Es gibt immer wieder neue Seiten an Johann Peter Hebel zu entdecken, dem Schriftsteller, Theologen und Menschenfreund, dazu Schutzparton der Mundartdichter. So auch beim diesjährigen Hebelschoppen in Hertingen. Von Dorothee Philipp Bad Bellingen-Hertingen. Hier in Hertingen hat Hebel drei Jahre als Vikar und Hauslehrer gewirkt, zu seinem Andenken hat der Kanderner Schwarzwaldverein 1910 zum 150. Geburtstag Hebels die Tradition begründet. Immer am vierten Sonntag im Oktober läutet die Glocke um 14 Uhr vom Hertinger Kirchturm und ruft zum Hebelschoppen, erinnerte Organisator Karl Mannhardt in seiner Begrüßung zur 106. Auflage. „So etwas wie eine große Familie“ Wie immer war die Kirche bis auf den letzten Platz besetzt. Gekommen waren auch die Trachtengruppen aus Weil am Rhein und Kandern sowie viele Hebelfreunde aus der Region, dem Elsass und der Schweiz, unter ihnen der bekannte Autor und Musiker Stefan Pflaum. Man sei so etwas wie eine große Familie, erinnerte Mannhardt. Und er freue sich, dass jedes Jahr auch neue „Hebelfründ“ dazukommen. Im Zentrum des Hebelschoppens steht jeweils ein Fachvortrag zu einem Aspekt von Hebels Leben und Wirken. In diesem Jahr beleuchtete Pfarrer i.R. Axel Huettner eine menschlich-private Seite, nämlich die Freundschaft Hebels zum Ehepaar Gottfried und Sophie Haufe, die er während ihrer Zeit in Straßburg, wo Haufe als Goldschmied tätig war, fast jährlich besuchte. Von hier hat Hebel viele Motive und Anregungen für seine Schriften, auch für die Alemannischen Gedichte mitgenommen. Doch zunächst wurde eins der Gedichte auf charmante Art lebendig: Christa Heimann in der Vreneli-Tracht mit weiten Röcken und eng anliegendem Käppchen und Thomas Hofer im Gehrock mit Weste und Uhrkette lasen das herzerwärmende Gedicht, in dem „Hans und Vrene“ sich gegenseitig ihre Liebe bekennen. Die szenische Lesung machte dem Publikum erkennbar Freude. Eine bessere Überleitung zu Hebels „Straßburger Elysium“, wie Huettner seinen Vortrag überschrieben hatte, konnte es nicht geben. Dass man so viel über die familiären Beziehungen und Verzweigungen der Haufes weiß, ist den Lebenserinnerungen zu verdanken, die Sophie Haufe, geborene Bögner, als alte Frau in ihren letzten Lebensjahren im Teninger Pfarrhaus aufgeschrieben hat. Sophie kam 1786 als Tochter des Pfarrers Johann Jacob Bögner in Müllheim zur Welt. Kurz nach ihrer Geburt zog die Familie nach Hertingen, wo der Vater die Nachfolge des verstorbenen Philipp Jacob Schlotterbeck antrat. Bei diesem war Hebel drei Jahre lang Vikar gewesen – die erste Verbindungslinie. Pfarrer Bögner stirbt schon 1789, die Mutter zieht mit ihren zwei Töchtern nach Karlsruhe. Dort tritt der in Lörrach geborene Gottfried Haufe in Sophies Gesichtsfeld, er besuchte in Durlach seinen ehemaligen Lehrer Hebel, der ihm einen Besuch bei den Bögners empfahl – die nächste Verbindungslinie. So spinnt sich die Geschichte weiter, die Zuhörer machten Bekanntschaft mit den vielen Menschen, Familienmitgliedern und Freunden um Hebel, Haufe und die Bögners. Zirkel vereinte Künstler, Gelehrte, Pfarrer, Kaufleute Den Fokus legte Huettner auf die Jahre ab 1805, als Hebel begann, das jung verheiratete Paar Sophie und Gottfried Haufe in Straßburg zu besuchen, wo Haufe als Goldschmied arbeitete. Der Zirkel, der sich in ungezwungener Häuslichkeit dort traf, vereinte Künstler, Gelehrte, Pfarrer und Kaufleute, unter ihnen Joseph von Görres, Jacob Grimm, Johann Heinrich Jung Stilling und andere. Die lebenslange Freundschaft mit Hebel findet einen Widerschein auf Sophie Haufes Grabmal auf dem Teninger Friedhof, wo neben Geburts- und Todesdatum vermerkt ist: „Die Straßburger Freundin von J.P. Hebel“. Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von der Chorgemeinschaft Bad Bellingen unter der Leitung von Günter Meyer. Nachdem Pfarrer Michael Donner das Dankgebet mit Vaterunser gesprochen hatte, erklang der gemeinsam gesungene Choral „Danket dem Herrn!“ Im Gemeindesaal ging es dann zum geselligen Teil über, durch den in altbewährter Weise Hans Werner Oettlin als sprachkundiger Moderator führte.