Badenweiler Liebeserklärung an einen treuen Gast

Weiler Zeitung
Gruppenbild mit Bürgermeister Karl-Eugen Engler, Nike Wagner, Iso Camartin und Michael Schmitz, Geschäftsführer Badenweiler Thermen und Touristik (v.l.) Foto: Beatrice Ehrlich Foto: Weiler Zeitung

Verleihung der Ehrengastwürde an Nike Wagner im Kurhaus von Badenweiler

Badenweiler (bea). Mit Nike Wagner, Publizistin und Kulturwissenschaftlerin, seit 2014 Intendantin des Beethovenfestes Bonn und von 2004 bis 2013 Leiterin des Kunstfestes „Pélerinages“ in Weimar, wird eine Persönlichkeit zum Badenweiler Ehrengast 2015 gekürt, deren Namen weit über die Grenzen Deutschlands hinausklingt. Auf die Ankündigung folgte nun am Samstag die offizielle Verleihung der Ehrengastwürde im Kurhaus von Badenweiler. Auch der Laudator, der Schweizer Iso Camartin, ist in Badenweiler kein Unbekannter. Auf die Begrüßung durch den Geschäftsführer der Badenweiler Thermen und Touristik, Michael Schmitz, folgte die Laudatio des freien Publizisten und Schriftstellers Camartin, der die Römerbad-Colloquien von 2002 bis 2007 geleitet hat. Nike Wagner kennt er seit langem, getroffen haben sie sich am Wissenschaftskolleg in Berlin, dem sie beide als Mitglieder angehörten, immer wieder auch in Badenweiler, wo Wagner mit eigenen Vorträgen an etlichen Colloquien beteiligt war. Mit den „Rittern der Tafelrunde“ hat Wagner im Vorfeld der Verleihung der Ehrengastwürde die regelmäßigen Teilnehmer der Römerbad-Colloquien verglichen – eine eingeschworene Gemeinschaft von Intellektuellen, die sich über Jahre hin in Badenweiler versammelten. Dieses Bild passt auch zu Camartins Laudatio, in der er die Geehrte in wohlgesetzten Worten, in althergebrachter, beinahe höfischer Ausführlichkeit zur „Weltfrau“ erhebt. In Anlehnung an Baltasar Graciáns Figur „El discreto“ von 1646 (dt.: Der kluge Weltmann), könne man Nike Wagner „La discreta“ nennen, schlägt er vor. Es ist jedoch der Jesuit Gracián selbst, dessen ausführliche Beschreibung auch zu der Geehrten passen würde: brillant, mutig, frech, aber auch hartnäckig – „Er erleichtert uns nicht das Leben und unsere Interessen, sondern macht es uns mit seinen Einfällen und Vorschlägen nur schwerer. Also werden wir dafür Sorge trage, dass sein Baum nicht in den Himmel wächst“, urteilten die Mächtigen seiner Zeit. Wer würde dies nicht auf Nike Wagners (bisher) gescheiterte Ambitionen in Bayreuth beziehen?

Zum Ende seines Vortrags bekennt er sich als Anhänger eines „Neu-Bayreuth“, geschaffen von Wagners Urenkelin Nike, dessen Verwirklichung er allerdings mit Francis Bacons „Nova Atlantis“ als utopische Fantasie in einer ungewissen Zukunft ansiedelt.

„Außerordentlich stolz” sei sie auf die Auszeichnung, darauf in diese Reihe illustrer Persönlichkeiten aufgenommen worden zu sein, bekennt Nike Wagner lächelnd, nachdem sie schließlich selbst an das Rednerpult getreten ist. Sie schlägt einen Deal vor zwischen Badenweiler und Bonn, wo sie sich seit diesem Jahr für das Beethoven-Fest verantwortlich zeichnet. „Ich empfehle meinen Gästen Badenweiler als Kurort und sie schicken mir Ihre Gäste nach Bonn“ – die Idee gefällt auch Bürgermeister Karl-Eugen Engler außerordentlich gut, der ihr im Anschluss die Ehrengast-Urkunde übergibt.

Als Dank trägt Wagner einen Text vor, den sie unter dem Titel „Hotelhalle und Geistigkeit“ vor vielen Jahren für die Neue Zürcher Zeitung geschrieben hat. Es ist ein Lobgesang auf die besondere Atmosphäre, in der damals Kunstschaffende und Wissenschaftler im Römerbadhotel zusammenkamen. Für einen Moment lang lebt sie wieder auf, die „disputatio inter pares“, bei der man, die Jacke lässig über die Schulter geworfen, im Foyer des Hotels zusammenstand.

Mit der Auszeichnung als Ehrengast sei kein finanzieller Vorteil verbunden, erklärt Klaus Lauer, Initiator der Römerbad-Musiktage und der Römerbad-Colloquien, heute Intendant der Badenweiler Musiktage im Anschluss. Man wolle vielmehr den Namen Nike Wagners – quasi als Kulturbotschafterin – mit Badenweiler verknüpfen. Die Vergabe der Ehrengast-Auszeichnung erfolge jeweils in einem Vierergremium, dem neben Lauer selbst Georg Gloeser sowie der amtierende Bürgermeister und der Kurdirektor angehören.

Beim anschließenden Sektempfang haben die Besucher, eine überschaubare Schar von Getreuen, die an diesem strahlenden Sommernachmittag ins Kurhaus gefunden haben – die Gelegenheit, wieder einmal mit Richard Wagners Urenkelin ins Gespräch zu kommen.

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