Turbo-Internet für alle: Bis 2030 soll jedes Haus im Landkreis Lörrach mit einem direkten Glasfaseranschluss versorgt sein. Das ist das Ziel des Zweckverbands Breitbandversorgung, dem sich unter Federführung des Landkreises alle 35 Kreis-Gemeinden angeschlossen haben. In Bad Bellingen wird der Anschluss an die Datenautobahn jedoch deutlich früher erfolgen, wie Bürgermeister Christoph Hoffmann bei einem Pressegespräch im Rathaus mitteilte. Von Claudia Bötsch Bad Bellingen. Als erster Teilort wird Rheinweiler schnelles Internet bekommen. Gestartet wird mit dem Gewerbegebiet Ende 2017. Bis Ende 2019 sollen voraussichtlich alle Teilorte – mit Ausnahme von Hertingen – ans Glasfasernetz angeschlossen sein. Hertingen, das im Augenblick die technisch beste Versorgung hat, soll etwa 2021 folgen. Der Bad Bellinger Gemeinderat hat bereits einen Grundsatzbeschluss gefasst, dass Glasfaser an jedes Haus gebracht wird. Die Kosten belaufen sich für die Gemeinde auf rund 5,5 Millionen Euro. Die Maßnahme wird voraussichtlich zur Hälfte mit Zuschüssen aus Bund und Land finanziert, der andere Teil soll über Darlehen gestemmt werden. In Bad Bellingen geht es um rund 1200 Haushalte, die über insgesamt 50 Kilometer lange Kabel erschlossen werden. Bad Bellingen investiert 5,5 Millionen Euro Die Investition sei zwar gewaltig, aber der einzige und richtige Weg für eine zukunftsträchtige Lösung, meinte Bürgermeister Hoffmann. Schnelles Internet sei ein zentraler Standortfaktor – der Bedarf an Datenmengen und -austausch werde in den kommenden Jahren weiter rasant zunehmen. Nicht zuletzt bedeute ein Glasfaseranschluss auch eine Wertsteigerung für jede Immobilie, betonte Hoffmann. Das Thema Internet beschäftige ihn seit seinem Amtsantritt 2007, berichtete Hoffmann. Seitdem habe die Gemeinde rund 400 000 Euro investiert, Zuschüsse seien in Höhe von rund 100 000 Euro geflossen. Momentan habe man für jeden Ortsteil eine andere Lösung. Die Glasfaser soll jetzt „die endgültige Lösung für die gesamte Gemeinde bringen“ und für die nächsten Jahrzehnte. „Das hat Zukunft“, betonte der Rathauschef. Den „großen Handlungsbedarf“ im Landkreis unterstrich auch Paul Kempf, Geschäftsführer vom Zweckverband Breitbandversorgung des Landkreises Lörrach. „Die Datenmengen nehmen immer mehr zu.“ Der flächendeckende Glasfaserausbau biete eine „nachhaltige und vernünftige Lösung“. Zuerst profitieren übrigens die am schlechtesten versorgten Gemeinden. Der Vorteil von Glasfaser gegenüber Kupfer   ist, dass aufgrund einer fehlenden physikalischen Dämpfung die Daten sehr viel schneller durchgeleitet werden können. Die maximale Bandbreite wird höchstens von den Endgeräten begrenzt. Gemeinden werden über Back-Bone-Netz verbunden Über den Zweckverband wird die Infrastruktur für den Breitbandausbau geschaffen. Im gesamten Landkreis soll ein unabhängiges Glasfasernetz gebaut werden, für das derzeit die Betreiberausschreibung läuft. Geplant ist ein insgesamt 360 Kilometer langes so genanntes Backbone-Netz (Gemeindeverbindungsnetz), über das jeder Ortsteil bis zu einem Übergabepunkt an das Glasfasernetz angeschlossen werden soll. Aufbauend auf dieses Datenrückgrat können die Gemeinden ihr Ortsnetz errichten. Die Ortsnetze werden von den Gemeinden zusammen mit dem Zweckverband nach einheitlichen Kriterien geplant. Die Trasse des Zweckverbands wird von Kleinkems zugeführt, und sie verläuft Rhein abwärts durch das Gemeindegebiet weiter in Richtung Schliengen. Der Förderantrag für diese Strecke wird vorbereitet. In Schliegen „Sonnenstück“ Ausgangspunkt In Schliengen wird der Startpunkt das Gewerbegebiet „Sonnenstück“ sein, von dort aus werde die Anbindung erfolgen. In den Schliengener Ortsteilen habe man, was die Internetversorgung angehe, „eine ganz passable Ist-Situation“, meinte Kempf. Problematisch sei es allerdings in Schallsingen, relativ schlecht sei die Versorgung auch in Mauchen. Auf die Haushalte kommen dann noch Kosten für die letzten Meter von der Grundstücksgrenze bis zum Haus zu, neben den monatlichen Kosten für die Netznutzung. Die Rentabilität und Finanzierung des Projekts ist abhängig von der Anschlussrate. „Wir sind optimistisch, dass das kommunale Netz angenommen wird und die Finanzierung des Netzes sich aus den Teilnehmerbeiträgen, – die sicher nicht höher liegen als bei den bisherigen Anbietern, gelingen wird“, so Bürgermeister Hoffmann. „Die Anschlussgebühren für einzelne Haushalte werden im Zuge des Ausbaus von Haus zu Haus am Anfang günstiger sein. Ein Nachrüsten zu späteren Zeitpunkten wird aufgrund des erhöhten Aufwands deutlich teurer“, meinte Paul Kempf. Das Eröffnungsangebot werde voraussichtlich bei 714 Euro liegen (bis zu 15 Meter). Sind bereits Leerrohre vorhanden, werde dies vergütet. Im Neubaugebiet bereits Glasfaseranschlüsse Im Neubaugebiet Hellberg und auch im neuen Baugebiet Hinterm Hof II sind beziehungsweise werden Glasfaseranschlüsse schon mitverlegt. Glasfaseranschlüsse an jedes Haus werden laut Verwaltung auch immer mitverlegt bei Neubauten von Wasserleitungen oder Elektroleitungen, die ebenfalls an jedes Haus geführt werden müssen. Aktuell werden von Gemeinde und Zweckverband Glasfaserhausanschlüsse im Huxmattenweg in Rheinweiler gebaut.