Frage: Haben Sie den Emil der 70er Jahre auf die heutige Zeit angepasst?
Klassiker habe ich textlich überhaupt nicht angetastet. Das ist verboten, denn die Leute erwarten den Text und kennen ihn. Es gibt aber einige neue Nummern.
Frage: Sie sind vor drei Jahren gemeinsam mit Ihrer Frau nach Basel bezogen. Warum Basel und was verbindet Sie mit dieser Stadt?
Immer wenn ich bin Basel gespielt habe, hatte ich das Gefühl, dass die Basler aufgeschlossene und sympathische Leute sind. Zuvor waren wir fast 20 Jahre in New York ein bisschen Englisch plaudern, danach sind wir ins Welschland gegangen und haben 15 Jahre Französisch sprechen müssen. Wenn Du da ins Theater gehst, verstehst Du nur 70 Prozent, was immer schade ist – vor allem, wenn es Kabarett ist, die Leute lachen, und Du weißt nicht warum. Wir haben Hunger gehabt nach der Muttersprache, nach Schwyzerdütsch. Dazu kommt, dass Basel nicht übermäßig groß und kulturell interessant ist. Optimaler kann man es fast nicht treffen.
Frage: 2008 wurden Sie von der Luzern zum Ehrenbürger ernannt. Welche Bedeutung hat das für Sie?
Das ist eine angenehme Angelegenheit. Es sind nur ganz wenige, die geehrt werden – es waren damals etwa fünf. Ist eine Seltenheit. Ich habe Einiges für die Stadt Luzern gemacht: Theater aufgebaut, Kino geführt und das kulturelle Leben sehr aktiviert. Daher war das ein „Merci“ der Stadt, und ich habe mich dann am 80. Geburtstag bedankt.
Frage: Als „Emil“ sind Sie auch vor dem Mauerfall mehrfach in der ehemaligen DDR aufgetreten. Haben Sie eine besondere Erinnerung an diese Zeit?
Das war eine spannende Sache. Ich habe in Berlin in der „Distel“ gespielt. Das hat funktioniert, weil die Leute „Emil“ durch Kassetten und teilweise auch Fernsehen kannten. Ich musste aber leider feststellen, dass in dieser Woche in der „Distel“ eigentlich nur politische Funktionäre zugelassen worden waren, aber nicht das normale Volk. Für die wollte ich dann nicht mehr spielen und habe abgesagt. Allerdings waren wir vor zwei Jahren wieder auf Tournee in der ehemaligen DDR.
Frage: Im bekannten Sportfilm „Feuer und Eis“ von Willy Bogner aus dem Jahr 1986 haben Sie die deutschsprachige Rolle des Erzählers übernommen. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Filmproduktion.
Per Zufall war ich bei Willy daheim. Er zeigte mir sensationelle Sportaufnahmen und war nicht sicher, ob er diese Arbeit abschließen solle und wie eine Geschichte dazu aussehen könnte. Dann haben wir drum herum eine Geschichte erfunden, und ich habe diese dann noch synchronisiert auf meine Art. War ein toller Film, eine Topleistung zur damaligen Zeit.
Frage: In Deutschland geben Sie den „Emil“ auf Hochdeutsch, in der Schweiz in Schwyzerdütsch. Fällt Ihnen die Umstellung schwer?
Jetzt nicht mehr. Die ersten Vorstellungen in einer „fremden“ Sprache sind sehr hart. Im Dialekt spielt man viel lebendiger, man hat kleine Füllwörter; sobald es Hochdeutsch ist, sind es klare Sätze, die stimmen müssen. Die Leute, die mich in Deutschland hören, kommen in die Schweiz und verstehen kein Wort. Und sie wissen nicht wieso, weil sie doch „Emil“ verstehen und er doch in Dialekt spielt. Aber das ist natürlich kein Dialekt!
Frage: Haben Sie Zukunftspläne? Haben Sie vor, die „Emil“-Figur weiterzuentwickeln?
Keine Ahnung. Ich plane bis Ende Jahr. Die Tourdaten sind gefällt. Dann schaue ich weiter. Um etwas Neues zu schaffen, braucht es immer wieder eine Ruhephase. Während des Tournee-Stresses funktioniert das nicht.
Am 11. und 12. November finden Vorstellungen im Gloria Theater Bad Säckingen statt; weitere Infos unter: www.emil.ch