Bad Bellingen Konstruiert aus dem, was da war

Weiler Zeitung
Kurt Weckerlin fasst an den Handgriff der ganz individuell zusammengebauten Sägemaschine, die nun auch einen Platz unter dem Bahnviadukt gefunden hat. Foto: Jutta Schütz Foto: Weiler Zeitung

Freilichtmuseum: Neue Attraktion in der Ausstellung landwirtschaftlicher Geräte unter dem Bahnviadukt

Von Jutta Schütz

Die Ausstellung landwirtschaftlicher Geräte unter dem Bahnviadukt in Bad Bellingen ist um eine Attraktion reicher. Die Holzsäge, die Ernst Büche kurz nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Motto „Not macht erfinderisch“ aus Bunkerbetten, einem Elektromotor, einem Sägeblatt, einem Transmissionsriemen und zwei unterschiedlichen Motorradrädern konstruierte, steht nun im neuen „Freilichtmuseum“.

Bad Bellingen. Das unkonventionelle, heutzutage seltsam anmutende Gerät dürfte vielen älteren Bürgern noch bekannt sein. Damals fuhr Heinrich Schlecht mit der Säge, die geschoben oder an einen Bulldog angehängt werden konnte, von Haus zu Haus, um Brennholz zu sägen.

„Nach dem Krieg waren die Leute echt erfinderisch“, stellt Kurt Weckerlin fest. Er berichtet, dass die Säge 2015 dem Museumsförderkreis übereignet wurde.

16 Ausstellungsstücke sind nun bereits unter den Bögen des Eisenbahnviadukts zu sehen – „es ist noch Platz für weitere Großgegenstände“, schmunzelt Weckerlin. Jedes Ausstellungsstück wird mit einer dazu gehörenden Tafel beschrieben, die der Museumsförderkreis hat anfertigen lassen. So gibt es mehrere Geräte zur Weinherstellung, wie einen „Kieselgur- Dosierer“ oder einen „Asbest-Schichtenfilter“, die aus dem ehemaligen Weingut Germann in Müllheim stammen.

Die Traubenpresse, die zu sehen ist, stammt aus der ehemaligen Bad Bellinger Winzergenossenschaft, die sich 1959 der „Schliengener WG anschloss“, so Weckerlin. Max Fräulin ist es zu verdanken, dass die Presse erhalten blieb und zunächst auch weiter benutzt wurde. Von Ulrich Fräulin stammt die Traubenmühle mit Bottich.

Ein wahres Ungetüm ist die Dreschmaschine, die bei Martin Wenk stand – dieser übergab sie 2015 dem Förderkreis. Mit der Dreschmaschine wurde Getreide gedroschen. Kleiner fällt die Stiftendreschmaschine aus, bei der in Längsrichtung eingeschobene Getreidekörner zwischen den Stiften einer sich drehenden Walze herausgetrieben wurden. Dieses Fundstück wurde von Hermann Tanner aus Hertingen übereignet.

Eine weitere kleinere Dreschmaschine stammt aus Hauingen. Der Holztransportschlitten ist fast 150 Jahre alt und wurde von einem Pferd gezogen. Restauriert wurde er von Ralph Schöpflin, der vom Original, das über Familie Speck an das Museum ging, nur noch die Beschläge und Kufen verwenden konnte – der Schlittenaufbau wurde nachkonstruiert. Der wunderschöne Pferdeschlitten für die Personenbeförderung stammt vom Gasthaus „Rössle“ aus Hertingen.

Was Weckerlin besonders freut ist, dass viele Menschen die Geräte genau ansehen, aber bis jetzt „Gott sei Dank“ nichts kaputtgemacht wurde. Nur die eine oder andere Flasche würde er gelegentlich am Freilichtmuseum finden, berichtet er. In diesem Jahr noch soll das Museum unter der „Bogenstelli“ mit einer kleinen Vernissage offiziell „eingeweiht“ werden.

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