Badenweiler Stammgäste sind treu geblieben

Weiler Zeitung
Das Pianistenpaar Yaara Tal und Andreas Groethuysen Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Yaara Tal und Andreas Groethuysen mit „Wagnerverehrung auf beiden Seiten des Rheins“

Von Dorothee Philipp

Badenweiler. „Da bin ich also wieder“: Lebhafter Beifall rauschte auf im Kurhaus von Badenweiler, als Klaus Lauer vor die Bühne trat und die Neuauflage der 2007 eingestellten Römerbad-Musiktage als „Badenweiler Musiktage“ eröffnete.

Die Stammgäste sind treu geblieben, sie kamen aus allen Teilen Deutschlands und der Schweiz, ebenso die Medien, die über die Wiedergeburt eines der anspruchsvollsten Kammermusikfestivals unserer Zeit berichten wollten. Dass nun im Kurhaus von Badenweiler gespielt wird, hat den Vorteil, dass sich hier mehr Zuhörer unterbringen lassen und die Infrastruktur auch gut für einen Empfang danach geeignet ist.

„Wagnerverehrung auf beiden Seiten des Rheins“ hieß das Motto des ersten Abends, und die Szenerie war schon optisch eindrucksvoll: Zwei große Steinway-Flügel, die im Lauf des Programms zum großen Opernformat auflaufen sollten. „Keine Stimmen, kein Orchester, nur zwei Klaviere“, hatte Lauer gleich zu Beginn den Fokus auf die musikalische Substanz gelenkt, die in dieser Besetzung am reinsten zutage tritt. Das Pianistenpaar Yaara Tal und Andreas Groethuysen hatte zudem mit der Programmfolge eine das ganze Konzert übergreifende Dramaturgie entwickelt, in der die Stücke zum Teil nahtlos ineinander übergingen.

So umrahmte Debussys dreiteilige Satzfolge „En blanc et noir“ eine Klavierfassung von Siegfrieds Tod aus Wagners „Götterdämmerung“, die aus der Feder des Wagner-Verehrers und Schwiegervaters von Thomas Mann, Alfred Pringsheim, stammt. Später floss das Venusberg-Bacchanale aus „Tannhäuser“ in spannender Überblendtechnik im Pianissimo in die „Prélude à l`après-midi d’ un faune“ über, auch hier erlebte das Publikum wieder eine verblüffende stilistische Nähe die man den beiden „Mount-Everest-Komponisten“ (Lauer) auf den ersten Blick nicht vermachen würde. Die engen Verbindungen Wagners und Debussys wurden bereits beim ersten Stück deutlich, der von Debussy für zwei Klaviere arrangierten Ouvertüre zum „Fliegenden Holländer“, ein fantastisches durch und durch romantisches Stück, in dem Wagners Klangmassen mit Stilgefühl und Delikatesse auf die beiden Flügel verteilt sind. Die glasklare Artikulation und die subtile Agogik der beiden Pianisten schuf eine luzide Transparenz und sinnlichen Wohlklang. Überhaupt gerieten die vielen Pianissimo-Stellen bei Debussy zu einem filigranen Klangkunstwerk, das im Publikum atemlose Spannung hervorrief. Das Flirren und Flimmern der Klangflächen, die bei Debussy die Grenzen der Funktionsharmonik immer wieder durchbrechen, schien die beiden tonnenschweren Instrumente geradezu in einen physischen Schwebezustand zu versetzen.

Im furiosen Finale, der Schluss-Szene aus der „Götterdämmerung“, holt Pringsheim als Arrangeur alles aus den zur Verfügung stehenden 176 Tasten heraus. Hier aber zeigten sich auch die Grenzen einer solchen ehrgeizigen Adaption. Brünnhildes langer Monolog, bevor sie ins Feuer reitet, das Wogen und Wallen der Rheintöchter, die Hagen in die Tiefe ziehen, der Mord an Gunther - das alles wird ohne Text und Bühnenbild zwar zu ausdrucksstarker Musik, hat aber, im Gegensatz zu anderer Programmmusik, etwa von Liszt, durchaus Längen, die nur von einem ausgewiesenen Wagner-Kenner entsprechend goutiert werden können.

Auch nach dem pianistischen Kraftakt hatte das Duo noch etwas Feines für das vor Begeisterung tobende Publikum parat: Debussys „Fêtes“ aus der impressionistisch inspirierten dreiteiligen Komposition „Les Nocturnes“, für zwei Klaviere, eingerichtet von Maurice Ravel. u Heute, Samstag, 3. Mai, 18 Uhr, konzertiert das Trio mit Carolin Widmann (Violine), Jörg Widmann (Klarinette) und Florent Boffard (Klavier) im Kurhaus und morgen, Sonntag, 4. Mai, 18 Uhr, spielt Francois-Frédéric Guy Klavierwerke von Ludwig van Beethoven.

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