Die Erwartungen konnten noch so hochgesteckt sein – sie wurden am Sonntagabend allesamt erfüllt. Es besteht kein Zweifel, „Palazzo Colombino“, diese grandiose Symbiose von Magie, Klamauk, Gourmetessen und Varieté von internationalem Spitzenformat, steht ganz einfach für absolute Klasse. Von Gerd Lustig Basel. Den „Palazzo“-Machern Thomas Dürr und Clemens Zipse sowie Julia Eseeva (Regie/Choreografie) und Moritz Fielenbach (Regie/Dramaturgie) darf für die Zusammenstellung des Programms im nunmehr 16. Jahr im Spiegelzelt auf der Rosentalanlage in Basel nur gratuliert werden. Es war auch diesmal wieder ein genussreicher Abend an Gaumenfreuden, Ohrenschmaus und Augenweiden. Vor allem der Spaß kam dieses Jahr nicht zu kurz. Da war zum einen der Auftritt von Pierre Ginet. Der Meister des Trickdiebstahls, der allerdings nur für eine kurze Gastspielpause am Rheinknie zu sehen sein wird, beherrscht seine Kunst perfekt. Er agiert mit so viel umwerfendem Charme, dass man ihm eigentlich nichts übelnehmen kann – auch wenn man, wie drei „freiwillige“ Herren, schon ein wenig zum Amüsement des Publikums vorgeführt wird. Den Vogel abgeschossen hatte dann Derek Scott, der kurzfristig für den erkrankten Angel Ramos Sanchez eingesprungen war. Hinreißend komisch, scheinbar hilflos, aber pfiffig spielt er, lediglich ausgestattet mit einer kleinen Tröte, dafür mit umso größerem Gestenvokabular, die eine Hälfte des Publikums gegen die andere aus. Er trifft dabei nicht nur in die Herzen der Zuschauer. Der langjährige Broadway- und „Cirque de Soleil“ Starcomedian wird durch seine Art, mit den Gästen zu spielen und auch die Kollegen des Abends hochzunehmen, schlagartig zum Publikumsliebling. Sein Auftritt gleicht einem Großangriff auf die Lachmuskulatur. Und letztlich war da ja noch Conférencier und Bauchredner Willer Nicolodi. In Begleitung seiner Maus lässt er einige Personen, die er auf die Bühne holt, in den ulkigsten Stimmlagen sprechen – und hatte so die Lacher schnell auf seiner Seite. Ansonsten steht aber auch der diesjährige „Palazzo“ unter dem Zeichen erstklassiger Artistik (Margarita Nikonova Chomahidze), graziler Anmut (Marina Sakhokiia) sowie auch am Ende mit einer im wahrsten Sinne spritzigen Nummer, kraftvoller Akrobatik (Curatola Brothers), gewagter Luftnummern (Duo Silverstones) sowie wunderbarem Gesang (Marisa Jüni). Natürlich lebt die Show auch durch die häufigen Tanzeinlagen der stets in neuem Outfit auftretenden „The Jess Dancers“. Alles in allem: ob spannend oder energiegeladen, ob feurig-fesselnd oder einfach zum Träumen: Der Abend hat alles zu bieten. Das i-Tüpfelchen war letztlich noch das bekannt exzellente Vier-Gänge-Menü, wiederum kreiert von Gault-Millau-Spitzenkoch Peter Moser. Angefangen von Variationen von Sushi, einer weißen Tomatensuppe, Rindsrücken am Stück gebraten mit überbackenen Polenta-Gnocchi sowie als Dessert ein Duett von Zitronencreme/Limonenschaum und Praliné-Parfait/Karamell-Crispy setzen schließlich dem Ganzen das Sahnehäubchen auf. „Palazzo Colombino“, das ist ganz einfach die Summe perfekt inszenierter Details: Musik, Show, Licht, Essen, Service und Ambiente verschmelzen zu einer exquisiten Melange und zum rauschenden Fest für alle Sinne. n Die Show „Palazzo Colombino“ auf der Rosentalanlage in Basel geht noch bis 22. Januar. Tickets unter: www.palazzocolombino.ch sowie an allen Vorverkaufsstellen von Ticketcorner. FOTOGALERIE Weitere Fotos unter www.dieoberbadische.de