Basel Das Leben mit dem Zeichenstift erfasst

Die Oberbadische

Ausstellung: Der renommierte Zeichner Zep alias Philipp Chappuis im Basler Cartoonmuseum

Von Gabriele Hauger

Basel. Blonde Riesentolle, Knubbelnäschen und wacher Blick: Das ist Titeuf. Ein jugendlicher Comic-Held zwischen Schulhofschlägereien, aussichtslosen Matheprüfungen, einem arbeitslosen Vater und dem langsamen Erwachsenwerden. Seine Abenteuer erscheinen in Millionenauflage, inzwischen in über 25 Sprachen übersetzt. Er entstammt dem Zeichenstift des Genfer Zeichners Zep alias Philippe Chappuis. Ihm widmet das Basler Cartoonmuseum nun eine Ausstellung.

Darin lernt der Besucher die Vielschichtigkeit des Künstlers kennen: seinen hintergründigen Humor und seine feine Beobachtungsgabe ebenso wie seinen zielsicheren, schnellen, Strich und seine farbigen Tuschearbeiten.

Mit zwölf Jahren hat Chappuis seinen ersten Comic gezeichnet. Die Figur des Titeuf erfand er 1993 und schickte ihn, eine Art jugendliches Alter Ego, in mittlerweile 14 Bänden durch die Welt eines Jungen von heute, die weder die persönlichen Probleme, noch die Herausforderungen unserer Zeit ausblenden.

Die Ausstellung zeigt aber auch Alben für Erwachsene und Skizzenbücher. Ausgestellt sind ausschließlich handgezeichnete Originale, hin und wieder sind Skizzen dazu gehängt, die den Arbeitsprozess und die Entwicklung des ureigenen Zep-Stils nachvollziehbar machen.

Den Auftakt macht eine Hommage an seine Vorbilder. Dazu gehören vor allem Gotlieb, André Franquin und Hugo Pratt. Wir sehen Chappuis farbige Versionen von Asterix, Lucky Luke oder Tim und Struppi.

„Das Tabu ist die Erfindung der Erwachsenen, die vor der Intelligenz der Kinder Angst haben“. So wird der Künstler zitiert. Seinen Titeuf entlässt er nicht in eine schöne, heile Kinderzimmerwelt, sondern konfrontiert ihn auch mit Gewalt, Krieg, gesellschaftlichen Problemen und der Entdeckung der eigenen Sexualität. Titeuf träumt vom persönlichen Heldentum. Doch es geht auch um Umweltverschmutzung oder Aids, die Zep aber so umsetzt, dass sie für das junge Publikum lesbar bleiben. Genauso viel Platz bekommen die heiteren, leichten Jungensstreiche. Und bald darauf natürlich die Entdeckung des anderen Geschlechts. Gegen Ende hat Titeuf eine Freundin: ein afrikanisches Mädchen, Thema Migration also inklusive.

Die Retrospektive zeigt im Obergeschoss zudem Blätter ausschließlich für ein erwachsenes Publikum zum Thema Sexualität. Sehr direkt, mit tabulosen Inhalten, ohne Scham mit entwaffnend direktem Humor, aber nie pornografisch. Das ist Philippe Chappuis wichtig, gerade angesichts der krassen Darstellung von Sexualität im Internet. „Sex sollte ein Thema der Freude bleiben“, sagt er. Um Kindern und Jugendlichen Scheu oder Peinlichkeit bei dem Thema zu ersparen, hat Chappuis, selbst Vater von fünf Kindern, vor einigen Jahren ein Buch herausgegeben, das jugendliche Fragen zur Sexualität zu beantworten versucht: kindgerecht, aber direkt und offen.

Die Aktualität findet in seinem Werk immer ihren Platz: Syrien, Religionsfreiheit, Terrorismus. Die Schau zeigt auch, wie sich der kritische Künstler in einem Blog zeichnerisch zu Politik und Gesellschaft äußert.

Doch es gibt auch eine ganz andere Seite des Künstlers. Im oberen Stockwerk sind zum einen wunderbar farbige Interpretationen großer Meister zu sehen: von Rubens bis Dürer. Ein stupsnasiger Engel neben eine schmollenden Melancholia; oder eine düster-blaue Version von „Chevalier, Tod und Teufel“. Eine Art mittelalterliche Bildergeschichte hat er in einem großen Altarbild umgesetzt: Ein golden gerahmtes Tryptichon mit einem um Eingebung bittenden Denker, dem dann Titeuf in den Sinn kommt.

Im Nebenraum wartet noch ein anderer Chappuis. Der outet sich zum einen als großer Musikliebhaber, unter anderem mit einem Porträt von Bob Dylan, einsam mit Zigarette, Sonnenbrille und Gitarre. Und wir sehen mit Detailliebe und Dynamik feine Alltags-Beobachtungen: Da schieben zwei Männer im Park einen Wagen und schauen sich nachdenklich an: der eine mit Kind, der andere mit Opa im Rollstuhl: So ist das Leben.  26. November bis 23. April 2017, Di bis So, 11 bis 17 Uhr, St. Alban-Vorstadt 28; 26.11., 14 bis 16 Uhr: Zep signiert

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