Basel Eine Brücke in die Zukunft

Die Oberbadische

Klybeckareal: Basler Stadtplaner punkten bei zweitem Beteiligungsverfahren

Von Michael Werndorff

Es ist ein Jahrhundertprojekt, für das gute Ideen gesucht werden: Die Umgestaltung des 40 Fußballfelder großen Industrieareals Klybeck zu einem neuen Stadtquartier. Jetzt liegen die Ergebnisse der zweiten Beteiligungsveranstaltung vor, bei der Interessierte die Vorschläge von vier Planungsbüros unter die Lupe genommen haben.

Basel. Das Interesse war auch bei der zweiten Beteiligungsveranstaltung am 17. Juni groß. Rund 180 Bürger haben sich im Rahmen des mehrstufigen Beteiligungsverfahrens mit den Entwürfen von vier renommierten Planungsbüros aus Basel, Rotterdam, Berlin und Frankfurtauseinandergesetzt. Die Ergebnisse des Workshops fließen nun in die sich jetzt anschließende Planungsphase der Synthese ein, in der die bisherigen Erkenntnisse konkretisiert werden. Diese bildet dann ihrerseits die Grundlage für den behördenverbindlichen Stadtteilrichtplan.

Was vereinbart wurde: Das Klybeckareal wird von BASF und Novartis kaum mehr für die industrielle Produktion benötigt, weshalb die Grundeigentümer sich im vergangenen Jahr mit dem Kanton Basel-Stadt zusammenschlossen, um die Zukunft des Klybeckareals gemeinsam zu planen. Es soll ein zusammenhängendes Stück Stadt für rund 20 000 Menschen entstehen, das Raum für verschiedene Nutzungen ermöglicht: Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Kultur und öffentliche Einrichtungen. Neben Volta Nord, Dreispitz, Walkenweg und Wolf Nord ist das Klybeckareal die größte Fläche, die transformiert werden kann.

Die Wünsche der Bürger: Die bestehende Bausubstanz soll nach dem Willen der Teilnehmer stärker berücksichtigt werden, weil sie als identitätsstiftende Elemente angesehen werden, wie aus dem jetzt veröffentlichten Bericht hervorgeht. Allerdings können wahrscheinlich nicht alle Bauwerke erhalten werden, wie bei einem Vor-Ort-Termin im September vergangenen Jahres deutlich wurde. Laut Dirk Schmidt von der kantonalen Denkmalpflege besteht unter anderem auf einer Parzelle an der Mauerstraße Sanierungsbedarf, wo bis vor vier Jahren noch Textilfarbstoffe produziert wurden. Eine mögliche zukünftige Nutzung leer stehender Gebäude hängt von der Belastung mit Produktionsrückständen ab. Diese müssten entkernt oder schlimmstenfalls abgerissen werden.

Weiter steht auf der Wunschliste, das Potenzial von Kleinbasel besser zu nutzen, so könne eine Verknüpfung mit heutigen Kulturorten im Quartier die Arealidentität erhöhen. Ein weitere Aspekt zielt auf die Uferflächen von Rhein und Wiese ab. Diese sollen öffentlich zugänglich und nutzbar sein, forderten die Teilnehmer einstimmig, ebenso wie die Klärung der Frage, ob das Verkehrssystem den zu erwartenden Verkehr aufnehmen kann. Weitere Aspekte: Zwischennutzungen sollen möglich sein, Funktionen und Nutzungen sollen nicht starr zugeordnet oder abgetrennt, sondern stärker durchmischt werden. Außerdem sprachen sich die Verfahrensteilnehmer für den Bau eines Schwimmbads und die Schaffung weiterer Sportangebote aus.

Die Beurteilung der Vorschläge: Die besten Noten erhielt das Basler Planungsbüro Diener & Diener, weil es dem Erhalt und der Einbindung bestehender Bauwerke einen höheren Stellenwert zuordnete als die anderen Planer. Das wurde als „wegweisend“ beurteilt. Die Planer punkteten bei den Bürgern auch mit der Schaffung eines weiträumigen Klybeckplatzes, der von drei Hochhäusern mit öffentlichen Nutzungen gesäumt wird. Das Fazit: Der Erhalt eines großen Anteils an bestehenden Gebäuden wurde als nachhaltig und als Brücke in die Zukunft beschrieben.

Der Beitrag des Planungsteams OMA (Rem Koolhaas) aus Rotterdam, ein Kulturband mit öffentlichen Nutzungen und einer ausladenden Rheinplattform durch das Quartier zu ziehen, wurde ebenfalls begrüßt.

Als Projekt ohne Innovationskraft entpuppte sich der Entwurf von Hans Kollhof aus Berlin. Was fehlt, sei der Bezug zur Realität und Umgebung sowie zu den zukünftigen Bewohnern. Keine Zustimmung erfuhr auch der Beitrag von Albert Speer & Partner aus Frankfurt. An beiden Planungen wurde überwiegend bemängelt, dass sie dem vorhandenen Baubestand fast gar kein Gewicht beimessen.

Alternative Vorschläge: Der Verein „Zukunft.Klybeck“ hat sich ebenfalls um die Zukunft des Areals Gedanken gemacht und in eigenen Workshops Gestaltungsmöglichkeiten aufgezeigt. „Wir müssen bei Politik und Wirtschaft Stimmung machen und unseren Standpunkt vertreten, Stadtentwicklung von unten zu machen“, erklärte damals Mit-Initiator Christian Mueller im Gespräch mit unserer Zeitung.

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