Basel Detektiv-Stress im Basler Daig

Die Oberbadische
Krimi-Autor Wolfgang Bortlik     Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Buchkritik: „Blutrhein“: Wolfgang Bortliks zweiter Krimi

Von Gabriele Hauger

Regio. Krimis mit Lokalkolorit laufen immer noch bestens. Angesichts der zahlreichen Verbrecher, die sich zwischen Freiburg, Basel und quer durch den Schwarzwald tummeln, kann man fast schon den Überblick verlieren. Nun also mal wieder ein neuer Fall für die Eidgenossen: Wolfgang Bortlik hat nach „Spätfolgen“ (2015) seinen zweiten, im Gmeiner Verlag erschienen Fall herausgebracht mit dem schönen Titel „Blutrhein“.

Auf dem Buchcover spiegelt sich in den Fluten des Flusses unverkennbar der neue Roche-Turm, ein Wink des Autors, dass es bei ihm nicht nur um Mord und Totschlag, sondern auch um die Schilderungen des Basler Milieus geht, dieser Mischung aus Elite, Pharma, Kunst und Wirtschaft, kurz den „Basler Daig“. Spitz-humorige Seitenhiebe kann sich Bortlik in seinem Buch nicht verkneifen – und will es auch gar nicht.

Dabei wurde der Autor 1952 in München geboren. Er lebt allerdings seit langem in der Schweiz, aktuell in Riehen, wo er sich neben seiner Autorenschaft (Romane, ein Gedichtband, Sachbücher, Artikel) auch für die dort angesiedelte Literaturinitiative Arena engagiert. Und er kennt sich am Rheinknie bestens aus.

Der Einstieg in „Blutrhein“ ist spannend. Der Basler Regierungsrat Carl Felix Burckhardt, attraktiv und engagiert, will eigentlich pflichtbewusst einen für die Karriere nicht unnützlichen Abend im Theater verbringen. Man zeigt, dass man kulturell interessiert ist. Doch auf dem Vorplatz des Theaters stinkt es, und zwar aus Richtung des Richard Serra-Kunstwerks, unangenehm nach Urin. Verärgert will der Politiker den Verursacher zur Rede stellen, betritt das Innere der Plastik – und wird abgemurkst.

Ein Fall, der Hobbydetektiv Melchior Fischer auf den kommenden rund 250 Seiten mächtig beschäftigen wird – mehr oder weniger freiwillig.

Fischer ist ein etwas schlumpfiger, geschiedener Mittfünfziger mit Geliebter, der sich vor allem – Füße hoch – auf seinem Futon wohlfühlt. Allerdings ist sein Fußballkumpel Kriminalkommissar und wird mit dem Basler Mordfall betraut. Als sich dann auch noch herausstellt, dass Fischers Freund Eduard Mendota der Geliebte der Politiker-Witwe ist, und kurzfristig als Verdächtiger ins Visier gerät, steckt Fischer mittendrin im blutigen Geschehen.

Schließlich passiert ein zweiter Mord in den Langen Erlen, wo ein Jogger erstochen wird. Die Vergangenheit der beiden Mordopfer weist Parallelen auf, sie kannten sich aus ihrer Jugend, wie sich herausstellt. Überraschenderweise gibt es aber auch Verbindungen zur Ex-Frau Fischers...

Statt also gemütlich in einem Basler Edel-Buchladen auf rare Kundschaft zu warten, Zuhause zu dösen und auf ein Liebesspiel mit seiner Maria zu warten, steckt Melchior Fischer bald mitten im Fall.

Verwickelt ist dieser Krimi schon. Also besser dran bleiben, um den Faden nicht zu verlieren. Die Figuren zeichnet Bortlik detailreich und gerne ein wenig schrullig, Abschnittsweise gönnt sich der Autor reflektierende Exkurse zu Zeitgeschehen, Politik und Literatur und streut gerne ein paar etwas platte erotische Bemerkungen aus Sicht seiner Hauptfigur ein. Exakte Ortskenntnis durchdringt den Krimi, was den Anhängern von Regio-Krimis ja stets größtes Vergnügen bereitet.

Ganz schön verschwurbelt, wie sich der salopp geschriebene Krimi dann schließlich auflöst, jedenfalls nicht vorhersehbar...

 Wolfgang Bortlik: „Blutrhein“, Gmeiner Verlag, 248 Seiten

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading