Basel Basel fürchtet den Verkehrskollaps

Die Oberbadische
Die Podiumsdiskussion im Basler Rathaus stieß auf Seiten von Architekten, Stadtplanern und Wirtschaftsvertretern auf großes Interesse. Foto: Michael Werndorff Foto: Die Oberbadische

Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Architektur diskutieren die städtebauliche Zukunft Basels

Von Michael Werndorff

Basel. Der Ballungsraum Basel wird weiter wachsen, und die Pendlerströme dementsprechend zunehmen, sollte zukünftig nicht ausreichend neuer Wohnraum geschaffen werden. Die These vertrat Guy Morin, Regierungspräsident von Basel-Stadt, am Montagabend im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum Thema Stadtentwicklung.

Eingeladen zum Herbstanlass hatte das Basler Bauforum, eine Gruppierung von Meinungs- und Entscheidungsträgern aus der Bau- und Immobilienbranche sowie aus Wirtschaft und Politik, welche sich für die verkehrstechnische, bauliche und demografische Entwicklung der Stadt und trinationalen Region Basel engagiert.

Unter dem Motto „Großes Basel – Kleines Basel“ wurden Probleme beim Anstoß von Großprojekten wie der abgelehnten Stadtrandentwicklung-Ost oder der Nachnutzung von vormaligen Industrieflächen diskutiert sowie die Herausforderung für die Politik aufgezeigt, die Bürger mit ins Boot zu holen. „In puncto Wohnen wollen diese keine Verdichtung, sondern den einfachen Zugang zu den Zentren“, erläuterte Joris Van Wezemael.

Für bauliches Wachstum sprach sich indes Morin aus: „Die Wirtschaft ist global vernetzt, hochqualifizierte Arbeitskräfte aus aller Welt zieht es in die Stadt am Rheinknie.“ Das sei eine Dynamik, die den Staatsfinanzen helfe. „Allerdings findet eine gesellschaftliche Umschichtung statt, und es ist nicht einfach, das Erfolgsmodell der Bevölkerung zu vermitteln, die sich sogar bedroht fühlt.“ Laut Morin soll die Einwohnerzahl Basels nach Schätzungen in den nächsten 20 Jahren auf 220 000 Menschen anwachsen.

Deutliche Kritik übte Architekt Jacques Herzog: „Eine globale wirtschaftliche Verflechtung führt nicht notwendigerweise zur Entfremdung im Lokalen. Roche ist schließlich seit Jahrzehnten hier angesiedelt“, entgegnete er Morin. Was unbedingt verbessert werden müsse, sei die Kommunikation zwischen Bevölkerung und Entscheidungsträgern bei der Vorstellung von Projekten. Die Dynamik auf dem Wohnungsmarkt erkennt auch Benno Flury, Leiter Portfolio Management von Immobilien Helvetia: „In Basel passiert mehr und schneller etwas als andernorts. Die Leerstandsquote ist rückläufig, was eine positive Entwicklung ist.“ Hier aber liegt Konfliktpotenzial, weiß Wezemael: Gerade in Investoraktivitäten läge die Ursache im geringen Einflusspotenzial der Politik, wohl wissend, dass sich die gesellschaftlichen Differenzen im urbanen Raum schon immer stärker abgezeichnet hätten als auf dem Land.

Auf die Frage von Moderatorin Rahel Marti, weshalb in Basel Riesenprojekte fast diskussionslos akzeptiert, während andere, wie die Stadttangente, abgelehnt würden, sagte Morin: „Weil es um Arbeitsplätze sowie unseren Wohlstand geht.“ Hier habe man nicht kommuniziert, dass man bei dieser Entwicklung bald im Verkehr zu ersticken droht. „97 000 Pendler von außerhalb kommen schließlich nach Basel“, sagte der Regierungspräsident. Allerdings wurden auch wichtige Projekte wie das Herzstück Regio-S-Bahn aufgegleist, das den Badischen Bahnhof mit Basel SBB unterirdisch verbinden soll, erinnerte Herzog.

Lösungsansätze, wie man die Bevölkerung besser mit ins Boot holen und an planerischen Prozessen beteiligen kann, wurden nicht außen vor gelassen. „Wir müssen die Leute mit allen Mitteln mitnehmen“, forderte Herzog. Voraussetzung ist, dass man zunächst versteht, was die Bürger wünschen, ergänzte van Wezemael.

Dass man früher an die Öffentlichkeit gehen soll, und nicht die fertige Bildmontagen präsentiert, sei eine weitere Möglichkeit, betonte Basels Regierungschef Morin. So ließe sich der Eindruck vermeiden, dass alles bereits fix und fertig sei. „Außerdem ist die Bevölkerung dann eher bereit, ein Bauvorhaben mitzutragen.“

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