Basel Damit die Luft sauber bleibt

Die Oberbadische
Foto: Michael Werndorff Foto: Die Oberbadische

Schifffahrt: Reeder nutzen juristische Grauzone aus

Von Roger Lange

Die Rheinanliegerstaaten wollen das Leer-Lüften entladener Tankschiffe in die Atmosphäre verbieten. Heute gibt es erst eine einzige professionelle Entgasungs-Anlage am Rhein – drei Tage Fahrt von der Schweiz entfernt. Ein Projekt in Birsfelden wurde auf Eis gelegt.

Basel. Bevor Tanker nach dem Löschen ihrer Ladung eine andere Substanz neu laden können, müssen sie übrig gebliebenes Gas aus dem Laderaum loswerden. Ist keine „Entgasungs“-Anlage verfügbar, wird für manche Stoffe – darunter Heizöl – mancherorts simples Lüften toleriert. Am Schweizer Rheinufer in den beiden Basel ist dies jedoch verboten.

Nun planen die sechs Rheinanliegerstaaten ihr Abkommen von 1996 über Abfälle in der Rhein- und Binnenschifffahrt (CDNI) zu verschärfen und das Ventilieren ungesunder und stinkender Stoffe zu verbieten. Für die Branche sei dies nachvollziehbar, sagt Robert Kasteel, Direktor des niederländischen Schifffahrtsverbandes CBRB und Verhandlungsdelegierter der europäischen Binnenschifffahrtsunion EBU.

Laut Kasteel soll nach dreijährigen Verhandlungen zwischen Behörden und Verbänden im Juni dieses Jahres ein Vertragstext vorliegen. In Kraft trete dieser nachdem ihn alle Mitgliedstaaten ratifiziert haben. Die Niederlande, wo bisher sämtliche legalen Entgasungen am Rhein ablaufen, drückten indes stark aufs Regulierungstempo.

Da die derzeit einzige professionelle Anlage in Rotterdam steht, ist beispielsweise eine Entgasung zwischen dem Löschen und dem Wiederbeladen in Birsfelden oder Muttenz unrealistisch: Diese höchstgelegenen Tankerhäfen am Rhein liegen gut 830 Kilometer oder drei Tage Fahrt davon entfernt. Stehen keine Entgasungsanlagen bereit, wird bei einem Verbot „die Tankerbranche faktisch in die Illegalität getrieben“, schreibt der SVS im Jahresbericht 2016. Die heutige Praxis, etwa in Birsfelden abzulegen und diskret gegenüber vor dem unbewohnten deutschen Ufer zu ventilieren, ist für einen SVS-Sprecher eine unschöne „Grauzone“.

In den Rheinhäfen Basel, Birsfelden und Muttenz wird rund ein Drittel des Schweizer Heizöls und Benzins importiert. In Birsfelden war eine Entgasungsanlage als Anbau zu einem Umschlagsanleger geplant, doch nach der Übernahme der betreffenden Firma im Jahr 2015 durch einen internationalen Ölkonzern landete das Projekt in der Schublade.

Das Birsfelder Projekt war primär für die eigenen Lieferanten-Tanker angedacht. Wird in Birsfelden eine Entgasungsanlage gebaut, könnte diese aber auch auswärts umschlagende Tanker anlocken, sagt SVS-Geschäftsführer André Auderset. Wird die Entgasung Dritten mit einer Gewinnmarge angeboten, geht Plüss jedoch von happigen Preisen aus. Kasteel spricht je nach Stoff von bis zu 3000 Euro pro Schiff und Entgasung.

Plüss spricht von einer „kafkaesken Situation“ für Schiffer, da einerseits der Staat die Umweltregeln verschärfe, andererseits aber zum Beispiel die Stadt Duisburg den Bau einer Entgasungsanlage wegen des Risikos verboten habe. Der Umgang mit dem Risiko, speziell mit Gas, sei für Schiffer ja Alltag. Laut Kasteel wird die Umsetzung der schärferen CDNI-Regeln eine „größere Operation“ entlang des Rheins, die Jahre dauern dürfte. Reeder würden künftig wohl versuchen, seltener die Ladesubstanz zu wechseln.

Fest steht: Die Schiffer wollten eine legale Lösung, betont Auderset, idealerweise auf EU-Ebene. Die Schweizerischen Rheinhäfen stünden dem Bau einer Anlage positiv gegenüber.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading