Badenweiler Abseits vertrauter Repertoirewege

Weiler Zeitung
Joachim Pack (v.l.), Dorothea Rieger und Johannes Radeke boten interessante Einblicke in die Liedkunst zwischen Jagd und Salon. Foto: Willi Vogl Foto: Weiler Zeitung

Musik mit Dorothea Rieger, Johannes Radeke und Joachim Pack

Von Willi Vogl

Badenweiler. In Baden-Baden waren im 19. Jahrhundert Musikergrößen wie Clara Schumann und Johannes Brahms in den Sommermonaten aktiv und bescherten den kurenden Gästen Kunstgenüsse erster Klasse. Auch heutzutage wissen Kurdirektoren und Veranstalter um die förderliche Wirkung von Musik in Verbindung mit den vielfältigen Kuranwendungen. Sie leisten sich oft ganzjährig ein kleines Instrumentalensemble oder warten mit musikalischen Genüssen der besonderen Art auf.

Die Freiburger Sopranistin und Veranstalterin Dorothea Rieger knüpfte an diese Tradition an und lud zum Konzert in den Gemeindesaal der Evangelischen Pauluskirche ein. Mit von der Partie waren der freischaffende Freiburger Hornist Johannes Radeke und Joachim Pack, der Pianist des Badenweiler Kurensembles „Prima la Musica“. Abseits allzu vertrauter Repertoirewege gab es interessantes zu entdecken.

Da war zunächst Johann Vesque von Püttingen. Seines Zeichens Jurist in höchsten Staatsämtern Österreichs, fand er dennoch Zeit etwa 300 Lieder zu komponieren und sie gelegentlich in Personalunion als Sänger vorzutragen. Dorothea Rieger wählte vier seiner Lieder aus und präsentierte sie stilsicher und mit feinem Engagement. Wenngleich Püttlingens melodische und satztechnische Einfälle eher einem Lehrbuch für Tonsatz entstammen, bewegen sie sich harmonisch vielfältig auf der Höhe ihrer Zeit zwischen Schubert und Brahms.

Aus den „Vier Gesänge“ in der Besetzung mit allen drei Musikern gab es von Carl Gottlieb Reissiger zu hören. „Hornesruf“ und „Abendständchen“ zeigten sich vor allem für das Horn in vertrauter Dreiklangsmelodik. Gelegentlich auftretende Balanceprobleme zwischen dem zumeist elegant agierenden Hornisten Radeke und der agilen Sopranstimme Riegers waren zu einem guten Teil der wummerigen Akustik des Saals zuzuschreiben.

Seinen lehrreichen wie amüsanten Exkurs zum Parforcehorn illustrierte Radeke mit fröhlich schmetternden Klangbeispielen auf dem dünnblechigen Jagdinstrument. Damit war das Publikum für das folgende „L’appell du chasseur“ von Saverio Mercadante und Jaques François Gallay in besonderem Maße sensibilisiert. Mit zwei Salonstücken aus den „Six mélodies“ von Charles Gounod zeigte sich Radekes Hornspiel zum einen verträumt kantabel, zum anderen kräftig graziös.

In großer Intensität erklangen Lieder von Richard Strauss. Die teilweise ursprünglich mit Orchester konzipierten Werke forderten in den Übertragungen aufs Klavier den ganzen Pianisten. Vollgriffig, klangsinnlich und einfühlsam meisterte Joachim Pack seinen Part. Über glitzerndem Figurenwerk im „Wiegenlied“ und über ausladendem mystischen Bassgegrummel im „Gesang der Apollopriesterin“ entwickelte Dorothea Rieger ihre weiträumigen auf Schönklang bedachten Melodielinien.

Das Jugendwerk „Alphorn“, das Richard Strauss für seinen Vater, dem Berufsmusiker und Hornisten komponierte, beendete den Kunstgenuss.

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