Basel Aus den Tasten gezauberte Wassertropfen

Die Oberbadische
Die lettische Pianistin Arta Arnicane hat sich intensiv mit dem Thema Wasser beschäftigt und in Riehen Wassermusik vorgestellt. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Schubertiade: „Connaissez-vous“-Konzert in Riehener Dorfkirche mit der lettischen Meisterpianistin Arta Arnicane

Riehen. Nicht nur die Starpianistin Hélène Grimaud spielt zurzeit gerne Wassermusik, auch die lettische Meisterpianistin Arta Arnicane hat sich den wogenden Kompositionen verschrieben. Im Mai kommt ihre CD „Aqua“ heraus, eine Anthologie von 16 Stücken mit Musik aus verschiedenen Quellen, von 14 Komponisten aus mehreren Epochen.

Am Sonntag stellte die 34-jährige, in der Schweiz lebende Pianistin aus Riga bei der Schubertiade im Konzertzyklus „Connaissez-vous“ in der sehr gut besuchten Riehener Dorfkirche einige dieser akustischen Wasserimpressionen bei ihrem Klavierrecital vor. Es war aber kein Programm, das sprudelte und gluckste, sondern ein sehr poetisches Solo-Programm um das flüssige Element, das zum großen Klangfluss wurde.

Das Thema Wasser war schon für Schubert wichtig, als „Fluss der Zeit“, und Liszts Transkriptionen von Schubert-Liedern wie „Auf dem Wasser zu singen“ sind pianistisch anspruchsvolle Stücke. Mit kontrollierter emotionaler Anschlagsdynamik und zarten Fingern erzeugt Arta Arnicane nicht nur in dieser Bearbeitung einen singenden Schubert-Klang, gepaart mit romantischer Empfindung; ihr Spiel „singt“ auch in zwei Impromptus. Auch hier fiel der feine Ausdruck dieser sensiblen Künstlerin auf, deren ausgewählte Stücke sich über Schubert, Liszt bis zur Moderne eines Berio um das faszinierende Naturklangschauspiel Wasser drehten.

Eine besonders interessante Entdeckung war ihr lettischer Landsmann Janis Kepitis, dessen Barcarole, ein unpubliziertes und wahrscheinlich noch nicht gespieltes Stück, gut in das „Wasser“-Konzept passte und zu einer Fahrt auf dem Wasser einlädt. Die junge Lettin spielt es schwerelos in schaukelnden Wellenbewegungen.

Luciano Berios „Wasserklavier“ stammt aus einer Sammlung von „Sechs Encores“, poetische, kurze tonale Stücke, nach Schwierigkeitsgrad und Elementen geordnet wie Erdenklavier, Luftklavier und Feuerklavier. Beim Wasserklavier scheinen einzelne Tropfen im Diskant des Klaviers zu perlen: eine filigrane Musik, der Gesanglichkeit Schuberts nachempfunden, also im Geiste Franz Schuberts, die ein melancholisches Bild malt.

Arta Arnicane zaubert aus den Tasten die Wasser- oder Regentropfen in perlendem Klavierspiel, eine Pianistin mit höchster, feinfühliger Virtuosität, die den poetischen Ideen zum Lebenselement Wasser einen formalen Zusammenhalt gibt.

Die größte Herausforderung kam aber erst nach der Pause auf die Pianistin zu: Schuberts große, gut 42 Minuten dauernde B-Dur-Sonate, deren Notenketten sie lyrisch fließen lässt. Die Stärken dieser Ausnahmepianistin liegen eindeutig im Auskosten der klangschönen Momente, bei der kontemplativen Darstellung des Andante-Satzes und bei den Farbvaleurs im Scherzo.

An ihrer unprätentiösen Interpretation spürte man, dass Arta Arnicane sich nicht nur der Wassermusik, sondern auch der instrumentalen Lyrik und Melodienfülle dieser berühmten letzten Klaviersonate von Schubert mit Liebe und großem musikalischem Verständnis annahm.

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