Basel Den Finger fest in der Wunde

Die Oberbadische

Fasnacht: Morgenstraich thematisiert Lokal- und Weltgeschehen

Von Martina Proprenter

Weltweit liegt einiges gewaltig im Argen, könnte man nach dem Morgenstraich denken. Die Fasnächtler zeigen auf ihren oft düsteren Laternen ihren Blick auf Europas Rechtspopulisten. Doch der Auftakt zur Basler Fasnacht ist nicht nur Sozialkritik, sondern auch ein bunter Farbenzauber, der kaum einen unberührt lässt.

Basel. Wer als Fasnachtsmuffel nicht vorsorglich aus der Stadt am Rheinknie geflohen ist, kann sich diesem dreitägigen Spektakel nun nicht mehr entziehen: Mit dem vierten Glockenschlag der St. Martinskirche gehen alle Lichter in der Innenstadt aus. In freudig kreischende Stimmen mischen sich sogleich die berühmten Klänge der Trommler und Piccolo-Spieler, die aus allen Gassen und Wegen der Innenstadt strömen. In die murmelnde Vorfreude ziehen Gerüche nach frischer Zwiebel- und Käsewähe.

Den dicht gedrängten Zuschauern am Marktplatz nähert sich sogleich eines der dominantesten Themen des Jahres: ein diabolisch grinsender Donald Trump, mit Clownsnase und im Stile des psychopathischen Alex aus „Uhrwerk Orange“, dem Zukunftsroman von Anthony Burgess.

Der amerikanische Präsident ist übrigens in bester Gesellschaft: Etwas verschlafen döst der türkische Präsident über dem roten Halbmond im „Erdowahn“, mit gerecktem Fisch schmollt AfD-Frontfrau Frauke Petry zum „Petry heil“, umgeben von Europas Rechtspopulisten.

„Wir sind gegen die Ungerechtigkeit auf der ganzen Welt“, fasst Petra von den „Schlupferle“ das dominierende Thema der 482 Fasnachts-Einheiten des Morgenstraichs zusammen. Während diese Formation erst ein Jahr alt ist, mischen die „Dibedidäbedi“ schon seit 1985 mit. Ihre Laterne, mit bunten Fußabdrücken, spielt auf den Erweiterungsbau des Kunstmuseums an, der in Form eines Bilderrahmens auch Thema auf der diesjährigen Plakette ist.

Mit einsetzendem Nieselregen suchen gegen 5 Uhr immer mehr Besucher in den Beizen Schutz. Die Formationen hingegen ziehen weiter durch die Gassen, lassen Laternen mit lokalen und überregionalen Themen wie dem Brexit, der Tram-Linie 3 nach Frankreich oder den Untergang der AHV, der Rentenversicherung, durch die Straßen ziehen.

An Knotenpunkten vereinen sie sich zu einem großen Zug und trennen sich sogleich wieder. Ein geordnetes Chaos, das auch die Kantonspolizei mit „erfreulich und vergleichsweise ruhig“ bilanziert. Viel Zeit zum Ausruhen bleibt den „Bebbi“ und Touristen aber nicht: bis Donnerstagmorgen wird mit Guggenkonzert, Umzug und Ausstellungen weiter gefeiert.

482 „Fasnacht-Einheiten“ haben sich beim Basler Fasnachts-Comité für den Cortège angemeldet, das sind 20 mehr als im Vorjahr: Cliquen, Wagen, Guggenmusiken und andere. Seit Montagabend sind auch die Schnitzelbänkler unterwegs und singen in den Lokalen ihre Verse.

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