Von Claudia Bötsch Bad Bellingen-Rheinweiler. Das Leben von „Tiger“, der Ende Juni von einem Unbekannten massiv misshandelt worden war, hing am seidenen Faden (wir berichteten). Umso glücklicher ist Familie Haase aus Rheinweiler, dass der kleine Kater mittlerweile „überm Berg ist und es ihm wieder gut geht“. Seit zwei Wochen kann der Freigänger wieder raus in den Garten, Medikamente nimmt er seit kurzem auch nicht mehr. „Tiger ist wieder quietschfidel“, freut sich Claudia Haase. Die schwere Attacke hat aber ihre Spuren hinterlassen, nicht nur äußerliche. Ein Unbekannter hatte das erst ein Jahr alte Tier derart misshandelt, dass seine Wirbel auseinandergerissen wurden. In der Wirbelsäule, zwischen Rücken- und Schwanzwirbel, klaffte eine Lücke von mehreren Zentimetern. Die Tierärztin vermutete, dass der Kater entweder mit enormer Kraft am Schwanz gezogen oder er am Schwanz gehalten und durch die Luft geschleudert worden war. Seit dem Vorfall war er nicht mehr in der Lage, Kot abzusetzen. Der Darm musste manuell entleert werden. Bei der lebensrettenden und kostspieligen Operation musste der Schwanz, dessen Nervenbahnen bei der Attacke zerstört wurden, schließlich amputiert werden. Bis heute kann das Tier nicht selbstständig Kot absetzen, weil die Nerven nicht nicht mehr intakt sind – der Mensch muss mit einem Tuch nachhelfen. „Er ist wie ein kleines Kind, dem man den Popo abwischen und eincremen muss“, berichtet Claudia Haase. Ob sich daran je etwas ändern wird, weiß niemand. Denn bei Nervenverletzungen kann man nur auf Eigenheilung hoffen. „Wir sind glücklich, dass er die OP gut überstanden und es bis hierher geschafft hat, und dass er sich offensichtlich wieder sehr wohl fühlt. Alles andere wird die Zeit bringen“, sagt Claudia Haase. Gefreut habe sie sich auch über die große Anteilnahme, nachdem unsere Zeitung über den Fall berichtet hatte. Nach wie vor gibt es keinen Hinweis auf den Täter. Die Familie hatte Anzeige beim Polizeiposten Markgräflerland in Kandern erstattet. „Die Polizei war auch vor Ort und hat Nachbarn befragt“, berichtet Claudia Haase. Die Anzeige wurde auch der Staatsanwaltschaft Lörrach vorgelegt. Ermittelt wird wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz und wegen Tiermisshandlung. Kanderns Postenleiter Peter Müller ermutigt Betroffene, die Ähnliches erfahren, solche Delikte unmittelbar zur Anzeige zu bringen. Denn je früher die Polizei davon erfahre, desto höher sei die Chance, den Täter zu ermitteln. Zumal es sich immer auch um den Beginn einer Serie handeln könne. In Rheinweiler sei indes seit dem Vorfall im Juni erfreulicherweise nichts mehr geschehen. Familie Haase hatte, wie bereits berichtet, nicht als einzige einen Fall von Tiermisshandlung zu beklagen. Die Katze ihres Nachbarn, Frank Würmlin, war Ende Mai von einem Unbekannten mit einem Luftgewehr angeschossen worden.