Bad Bellingen Es war eine riesige Sensation

Weiler Zeitung

Historie: Helga Mayer erinnert sich daran, als vor mehr als 60 Jahren das erste Thermalwasser sprudelte

Von Claudia Bötsch

„Das war eine Mordssensation. Es kam sogar im Radio“, erinnert sich Helga Mayer an jene Tage im November 1956 zurück, als in Bad Bellingen erstmals das Thermalwasser aus dem Boden schoss. Damals, vor mehr als 60 Jahren, wurde der Grundstein für das Heilbad und die Balinea Thermen gelegt.

Bad Bellingen. Helga Mayer war damals 16 Jahre alt, wohnte in Müllheim und ging noch zur Schule. Als sie die Nachricht hörte, dass in Bellingen die erste Thermalquelle sprudelte, schwangen sie und ihre Freundin sich aufs Rad. „Wir waren neugierig“ – wie viele andere auch. Als sie abends in Bellingen ankamen, waren bereits Dutzende Bürger vor Ort. Ein Weinbottich diente damals als provisorisches „Badebecken“. Nur fünf oder sechs Personen fanden darin Platz, berichtet Mayer im Gespräch mit unserer Zeitung. „Es war alles sehr urig und denkbar einfach“, erinnert sie sich zurück. „Wir mussten uns im Gebüsch umziehen“, berichtet sie weiter.

Und auch mehr als sechs Jahrzehnte danach kann sie sich noch genau erinnern: „Als ich mir nach dem Bad im warmen Wasser wieder die weiße Bluse anzog, war sie ganz braun verfärbt“. Schließlich floss das Mineralthermalwasser direkt aus der Quelle in den Bottich – also naturbelassen. Die dunkle Färbung des nativen Wassers beruht auf Eisenausfällungen und Mineralablagerungen. Für die Nutzung in der Therme wird das Quellwasser entsprechend aufbereitet.

Der Bottich blieb den ganzen Winter hindurch als erstes „Badebecken“ stehen. Um dem Ansturm der Badelustigen entsprechen zu können, wurde 1957 eine Grube im Kies ausgehoben und mit Brettern ausgeschlagen: das erste „Bewegungsbecken“ war geschaffen. Schon im August 1957 wurde das erste richtige, auszementierte Schwimmbecken mit einer Länge von 25 Metern und einer Breite von 12,5 Metern eingeweiht. Im Winter wurde es durch ein Bierfestzelt geschützt.

Bald drauf richtete Dr. Dieter Hoffmann die erste badeärztliche Praxis am Rand des Dorfs ein, die Verhältnisse waren in den Anfängen noch denkbar primitiv.

Die Nachricht von der guten therapeutischen Wirkung des Bad Bellinger Wassers sprach sich herum. Der Zustrom der heilungssuchenden Badegäste wurde immer größer. Die Gemeinde reagierte, baute aus, und die Entwicklung Bellingens zum richtigen Badeort nahm ihren Lauf.

Es wurde eine zweite Quelle gebohrt, die Erschließung der Leodegar-Quelle erfolgte 1963. 1967 wurde das Kurmittelhaus eingeweiht. Ein Meilenstein in der Geschichte war 1969, als der Ort mit dem Titel „Bad“ geadelt wurde.

1975 stand die dritte Quellbohrung an. Ein großer Tag für Bellingen war auch der 26. Oktober 1979, als das neue Mineralthermal-Bewegungsbad mit zwei Becken feierlich seiner Bestimmung übergeben wurde. Das „Bad der ersten Stunde“ aus dem Jahr 1957 wurde 1980 abgerissen. Im Jahr 2000 wurde schließlich erweitert: Es kam ein weiteres Außenbecken hinzu, unter anderem mit Strömungskanal und Luftsprudelliegen.

Die Entdeckung des Thermalwassers hat die Entwicklung des einstigen Bauerndörfchens Bellingen in ganz neue Bahnen gelenkt. Auch das Leben von Helga Mayer wurde dadurch entscheidend geprägt. Seit mehr als 50 Jahren ist sie inzwischen Bad Bellinger Bürgerin, bis heute führt sie in dem Kurort eine Pension. „Wir haben quasi von der Quelle gelebt und darauf gebaut“, blickt sie zurück.

Helga Mayer war jetzt am Sonntag auch beim Wasserfest zu Gast, bei dem die neu erschlossene Quelle zelebriert wurde (wir berichteten). „Mit der Quelle V ist die Zukunft der Bad Bellinger Therme für die nächsten 50 Jahre gesichert“, freute sich Bürgermeister Christoph Hoffmann beim Festakt, an dem auch rund 80 Bürger teilnahmen. Rund 3,8 Millionen Euro hat die Gemeinde in die Sicherung des Heilbads investiert.

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