich nicht vorwegnehmen.“ In die gleiche Kerbe wie Sabine Baßler schlug Fraktionskollege Gerhard Danner: „Wir wollen die Tieflage und wir wollen klagen.“ Das sei man den Bürgern schuldig: „Wir sind verpflichtet, den Weg bis zum Schluss weiterzugehen.“ Jetzt aufzugeben, wäre das falsche Zeichen. Auch Bruno Kiefer (CDU) plädierte für den Klageweg, „denn wir wollen kein zweites Eimeldingen“. Axel Baßler vom Bürgerbündnis Bahn Markgräflerland (BBM) warnte davor, nun in Tiefschlaf zu verfallen und „dass die Entscheidung jetzt einfach so im Sand verläuft“. Das Gebot der Stunde sei, dass alle Handelnden schnellstmöglich an einem Tisch zusammenkommen, das sei bisher nicht geschehen. Gesamtkonzept im Blick – die Zeit drängt Es gehe darum, die Entscheidung des Projektbeirats aufzuarbeiten und die Möglichkeiten auszuloten. Es sei wichtig, jetzt ein Gesamtkonzept zu erarbeiten, denn die Zeit dränge. „Wenn der Planfeststellungsbeschluss kommt, haben wir noch vier Wochen Zeit, um zu reagieren“, unterstrich Baßler, der zudem meinte: „Wir sind nicht chancenlos.“ Darüber hinaus plädierte er für eine Bürgerinformationsveranstaltung, die Bürgermeister Deutschmann ebenfalls für guthieß. „Wir werden uns wieder zusammensetzen, die Bürgerinitiativen mit den Kommunen“, sicherte Deutschmann zu. Das sei bisher in der Kürze der Zeit nur noch nicht möglich gewesen, warb er um Verständnis. „Für uns kommt es jetzt darauf an, was mit uns passiert“, meinte schließlich Gemeinderätin Helene Franken. Es sei traurig, dass Auggen abhängig von anderen Gemeinden sei, denn am Ende backe doch jeder sein eigenes Brötchen. Zusammenarbeit sei schön und gut, mit Rücksichtnahme auf andere Kommunen komme man jedoch nicht weiter. In diesem Zusammenhang ließ Franken auch durchblicken, dass sie es nicht gut fände, erst abzuwarten, was Müllheim mache. Die FDP-Rätin lobte schließlich auch das große Engagement von Bürgermeister Deutschmann in Sachen Bahn. Jedenfalls könne man ihm nicht vorwerfen, sich nicht rechtzeitig gekümmert zu haben. Die Entscheidung des Projektbeirats sei politisch gewollt, und Auggen in der Rolle des Bauernopfers, meinte Gerhard Kaiser, Bahnexperte der Bürgerinitiativen. Auch er plädierte für eine Bürgerinfo mit Diskussion, darüber hinaus für ein Gespräch mit Landrätin Dorothea Störr-Ritter, um zu eruieren, wie es zur Entscheidung gekommen ist. „Wir müssen zum einen aufklären und zum anderen überlegen, welche Schritte jetzt zu gehen sind.“ Kaiser: „Wir dürfen uns jetzt nicht wegducken.“ Es sei nicht in Ordnung, dass die OPK6 nicht komme, schließlich kriege Auggen die „Monsterwände“. „Wir sind ein Spielball der Politik geworden“, bedauerte schließlich Peter Pilger vom BBM. „Gewisse Bedenken, ob wir den Klageweg vernünftig begehen können“, äußerte Dr. Herwig Böckle (Freie Wähler). Schließlich sei Müllheim erst vor rund zwei Jahren auf den Zug aufgesprungen, was die Tieflage angeht. Zudem gab er zu bedenken, dass „Bund, Land und Kreis mit der jetzigen Situation ja zufrieden sind“. „Wir sind noch lange nicht mit dem Thema durch und noch nicht am Ende unseres gemeinsamen Weges“, sicherte Deutschmann zu. In diesem Zusammenhang dankte er den Bürgerinitiativen auch ausdrücklich für ihr großes Engagement – was vom Gremium mit Applaus quittiert wurde.