Bad Bellingen Sorge um Nitratbelastung

Weiler Zeitung
Das Kolloquium widmete sich dem Thema Nitrat im Grund- und Trinkwasser. Foto: ov Foto: Weiler Zeitung

Trinkwasserkolloquium: Wasserversorger Badenova im Gespräch mit Landwirten und Politik

Von Alexander Anlicker

„30 Jahre Nitrat und kein Ende“ überschrieb Badenova-Vorstandsmitglied Mathias Nikolay das 31. Badenova-Trinkwasserkolloquium, das gestern im Bad Bellinger Kurhaus stattfand.

Bad Bellingen. Besondere Aktualität hat das Thema Nitrat in Grund- und Trinkwasser erfahren, nachdem die EU-Kommission Klage gegen die Bundesrepublik vor dem Europäischen Gerichtshof eingereicht hat, da auf einem Drittel der Fläche im Grundwasser der Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter überschritten werde.

Die gute Nachricht für die Region vorneweg: „Wir sind überall deutlich und zuverlässig unter dem Grenzwert“, unterstrich Nikolay.

In kurzen Referaten stellten sich Johann-Martin Rogg von der Badenova, Hubert God vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) sowie Ministerialrat Thomas Mader vom baden-württembergischen Umweltministeriums dem Thema jeweils aus Sicht der Wasserversorger, der Landwirtschaft und des Gesetzgebers.

„In 30 Jahren hat sich nichts grundlegend geändert“, erklärte Rogg und verwies darauf, dass in weiten Bereichen in Deutschland die Nitratbelastung im Grundwasser über dem Grenzwert liege. Die „Hotspots“ lägen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen aufgrund der dortigen Mastviehhaltung. Aber auch am Oberrhein wiesen mehr als die Hälfte der Messstellen Werte von mehr als 25 Milligramm Stickstoff pro Liter auf.

Baden-Württemberg habe in den 1980er Jahren schnell reagiert und dafür gesorgt, dass die Verhältnisse nicht schlechter geworden seien, sagte Rogg. Allerdings warnte er in einigen Bereichen vor einem negativen Trend auch im Markgräflerland und nannte als Beispiel das Wasserschutzgebiet auf Gemarkung des Bad Krozinger Ortsteils Hausen, wo einige – nicht alle – Brunnen Nitratwerte nahe am Grenzwert aufwiesen.

Rogg forderte einen Emissionsgrenzwert von deutlich unter 50 Milligramm pro Liter im Sickerwasser, auf deren Grundlage regionale Oberwerte für die Stickstoffdüngung festgelegt werden. Zugleich warb er für eine engere Kooperation mit der Landwirtschaft und eine Novellierung der „Schutzgebiets und Ausgleichsverordnung“ (SchALVO).

Die Landwirte seien mit ihren Sickerflächen Vorlieferant der Wasserwerke, stellte der BLHV-Vertreter Hubert God fest. Er machte in seinem Referat deutlich, dass Stickstoff neben Phosphat und Kali der Hauptnährstoff für Pflanzen sei. Es sei daher kein Stickstoff-, sondern ein Mengenproblem. Das Dilemma sei, dass das Nitrat im Bodenwasser, das von den Wurzeln aufgenommen werden kann, auswaschungsgefährdet sei. Diese Auswaschung lasse sich nicht verhindern, aber begrenzen, ist God überzeugt. Er nannte eine Vielzahl von Maßnahmen, damit Pflanzen möglichst wenig Nitrat im Boden übriglassen, wie exakte Dünnung, Bodenruhe im Herbst und Winter, Begrünung oder die Optimierung des Pflanzbestands. Beispielsweise könnten mit Körnermais nitratbelastete Böden saniert werden, da dieser viel Nitrat aus dem Boden ziehe.

Das Problem aus Sicht der Landwirtschaft sei, dass diese am freien Markt agiere und im Gegenzug für strenge Auflagen bei der Bewirtschaftung der Flächen einen finanziellen Ausgleich benötige, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Gleichwohl zeigte sich God optimistisch und wies in seinem Ausblick auf die wachsende Ressourceneffizienz und die Digitalisierung in der Landwirtschaft hin. „Die Landwirte werden immer besser“, sagte God und zeigte sich davon überzeugt, dass die Nitratbelastung weiter abnehmen werde.

Ministerialrat Mader beklagte in seinem Vortag eine verzerrte öffentliche Wahrnehmung. Er verwies darauf, dass die EU-Kommission das Vertragsverletzungsverfahren nicht angestrengt habe, weil die Nitratwerte zunehmen, sondern weil diese nicht fallen. Die Situation in Baden-Württemberg sei deutlich besser als in Deutschland insgesamt, betonte er. Der durchschnittliche Nitratgehalt im Grundwasser in Baden-Württemberg sank von 1993 bis 2016 von 26 auf 21 Milligramm pro Liter. Seit 2001 seien die Sanierungsgebiete (mehr als 45 mg/l) von 45 500 Hektar um 72 Prozent auf 13 400 Hektar geschrumpft, gleiches gilt für die Problemgebiete (mehr als 25 mg/l), deren Fläche um 25 Prozent abgenommen habe. Ziel seien 100 Prozent im Normalzustand, erklärte Mader.

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