Die Bad Bellinger Ortsmitte soll aufgewertet werden. In diesem Zusammenhang strebt die Gemeinde die Aufnahme in ein Programm der städtebaulichen Erneuerung im Jahr 2017 an. Der Gemeinderat hat grünes Licht gegeben, dass ein entsprechender Antrag für den Ortskern Bad Bellingen gestellt wird. Von Claudia Bötsch Bad Bellingen. Im Fokus stehen insbesondere das Rathaus mit Umfeld, der Schlosspark, die Aussegnungshalle sowie Leerstand und Fehlnutzungen im Gebiet. Rathaus, Schlosspark und Aussegnungshalle Im Vorfeld hatten bereits vorbereitende Untersuchungen stattgefunden, die das Büro Geoplan in Zusammenarbeit mit der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung durchgeführt hat. Diese Bestandsaufnahme basiert auf einer Gebietsbegehung, außerdem wurden die betroffenen Bürger befragt. Dazu wurden 75 Eigentümer angeschrieben. Auf Grundlage dieser Untersuchungen wurde auch der Antrag erstellt, der einen Förderrahmen von 2,1 Millionen Euro umfasst. Davon sollen 40 Prozent (840 000 Euro) von der Gemeinde und 60 Prozent (1,26 Millionen) durch Finanzhilfen vom Land und gegebenenfalls Bund abgedeckt werden. Janina Pätzig vom Büro Geoplan stellte die Ergebnisse der Untersuchung im Gemeinderat vor. Dabei machte sie den Handlungsbedarf deutlich. „Das Gebiet Ortsmitte weist erhebliche städtebauliche Mängel auf.“ Diese lägen sowohl in der nicht eindeutigen Funktion des Gebiets für die Gemeinde als auch teilweise in den strukturellen Mängeln der vorhandenen Bebauung und des öffentlichen Bereichs. Der Sanierungsbedarf an den privaten Gebäuden ergebe sich schwerpunktmäßig im Bereich der energieeinsparenden Modernisierung und der energetischen Sanierung (Gebäudetechnik, Wärmeschutz, Fenster). Die größten Mängel liegen unter anderem bei dem denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude sowie dem alten Schulmeisterhaus vor. Die öffentlichen Gebäude seien in einem sanierungsbedürftigen Zustand, wie Pätzig ausführte. Die Aussegnungshalle sowie das Nebenhaus müssten energetisch saniert werden. Das Rathaus wurde zuletzt vor 35 Jahren saniert – hier gibt es Handlungsbedarf bei den Themen Brandschutz und Barrierefreiheit. Stärkung Ortsmitte und Neugestaltung Friedhof Als ein Problem des Gebiets nannte Pätzig das „Fehlen eines Gesamtkonzepts“. Der eigentliche zentrale Bereich des Ortskerns mit Rathaus und Schlosspark sei unzusammenhängend gestaltet. Der Park wirke isoliert und werde nicht als Aufenthaltsort genutzt. Das Rathaus verschwinde für den Betrachter hinter großkronigen Bäumen. Wichtige Anlaufpunkte wie die Touristinfo und der öffentliche Lift seien nicht leicht zu erkennen, was ortsfremden Personen die Orientierung erschwere. Bad Bellingen habe eine Ortsmitte, die eigentlich keine ist, wurde festgehalten. Denn der Ortskern sei aufgrund der eher unklaren Funktion und dem Fehlen entsprechender Infrastruktur wenig belebt. Die Besucher bewegten sich eher im Kurgebiet. Ziel sei es, durch eine zusammenhängende und attraktive Gestaltung des öffentlichen Raums den Ortskern in seiner touristischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Bedeutung zu stärken. Eine zeitgemäße Modernisierung von Gebäuden könne sich hierbei positiv auf die örtliche Infrastruktur auswirken und könne gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit Bad Bellingens verbessern, heißt es im Untersuchungsbericht. Zusammengefasst werden in dem Bericht die wesentlichen Zielvorstellungen und Planungs- und Gestaltungsempfehlungen. Dabei handle es sich lediglich um Vorschläge, wie Pätzig deutlich machte, die für die Gemeinde nicht verbindlich seien. Die beiden Schwerpunkte sind die Stärkung der Ortsmitte und die Neugestaltung am Friedhof. Empfohlen wird unter anderem die Stärkung der Funktion als Ortsmitte durch die Herstellung eines neuen Rathausplatzes zwischen Rathaus, Nebenhaus und Schlosspark „durch eine übersichtliche, zusammenhängende und geordnete Gestaltung“. Dadurch soll der Bereich mehr Aufenthaltsqualität bekommen und auch besser für Veranstaltungen wie den Weihnachtsmarkt nutzbar sein. Thema ist auch eine Neuordnung der Parkplätze. Angedacht wurden auch „fußgängerfreundliche Begegnungs- und Kommunikationsräume“ und eine Belebung des Schlossparks – beispielsweise durch einen Spielplatz, einen gastronomischen Außenbereich und temporäre Ausstellungen sowie eine sichtbare Fußgängerführung durch den Schlosspark zwischen Bahnhof und Ortsmitte. Was passiert mit der Aussegnungshalle" Empfohlen wird zudem die Modernisierung des Rathauses und des Nebenhauses mit Erweiterung der Räumlichkeiten für die Verwaltung auf das Nebenhaus, so dass hier auch Feierlichkeiten wie Hochzeiten stattfinden könnten. Neben der Barrierefreiheit im Gebiet wird auch eine bessere Verbindung der Ortsmitte mit dem Kurbereich aufs Tapet gebracht – durch eine Modernisierung der Treppenanlage und ein ganzheitliches Bepflanzungskonzept für die Böschungen, so dass Sichtbeziehungen zwischen dem Kurbereich und dem Ortskern bestehen, und durch ein modernes Fußgängerleitsystem. Planungsempfehlungen nicht verbindlich Zur Neugestaltung des Friedhofs wird eine „moderne ganzheitliche Gestaltung des Grünraums“ vorgeschlagen, damit die Zugänge zum Friedhof besser wahrgenommen werden. Zentrales Thema ist die Aussegnungshalle. Hier geben die Planer drei Lösungsmöglichkeiten vor: die energetische Sanierung des Gebäudes, den Rückbau bis auf das Untergeschoss und den kompletten Abbruch. An dieser Stelle des Planungsprozesses gehe es noch nicht um Details, machte Bürgermeister Christoph Hoffmann in der Gemeinderatssitzung deutlich. „Es geht um den Rahmen, dass Aufgabenfelder angerissen und Möglichkeiten aufgezeigt werden.“ Welche Maßnahmen schließlich umgesetzt würden, werde sich im weiteren Prozess ergeben. Es gehe darum, bestimmte Themen anzugehen und dafür Lösungen zu finden, so Hoffmann, der vor allem auch auf die Aussegnungshalle verwies.