Basel Chinesische Drachen vor dem Münster

Die Oberbadische

Kunstmesse: Art Parcours lockt mit 22 Installationen im historischen Stadtteil von Basel

Von Jürgen Scharf

Basel. Er ist das meistfotografierte Kunstobjekt beim öffentlichen Art Parcours während der Kunstmesse auf dem weitläufigen Basler Münsterplatz: der „Iron Tree“ von Ai Weiwei. Die aus Wurzeln und Zweigen konstruierte monumentale Baumskulptur macht sich gut in direkter Nachbarschaft zur stattlichen, vollgewachsenen Baumgruppe und zum Münster. Wenn die Sonne die Baumkomposition und den Sandstein des Kirchenbaus bescheint, ähneln sich die Farben.

Der „Iron Tee“ des chinesischen Star-Künstlers hat figurative Anmutung, die Äste erinnern an bildliche Motive wie chinesische Drachen. Die Skulptur ist ein faszinierendes Monument auf diesem Platz, eine „stoische, stille, aber doch starke Arbeit“ (Kurator Samuel Leuenberger). Der Gusseisen-Baum steht an symbolischer Stätte, denn auf dem Münsterhügel liegen die Wurzeln der Stadt. Der steile Hügel über dem Rhein war für die Menschen in früheren Zeiten ein Schutz.

22 Einzelausstellungen

Eine andere Arbeit dieser achten Ausgabe des Kunst-Parcours mit 22 Installationen an unterschiedlichen Orten dieses historischen Stadtteils erinnert an die Vergangenheit, an keltische Spuren und gotischen Stil, an die Türme, die beim großen Erdbeben 1356 zerstört wurden: Der Portugiese Pedro Cabrita Reis lehnt eine Lichtlinie („The Basel Line“) im Winkel zwischen Kreuzgang und Münster an die Fassade, dort, wo die Basler Geschichte zum Greifen nahe ist. Durch diesen beleuchteten Aluminiumstab entsteht eine neue Erinnerung, eine Spur, ein Leuchtfeuer. Die unerwartete Lichtlinie geht einen Dialog mit den benachbarten Bäumen ein.

Die Künstler haben inhaltliche Bezüge zu den einzelnen Kunststätten im Herzen Basels geschaffen. Manches ist eigens für den Parcours entstanden, als Auseinandersetzung mit der historisch reichen malerischen Örtlichkeit. Nicht nur im Freien stößt man auf Objekte, man kann auch öffentliche und private Räume, Institutionen, Ämter, Kirchen und Museen betreten, wo es zu Interaktionen kommt. Im Endeffekt sind diese Stationen 22 Einzelausstellungen zur zeitgenössischen Kunst.

Keine Aktion für Jungkünstler mehr

Waren diese Kunst-Stationen bisher mehr für junge unbekannte Künstler gedacht, die es noch nicht auf die ganz große Bühne geschafft haben, so hat die neue Ausgabe nicht mehr diesen Touch einer Aktion für Jungkünstler. Dafür sorgen Weltstars der Kunstszene wie Ai Weiwei als wichtigster Name und Blickfang, aber auch die bekannte Miriam Cahn, die im Museum der Kulturen eine eindrückliche Rauminstallation zeigt: „Schlachtfeld/Alterswerk“, eine Ansammlung von geschnitzten Baumstämmen, die wie geschundene und gekrümmte Körper auf dem Boden liegen: Figuren, an denen man die kraftvolle Bearbeitung der Stämme sieht, als Spuren existenzieller Kämpfe. „Dein Körper ist ein Kampfschauplatz“, sagt die Künstlerin selbst dazu. Ergänzend sind Videobilder von skulptural geformten Körperteilen und Köpfen aus Plastilin zu sehen.

Mit schwarz gefärbten, getragenen Kleidungstücken, die über weißen Paravents in Lebensgröße hängen und an denen schwarze Farbspuren herablaufen, hat die Marokkanerin Latifa Echakhck den Münstersaal bestückt: eine Installation zwischen privater Intimität und Öffentlichkeit.

Es gibt auf diesem Parcours viel zu entdecken und zu entschlüsseln, unter anderem die überdimensionalen Schlüssel-Objekte von Amanda Ross-Ho, die als Symbole zum Türen-Öffnen auf dem Weg liegen. Gern bleibt man vor einer Mauer mit digitaler Malerei des multimedial arbeitenden Singener Künstlers Markus Selg stehen: die architektonische Intervention eines utopischen Gartens mit Augen und Pflanzen inmitten der Altstadtlandschaft.

Im Naturkundemuseum ziehen sich geheimnisvolle Figurenreliefs durch das Treppenhaus, Marmorskulpturen mit verbundenen Augen und Händen stehen vor Gebäuden und am Rheinufer, skurrile befremdliche comic-hafte Wesen des Berliner Künstlerduos Djurberg & Berg bevölkern Basels älteste Schule. Und ein wasserspeiender Fisch-Brunnen spendet erfrischendes Nass.

Eigentlich ist der Parcours lebenden Künstlern vorbehalten, bis auf eine Ausnahme: der Dunkelraum mit kinetischen Animationen des verstorbenen Gianni Colombo. Es gibt Führungen zu all diesen Kunst-Orten und man kann auch die bestens informierten Guides fragen, die eine Mischung aus Aufsicht und Vermittler sind.

  Bis 18. Juni, Samstag 11 bis Mitternacht (Parcours Night), Sonntag 11-19 Uhr.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading