Badenweiler Alte Meister – ganz modern

Weiler Zeitung
Alexander Melnikov, Isabelle Faust und Jean-Guihen Queyras spielen Schumann und Sciarrino. Foto: Dorothee Philipp Foto: Weiler Zeitung

Musiktage: Von Pianist Aimard über Isabelle Faust und das Belcea-Quartett bis zu Jean-Guihen Queyras

Von Dorothee Philipp

Badenweiler. Klaus Lauer hat recht: Die Latte lässt sich nicht mehr höher legen, was Qualität und Originalität der Badenweiler Musiktage angeht. Der künstlerische Leiter, der sich mit dem nächsten Zyklus im November aus dieser Funktion verabschieden will, hat allen Grund, stolz auf ein Lebenswerk zu sein, das seinesgleichen sucht.

Nach einer siebenjährigen Pause nach dem Ende der legendären Römerbad-Konzerte ist im Mai 2014 ein Neubeginn im Badenweiler Kurhaus gelungen, der nahtlos an die Römerbad-Reihe anknüpfte. 2015 ging man zu einem halbjährigen Turnus über, so dass jetzt mit dem Thema „Carte blanche“ die sechsten „Badenweiler Musiktage“ über die Bühne gingen.

Künstlerische Prominenz war wieder eingeladen: der Pianist Pièrre-Laurent Aimard, der schon im „Römerbad“ fasziniert hatte, die Ausnahme-Geigerin Isabelle Faust mit ihrer kostbaren „Dornröschen-Stradivari“, das Belcea-Quartett und der Cellist Jean-Guihen Queyras sowie die Pianisten Alexander Melnikov und Tamara Stefanovich.

Das Programm trug auch dieses Mal erkennbar die Handschrift Klaus Lauers, der sich nie von irgendwelchen Tourneeplänen diktieren lässt, sondern die Künstler persönlich einlädt und mit ihnen auch das Programm abstimmt. So gab es auch dieses Mal wieder eine Uraufführung: „C...“ von Bruno Mantovani, dem Direktor des Pariser Konservatoriums, der als Komponist und Pianist bei den Musiktagen im Mai 2015 sehr präsent war und dieses neue Stück jetzt Klaus Lauer und dem Cellisten Jean-Guihen Queyras gewidmet hat. Zweimal, im ersten und im letzten Konzert, präsentierte Queyras die Komposition, die ein Auftragswerk der Ernst-von-Siemens-Musikstiftung und der Badenweiler Musiktage war.

Ein seltenes Erlebnis war der Abend mit Pièrre-Laurent Aimard, der das kräftezehrende Zweistunden-Werk „Vingt regards sur l’ enfant Jesus“ von Olivier Messiaen präsentierte. Die Komposition aus dem Jahr 1944 gilt als Schlüsselwerk der modernen Klavierliteratur. Die Zusammenstellung von älteren Werken und Kompositionen der Neuzeit bis in die Gegenwart wurde auch dieses Mal vom Publikum hoch gelobt. Man höre nach den modernen Stücken erst einmal, wie modern auch die alten Meister komponiert haben, sagte der Philosoph und Schriftsteller Rüdiger Safranski, einer der Stammgäste der Badenweiler Musiktage, unserer Zeitung.

Besonders deutlich wurde dies beim letzten Abend, bei dem Isabelle Faust, Jean-Guihen Queyras und Alexander Melnikov zwei Klaviertrios von Schumann vorstellten. Dazwischen erklang mit dem Trio No. 2 des Italieners und Magiers der Obertöne, Salvatore Sciarrino, ein Werk, das zwar schon 1987 entstanden ist, aber immer noch ultra-avantgardistisch klingt mit seinen Flageolett-Klängen, in denen Katze und Vogel gleichzeitig zu singen scheinen.

Das älteste Werk war diesmal Schuberts Streichquintett in C, ein Schlüsselwerk der Romantik, in unvergleichlicher Transparenz und Schönheit vom Belcea-Quartet interpretiert, mit Jean-Guihen Queyras als zweitem Cellisten.

Ein Festival der Neuen Musik aus dem 20. und 21. Jahrhundert war der dritte Abend mit Webern, Boulez, Carter, Ravel und anderen.

Klaus Lauer wird sich als künstlerischer Leiter der Badenweiler Musiktage im Herbst verabschieden mit allen Streichquartetten Beethovens in der Reihenfolge ihrer Entstehung. Dafür braucht es sechs Konzerttermine an fünf Tagen. Zu Gast ist das Danel-Quartett, das schon im Mai 2015 in Badenweiler zu hören war.

Nach Klaus Lauer übernimmt die Musikwissenschaftlerin und Journalistin Lotte Thaler die Intendanz für die Badenweiler Musiktage. Thaler ist bereits für die Reihe der Schlosskonzerte in Bad Krozingen verantwortlich.n  Mehr Infos unter www.badenweiler-musiktage.de

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