Wer durch den Hertinger Wald wandert, dem fallen die kleinen Hügel und Gruben auf, die das Gelände durchziehen. Dies sind die sichtbaren Reste des Erzabbaus. Der Förderkreis Heimatmuseum lädt für Sonntag, 16. Oktober, zu einem Spaziergang zu den Hertinger Bohnerzgruben mit Museumsleiterin Maren Siegmann ein. Von Jutta Schütz Bad Bellingen-Hertingen. Die Zeichen des Erz-Tagebaus sind ein großes Industriedenkmal. Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde im Hertinger Wald Bohnerz (Eisenstein) abgebaut. Hertingen gehörte wie Kandern, Liel, Schliengen, Mauchen und Tannenkirch zu den Orten im Markgräflerland, in denen es große Bohnerzvorkommen gab. Der Name ist Programm: Die Knollen von Bohnerz, das einen Eisengehalt von rund 75 Prozent hat, haben im Urzustand ein bohnenförmiges Aussehen. Die Erzvorkommen in Hertingen waren schon den Römern bekannt. Entlang der Römerstraße – die über Hertingen von Basel Richtung Heitersheim verlief –, fanden sich Schlackereste aus römischer Zeit. Im Depot des Museums Alte Schule in Efringen-Kirchen, dessen Leiterin Dr. Maren Siegmann im Rahmen einer Exkursion interessierte Geschichtsfans am Sonntag zu den Bohnerzgruben nach Hertingen führen wird, sind solche Schlackereste aus Hertingen und besonders aus Egringen und Blansingen zu besichtigen. „Egringen war, wenn man von den vielen Schlacke-Funden ausgeht, für unsere Gegend so etwas wie das damalige Ruhrgebiet in Sachen Verhüttung“, verdeutlicht Siegmann. Diese Schlackereste sind teilweise 2000 Jahre alt und älter, denn die ersten Verhüttungsöfen in der Gegend gab es sogar bereits um 600 vor Christus. Aus der Römerzeit wurden bei Bauarbeiten in der Nähe des heutigen Verlaufs der B 3 bei Hertingen übrigens zwei Bohnerz-Schmelzöfen entdeckt, die zur Verhüttung benutzt wurden. Das Bohnerz in Hertingen und im gesamten Markgräflerland war leicht zu schmelzen und von sehr guter Qualität. Das Erz wurde zur Deckung des Eisenbedarfs in der Region verwendet. Bohnerz wurde in späteren Jahrhunderten zur Weiterverarbeitung in die Markgräflichen Eisenhütten in Badenweiler-Oberweiler, Kandern und Hausen geliefert. Diese Eisenhütten standen dort, wo Wasserkraft zur Weiterverarbeitung des Erzes zur Verfügung stand. Da die Bohnerzgruben nicht in direkter Nähe der Eisenhütten lagen, mussten Transportwege und Sammelplätze für die Erzbrocken gefunden werden. Einer dieser Sammelplätze war der Platzhof bei Kandern. Dort wurde das Bohnerz – teilweise von Hand – gesäubert, verlesen und gewogen. Der Weitertransport in die Eisenhütten erfolgte mit Eseln oder mit Ochsenkarren.