Von Klaus Amann Bad Bellingen. Als ihn die Bad Bellinger Christdemokraten unter der Federführung des Vorsitzenden Karl Amann 1948 fragten: „Mach’sch dr Burgermeischter"“, da zögerte Markus Ruf mit der Kandidatur. Er hatte Bedenken, denn seine politische Vergangenheit als „Parteigenosse“ der NSDAP-Ortsgruppe lag erst drei Jahre zurück und das Entnazifizierungs-Verfahren war noch taufrisch. Markus Ruf hatte sich in den Jahren des Nazi-Regimes persönlich nichts zuschulden kommen lassen und seine Redlichkeit blieb unbeschädigt. Was also sollten die Bellinger und die französische Militäradministration gegen eine Nominierung einzuwenden haben" Amtsvorgänger Ernst Kromer konnte in den äußerst schwierigen ersten drei Nachkriegsjahren manch’ ein Unbill von Bellingen fernhalten, da er als ehemaliger, die französische Sprache beherrschender Fremdenlegionär in den Amtsstuben der Besatzungsmacht Gehör zu finden wusste. Aus gesundheitlichen Gründen wollte Ernst Kromer 1948 jedoch nicht zur Bürgermeisterwahl antreten, es gab auch private Ärgernisse. Manch’ ein Bellinger Bürger machte ihn, den Bürgermeister, für die Reparationen und das Nachkriegs-Chaos im Ort verantwortlich; sie wollten einfach nicht kapieren, dass es sich um selbstverschuldete Missstände als Folge des Nazi-Regimes und des Zweiten Weltkriegs handelte. Warmes Wasser statt schwarzen Goldes Mit Markus Ruf erhielten die Bellinger Bürger ab 5. Dezember 1948 erneut einen charakterfesten und äußerst liebenswürdigen, ehrenamtlichen Bürgermeister, der seinen Lebensunterhalt zunächst noch als Malermeister bestreiten musste. Weder er, noch seine damals kleine Schar Gemeinderäte konnten ahnen, dass sich das „chleine Bellige“ in wenigen Jahren zu einem Kurort mausern und eines Tages das Prädikat „Bad“ bekommen würde. Die weitere Geschichte ist bekannt: Es kamen Anfang der 50er Jahre die Ölsucher ins (Bad) Bellinger Rheinvorland, fanden warmes Wasser statt schwarzen Goldes, verplombten das Bohrloch, verschwanden, und das war’s zunächst. Einige Legenden zieren zwischenzeitlich die Bad Bellinger Badegeschichte, doch der Wahrheit die Ehre: die abenteuerliche Bohrgeschichte der Quelle 1956 war vor allem und anfänglich ein wagemutiges Solostück des Markus Ruf, denn der Gemeinderat gab sich zum Thema „Quellerschließung“ eher zögerlich und skeptisch. Der Bellinger Bürgermeister nutzte und „lieh“ buchungstechnisch Gemeindezuschüsse, die ursprünglich für ganz andere Zwecke gedacht waren. Wäre die ganze Bohrbemühung damals schief gelaufen, dann hätten das Landratsamt und gewiss auch der eine oder andere Mitbürger lautstark getadelt: Wie konnten sie das nur tun" Als im Oktober 1957 die Wiederwahl des Bürgermeisters von (Bad) Bellingen anstand, da wurde das Wahlergebnis auch zum Dankeschön der Bürger an ihren Markus Ruf, denn die Strukturwandlung der Gemeinde verlief mit prächtiger Dynamik. Da wurde erschlossen und gebaut, dann erweitert, es standen Kurpark und Kurmittelhaus auf der Tagesordnung und dann, 1968, erhielt die Gemeinde den Ehrentitel „Bad Bellingen“. Die Kurgastzahlen bewiesen Jahr um Jahr fröhliche Wachstumsraten, so, wie die Zahl der zur Verfügung stehenden Betten auch, – die „dunklen Wolken“ im Kurbetrieb schwebten in den 60er Jahren noch sehr weit weg.