Baden-Württemberg 8000 Kilometer langes Radnetz soll alle Städte verbinden

SIR/dpa
Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann will alle Städte im Land mit einem 8000 Kilometer langen Radnetz verbinden. Foto: dpa

Grün-Rot will Pendler zum Umsteigen vom Auto aufs Fahrrad bewegen, auch um verstopfte Straßen zu entlasten. Ein 8000 Kilometer langes Alltags-Radnetz soll alle Städte verbinden.

Grün-Rot will Pendler zum Umsteigen vom Auto aufs Fahrrad bewegen, auch um verstopfte Straßen zu entlasten. Ein 8000 Kilometer langes Alltags-Radnetz soll alle Städte verbinden.

Stuttgart - Öfter mal im Anzug aufs Rad: Mit einem durchgängigen Netz will Grün-Rot das Fahrrad im Alltag etablieren. Alle Städte im Land sollen über kurz oder lang an das zunächst 8000 Kilometer lange Radnetz angeschlossen werden, wie Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Mittwoch in Stuttgart mitteilte. Erste Pläne für das Alltagsnetz sollen in einem Jahr vorliegen. Wo muss ausgebaut werden? Welche Lücken müssen geschlossen werden? Geplant ist auch eine einheitliche Beschilderung - „die dann auch endlich gut lesbar ist“, wie Hermann versicherte. Der Fahrradclub ADFC ist begeistert.

Wenn ein Luxusradweg „irgendwo im Nirwana“ endet, dann hat die Verkehrspolitik aus Sicht des Ministers versagt. Auch das vorhandene, rund 4000 Kilometer umfassende Netz touristischer Radwegen werde in das sogenannte Alltagsnetz eingebunden. Mehrere Tausend Kilometer des Netzes seien schon vorhanden, unter dem Strich sei das Ganze aber ein Langzeitprojekt: „Wir brauchen langen Atem.“

Über Jahre sein Baden-Württemberg Schlusslicht in Sachen Radverkehr gewesen. „Aber wir holen auf“, sagte Hermann und verteidigte die Erhöhung der Fördermittel für den Radwegebau. Jeder Euro für den Radverkehr entlaste die oftmals verstopften Straßen im Südwesten. Die Landesregierung habe daher die Fördermittel für den Rad- und Fußverkehr in den Kommunen für das laufende Jahr von 10 auf 15 Millionen Euro erhöht. Die gleiche Summe müssten die Kommunen drauflegen, um die Förderung zu bekommen. Weitere fünf Millionen kommen aus Berlin für Radwege entlang von Bundesstraßen.

Südwest-Radfahrer sind begeistert

„Zu lange unterschätzt, zu lange zu wenig gefördert“ worden sei der Radverkehr als nachhaltiges und günstigstes Verkehrsmittel, so Hermann. Wie weit man sein könne, beweise Musterschüler Freiburg. Dort sollen „Autobahnen“ für Fahrräder noch mehr Bürger vom Umsteigen auf das Zweirad überzeugen. Zügig, komfortabel und sicher sollen die Radfahrer auf 13 Routen durch die Stadt geführt werden - wo es geht kreuzungsfrei. Entlang von Hauptverkehrsstraßen soll die Ampelschaltung auf den Radverkehr abgestimmt werden. In Nebenstraßen bekommen Radfahrer Vorfahrt. Laut Stadt werden in einem ersten Schritt drei Pilotrouten dieses Rad-Vorrang-Netzes ausgebaut.

Langfristiges Ziel bleibt es laut Hermann, den Anteil der Radfahrer an allen Verkehrsteilnehmern landesweit von derzeit 8 Prozent auf 20 Prozent zu erhöhen. Vorbilder wie Freiburg mit fast 30 Prozent und Karlsruhe mit fast 25 hätten das schon längst erreicht. Vorbilder seien auch Tübingen, Mannheim oder Offenburg. 39 Kommunen haben sich inzwischen der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen angeschlossen. Es gebe aber eben auch zig Städte und Gemeinden, in denen über Jahrzehnte zu wenig getan worden sei.

Nahezu begeistert sind derweil Baden-Württembergs Radfahrer. Hermanns alltagstaugliches Netz sei „total sinnvoll“, sagte die Landeschefin des Fahrradclubs ADFC, Gudrun Zühlke. Die Idee dazu stamme vom ADFC, die alte CDU-FDP-Landesregierung habe aber nie darauf reagiert. Grün-Rot setze sich ein, der Ausbau von Infrastruktur brauche aber immer seine Zeit. Wichtig sei es, sich die Radfahrwege Kilometer für Kilometer anzusehen, um den Ausbau und die Verknüpfung planen zu können. „Oft weiß ja kein Mensch, in welchem Zustand die Wege sind.“

Derweil ist die CDU-Fraktion verwundert: So gebe es belege dafür, dass Hermann allein 2013 rund 2,5 Millionen Euro, die für den Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur zur Verfügung standen, nicht ausgegeben habe. Wie schon beim Straßenbau zeige sich, so Verkehrsexperte Patrick Rapp, „dass der Minister nicht in der Lage ist, zur Verfügung stehende Mittel tatsächlich zu nutzen“. Verwunderlich sei auch, dass beim Ausbau der Radinfrastruktur für Hermann die Themen Flächenfraß oder Artenschutz gar keine Rolle spielten.

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