Basel Auf sinfonischer Weltraummission

Die Oberbadische
In den Weiten des Alls: Die Basel Sinfonietta mit Principal Conductor Baldur Brönnimann gab ihr Sommerkonzert zum Saisonabschluss unter dem Sternenhimmel semi-openair auf der Kunsteisbahn Margarethen. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Konzert: Basel Sinfonietta beschließt Saison mit „Sternenklängen“ auf der Kunsteisbahn Margarethen

Von Jürgen Scharf

Basel. Zu einer sinfonischen Weltraummission startete zum Saisonende das Orchester Basel Sinfonietta. Das Programm widmete sich Space Music, dem gestirnten Himmel, den Planeten und Sphärenklängen, Stücken, die auf den Kosmos verweisen - alles „semi“-openair auf der überdachten Kunsteisbahn Margarethen: eine musikalische „Summer Kunschti“.

Mit einem Raketenstart zum Jupiter startete die Sinfonietta unter ihrem „Chefpiloten“ Baldur Brönnimann und brachte Mystisches zum Klingen . Einer der Planeten unseres Sonnensystems ist Jupiter, den der englische Komponist Gustav Holst in seiner Orchestersuite „Die Planeten“ porträtierte. Dass Jupiter ein wahrhaft königlicher Planet ist, zeigt die Hymne in der Mitte des Satzes. Wahrlich eine noble Empire-Musik, die sogar zur Hochzeit von Prinz Charles und Lady Diana erklang. Der Dirigent hat die planetarischen Klänge aber nicht zu „very british“-sentimental angelegt, sondern eher Filmmusik-“spacig“.

Die Sinfonietta Basel war mutig genug, den berühmten „Jupiter“ mit zeitgenössischer und avantgardistischer Musik zu verbinden. Das Programm machte neue Hörerfahrungen möglich mit einigen besonderen Schallereignissen wie „Atlas Eclipticalis“, einem der bekanntesten Werke von John Cage. Hier klappte die Sinfonietta einen besonderen Sternenatlas auf: Cage, einer der ungewöhnlichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts, übertrug Sternenkarten auf Notensysteme, übersetzte Sternenbilder von Himmelskarten in Töne: eine Musik der Stille und Veränderung.

Noch heute wirkt dieser „Atlas“ wie ein radikales unkonventionelles Klangexperiment nach dem Zufallsprinzip, wenn sich die Orchestermusiker als einzelne Instrumentalstimmen präsentieren. Die Sinfonietta fand einen guten Zugangsweg, ermöglichte einen frischen, unbefangenen Blick auf Cages Werk und Gedankenwelt, indem sich in der zweiten Version von Cages Sternenkarte die Musiker im Raum verteilen und Position beziehen. Der Dirigent als Weltallexperte beschreibt mit kreisrunden Armbewegungen im Sekundenzeigertakt die Zeitdauer. Da konnte man in den (Klang-)Kosmos Cages eintauchen.

Für Minuten von der untergehenden Sonne geblendet wurde der Zuhörer beim aufregendsten Werk, Claude Viviers „Orion“ für großes Orchester. Orion kreist um das Thema Unendlichkeit. Eine Musik mit wirklich mystischer Qualität, eigenständigen Melodien, die sich entwickeln, und außergewöhnlichen Soli. So war der Solotrompeter gefordert, ein Posaunensolo ließ aufhorchen und der Perkussionist singt Töne in einen Gong hinein, was den Gesang viel lauter klingen lässt.

Zu dieser ganz speziellen Sommernacht mit Werken, die mit dem nächtlichen Himmel zu tun hatten, passten die Sternenklänge des Elsässers Charles Koechlin, der selber Astronom werden wollte und den Himmel durchs eigene Teleskop beobachtete. In dem kosmischen Klanggemälde, „Vers la voute etoilee“ (Beim Anblick des Sternenhimmels) blickten Orchester und Publikum über das Sternenzelt. Nach einem Bläserchoral (sauber intonierte Hörner) und einem befreienden Beckenschlag verliert sich der Schluss des 15-minütigen Orchester-Nocturnes in den Weiten des Alls als Sternenstaub, realisiert in harmonisch-impressionistischen Klängen.

Mit den „Sphärenklängen“, einer inspirierten Walzerfolge von Josef Strauss, dem Bruder des Walzerkönigs, wurde das Publikum ins Weltall mit Walzertakt abgeholt, und eine Reise auf den Mond sollte noch folgen. Nie war das Prädikat „Sternstunde“ angebrachter als bei diesem Konzert!

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