Basel Boxenstopp für Züge im neuen Radzentrum

Die Oberbadische
Die Fahrzeuge sind im Schnitt ein Mal pro Woche an der Reihe. Fotos: Michael Werndorff Foto: Die Oberbadische

Instandhaltungsanlagen modernisiert / SBB sorgt für sichere und pünktliche Schienenfahrzeuge

Von Michael Werndorff

B asel. Mit einem Wagenheber und handlichem Schraubenschlüssel ist es nicht getan. Um die tonnenschweren Radsätze von Fern- oder Regionalzügen zu tauschen, muss großes Geschütz aufgefahren werden.

In der Regel reicht es, nur das Profil zu erneuern. Aber auch hierfür ist eine 40 Tonnen schwere Maschine erforderlich, die im neuen Kompetenzzentrum für Radsätze der SBB ihren Dienst verrichtet. „Es ist wie ein kleiner Boxenstopp in der Formel 1, bloß größer und nicht ganz so schnell. Aber dafür wesentlich präziser“, sagte Claudio Pelletieri, Leiter der Zugbereitstellung der SBB. Gestern wurde die neue Anlage vorgestellt, in der seit Dezember vergangenen Jahres Radsätze im Zweischichtbetrieb auf Herz und Nieren überprüft, reprofiliert oder komplett getauscht werden.

Der Vergleich mit den schnittigen PS-Boliden ist gar nicht mal abwegig: Mehrere Triebwagen, Waggons und Lokomotiven werden jeden Tag auf einer hochmodernen Tandem-Unterflurdrehbank, die Teil der erneuerten Instandhaltungsanlagen ist, im Halbstundentakt gewartet. Schnell und gründlich soll es gehen, damit die Verkehrsfahrzeuge so rasch wie möglich wieder Reisende von A nach B bringen.

Dafür hat die SBB am Servicestandort Basel in den vergangenen Jahren rund 40 Millionen Franken investiert. Das Ziel: Die Kapazitäten sollen erhöht und die Standzeiten der Züge im Fern- und Regionalverkehr reduziert werden. Zudem soll die Verfügbarkeit der Fahrzeuge erhöht werden. „In Genf und Zürich haben wir ähnliche Anlagen. Diese ist aber die modernste Unterflurbank und auch die erste ihres Typs in der Schweiz“, erklärte Martin Richinger, SBB-Standortleiter in Basel, vor Medienvertretern und Bahnangestellten, die an den Planungsarbeiten beteiligt waren.

Das Novum: Die Maschine kann nicht nur ein breites Spektrum an Fahrzeugtypen bedienen, sondern dank ihrer Tandemfunktion die Vorder- und Hinterachse gleichzeitig runderneuern. Hierzu müssen die Radsätze der Reisezüge nicht mehr demontiert werden. „Alles geschieht in wenigen Arbeitsschritten, computergesteuert und auf den Millimeter genau“, so Daniela Redmer, Teamleiterin der präventiven Instandhaltung der SBB-Züge. Es sei eine massive aber pflegeintensive Maschine, sagte die Teamleiterin. Anfängliche Kinderkrankheiten hat der Hersteller rasch kurieren können, jetzt läuft alles rund.

Damit es auch auf den Schienen rund läuft, ist ein ausgeklügeltes Wartungsprozedere einzuhalten: Die Fahrzeuge kommen, je nach Typ und Einsatzstrecke, im bestimmten Turnus zum Boxenstopp. Im Schnitt ein Mal pro Woche. „Insbesondere dann, wenn Lokführer und Zugpersonal Auffälligkeiten feststellen, die sich in unruhigen Wagenlauf oder auffälligen Rollgeräuschen bemerkbar machen.“ Die Investitionen in die Modernisierung aller Schweizer Instandhaltungsanlagen werden sich bis 2025 auf eine Milliarde Franken belaufen.

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