Bad Bellingen-Rheinweiler (jut). Wechsel in der Pflegedienstleitung im Pflegeheim Schloss Rheinweiler: Gundel Maier zieht sich in die zweite Reihe zurück, weil sie mehr Zeit für sich haben will. 28 Jahre hat sie im Pflegeheim gearbeitet und war seit 13 Jahren Pflegedienstleiterin. Ihr Nachfolger ist Christian Müller. „Das ist schon eine Ära, die da zu Ende geht. Dass jemand so lange seinem Beruf und besonders den Anforderungen im Pflegedienst treu bleibt, ist ein Glücksfall. Gundel Maier hat ein Haus geprägt“, lobte Reinhard Heichel, Heimleiter und Geschäftsführer des Eigenbetriebs Heime des Landkreises Lörrach. Froh ist er darüber, dass mit Christian Müller ein ebenso von seinem Beruf überzeugter, examinierter Altenpfleger – neu übrigens „Pflegefachkraft“ genannt – übernimmt. Gundel Maier ist dem Haus, in dem sie erst als Praktikantin und dann als junge Altenpflegerin anfing, treu geblieben. 1986 bis 1988 machte sie ihre Ausbildung, die sie mit dem Examen abschloss. „Der größte Unterschied zum Pflegeberuf heute ist, dass unsere Bewohner damals noch fitter waren, als sie ins Heim kamen“, erinnert sie sich. Mit „fit“ ist gemeint, dass die Senioren vor allem mobiler waren und es auch weniger demente Menschen gab. „Heute werden die Menschen älter, mit all den Gebrechen, die in einem hohen Alter hinzukommen – und sie ziehen viel später bei uns ins Pflegeheim“, so Maier. Vieles in der Pflege hat sich verändert „Die Ansprüche an den Beruf sind viel höher geworden, die Ansprüche der Bewohner und deren Angehöriger auch“, berichtet sie. Man habe vor rund 20 bis 30 Jahren auch noch mehr Zeit für die Menschen gehabt. Das habe sich zum einen wegen der Bürokratie und der umfangreichen Dokumentation, die die Fachkräfte leisten müssen, und zum anderen wegen des besagten hohen Altersdurchschnitts geändert. Wobei: Im Pflegeheim Schloss Rheinweiler ist es ein Grundsatz, dass viel mit den Bewohnern geredet und unternommen wird. „Dass man sich mehr Zeit für sie nimmt, das wünschen sich alle“, betont die ehemalige Pflegedienstleiterin, die sich in Gerontopsychologie weiterbildete, zuerst die Wohnbereichsleitung und dann 2003 die Pflegedienstleitung übernahm. Ihr lustigstes Erlebnis in all den Jahren war ein gut vorbereiteter Heiratsantrag. „Ich konnte dem Herrn aber nett begründen, warum ich den nicht annehmen kann“, schmunzelt sie. Das Wissen in der Pflege ändert sich gerade. Denn die Nachsorge nach einer Operation oder einer schweren Krankheit findet wegen der kürzeren Verweilzeiten nicht mehr im Krankenhaus statt. „Wir sind jetzt die, die sich in der Nachsorge auskennen müssen – das Thema ist eigentlich ein politisches“, hat Maier beobachtet. Vom Winzer zum Pflegedienstleiter Geändert hat sich in den Jahren auch die Unterbringung. Die derzeit 60 Bewohner haben fast alle ein Einzelzimmer – im Pflegeheim gibt es nur noch sechs Doppelzimmer. „Früher waren Vier-Bett-Zimmer die Regel“, so Heichel, der zudem darauf hinweist, dass die Tagespflege sehr gefragt ist. Geändert haben sich auch die Kosten: Zu DM-Zeiten lag der Tagessatz bei Pflegestufe II bei 146 DM, jetzt sind es 121 Euro. Neue Berufe in der Altenpflege sind in den letzten Jahren entstanden. So gibt es jetzt den „Alltagsbegleiter“, der sich insbesondere um die Beschäftigung älterer Menschen kümmert. „Dazu haben wir noch unseren aktiven, ehrenamtlichen Freundeskreis“, ergänzt Heichel. Insgesamt ist das Pflegeheim Schloss Rheinweiler hoch beliebt, „weil sich die Qualität herumgesprochen hat, für die Bewohner, in der Ausbildung und als Arbeitsplatz“, ist Heichel stolz. Dass die Arbeit in einem Pflegeheim anspruchsvoll und nie langweilig ist, kann Andreas Müller nur bestätigen. Er ist über den Zivildienst in „den Beruf hineingerutscht“, wie er sagt, denn eigentlich hatte er Winzer gelernt. „Mich hat das Zwischenmenschliche an dem Beruf interessiert, wie man eine Beziehung zu älteren Menschen aufbaut. Deshalb habe ich die Ausbildung zur Pflegefachkraft gemacht und bin seit 2008 fest im Pflegeheim angestellt“, erzählt er. Dass Männer in der Pflege noch die Ausnahme sind, sei übrigens schade, findet er.