Basel Eintauchen in visuelle Abenteuer

Die Oberbadische

Figurentheater: Festival „Baff“ zeigt spannende Produktionen / Grenzbereiche ausgelotet

Von Gabriele Hauger

Basel. Baff sollen sie sein, die Besucher des mittlerweile neunten Figurentheaterfestivals in Basel. Vom 21. bis 24. September treten lokale und internationale Produktionen auf dem Münsterplatz und in befreundeten Häusern ringsum auf. Die Zielgruppe ist breit gestreut, auch für die Jüngsten gibt es geeignete Stücke.

„Baff“ ist der anspielungsreiche neue Titel des Basler Festivals, eine Abkürzung und gleichzeitig ein Profilbeschreibung. Marius Kob, der gemeinsam mit Kathrin Doppler die Leitung inne hat, ist sich sicher: „Das ist ein wesentlich griffigerer Titel, mit mehr Profil, dazu treffend und kurz.“

Eingeladen ins Herz Basels sind wieder qualitativ hochstehende Produktionen, aus der Regio, aber auch aus dem Ausland. Dabei versuche das Festival, immer wieder neue Zugänge zur Thematik Figurentheater zu finden, dessen Bandbreite vom Objekt- über das Material- bis hin zum klassischen Figurentheater reichen. Aber auch Grenzbereiche sollen ausgelotet werden. Das Festival-Team will so eine Brücke in andere Kunstbranchen wie Film, Installation und Animation schlagen.

Seit seiner Jugend brennt Kob für das Figurentheater. „Diese Kunstform ist eine faszinierende Mischung aus Theater und Bildender Kunst.“ Es ist ihm ein Herzensanliegen, diese Begeisterung einem möglichst großen Publikum zu vermitteln. Schon die Eröffnung am Donnerstagabend um 20.30 Uhr auf dem Münsterplatz verspricht spektakulär zu werden: „Ramkoers“ (zu Deutsch: Kollisionskurs) ist ein originelles Musiktheater mit großer Maschinerie und zarten Liedern. Das neueste Werk des Ensembles BOT aus den Niederlanden kündigt eine aufregende Show an, in der die Musiker nichts für selbstverständlich halten, nicht einmal ihre eigenen Instrumente. Das Publikum soll sie auf eine Reise in ein unbekanntes Land aus Stahl, Elektronik und Sound begleiten. Die Show ist ein visuelles und musikalisches Abenteuer, wobei verschiedenes Material zum beseelten Objekt wird. „Die Aufführung ist sehr feingeistig, aber auch irgendwie total abgedreht“, so Kob. Wie aus Objekten Musikinstrumente werden, das breche alle Erwartungen.

Dabei soll das Spektakel ohne Eintritt Appetit auf das weitere Festival machen. Ebenso wie der Einfall, „Die Gräfin“, eine von Stefanie Oberhoff gespielte Puppe, abends als Late Night-Programm durch Kneipen wie Hirscheneck (22.9., 22 Uhr) oder Goldenes Fass (21.9., 22 Uhr) ziehen zu lassen. Dort soll die rauchende Dame den völlig überraschten Gästen plaudernd und singend eine Tour d’Horizon durch verschiedene Themengebiete liefern: vom Tod über Sex, Dichtung, Politik bis hin zur Wirtschaft. Das verspricht Originalität und Spannung. Und so möchten Kob und seine Kollegen auch jugendliches Publikum fürs Festival interessieren.

Das „Baff“ hat inzwischen einen Namen. „Man kennt uns“, so Kob. Und daher ist es auch kein Problem, immer wieder neue, aufsehenerregende Produktionen in die Stadt zu laden. „Wir haben viele Bewerbungen, besonders aus Belgien, den Niederlanden, Frankreich und Deutschland, die jeweils eine große Figurentheaterszene besitzen.“

Zentrum des Festivals ist der Münsterplatz. Weitere Spielorte sind das dortige Marionettentheater, das Vorstadttheater, die Allgemeine Lesegellschaft Basel, der Kreuzgang im Münster, das Museum der Kulturen sowie einige Kneipen und Bars. Unmöglich, auf jedes Stück einzugehen. Die Bandbreite reicht von einer interaktiven Zeichentrickstation, über Schauspiel mit Musik, einen liturgischen Hightech-Versuch oder ein Stück über die Angst vor allem Fremden. Das Publikum wird in fantastische Welten entführt, in der Hände zu Zirkusakrobaten werden, kann das Spiel automatisierter Puppen anschauen oder ein Roadmovie verfolgen, eine Mischung aus Figuren-Kino und Live-Konzert. Außerdem gibt es einen Objekttheater-Workshop (24.9., 10 bis 17 Uhr, Vorstadttheater), einen Kurzstück-Abend (22.9., 19 Uhr) und die Möglichkeit zum Meinungsaustausch (23.9., 17 Uhr, Festivalzentrum).

Angesichts dieser Vielfalt, fällt es schwer besondere Empfehlungstipps abzugeben. Marius Kob hat trotzdem zwei parat: Am Samstagabend werden Plexus Polaire aus Frankreich mit „Cendres“ (23.9., 19.30 Uhr, Vorstadttheater) bildgewaltige Menschenpuppen auf die Bühne bringen. Ein poetisches, aber auch brutales Figurenspiel über den Menschen und seine zerstörerische Kraft. Begeistert zeigt er sich auch von „Plastic Heroes“ (23.9., 18 Uhr, 24.9., 19 Uhr, Zum Isaak, Keller), einem Stück aus Israel von Ariel Doron, das den Militärdienst eines jungen israelischen Soldaten zum Thema hat: zwischen Langeweile und Lebensgefahr. „Das ist universell ansprechend, ein ernstes Thema wie das des Krieges – dennoch auch amüsant verpackt. Ein aufrüttelndes Puppenspielerlebnis.“n www.figurentheaterfestival.ch

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