Basel EuroAirport weiter im Aufwind

Die Oberbadische

Jahresbilanz: Flughafen verzeichnet trotz geringeren Wachstums einen neuen Passagierrekord

Mit 7,3 Millionen Fluggästen hat der EuroAirport (EAP) im vergangenen Jahr den sechsten Passagierrekord in Folge verbucht – und das trotz eines verlangsamten Wachstums und schwierigen Rahmenbedingungen. Das gab Flughafendirektor Martin Suhr gestern im Rahmen der Neujahrs-Medienkonferenz am EAP bekannt.

Von Michael Werndorff

Basel. „Das Wachstum bei den Passagierzahlen war nicht so stark wie im Vorjahr, aber wir sind mit dem Ergebnis zufrieden und liegen mit diesem im Durchschnitt der europäischen Flughäfen“, sagte Suhr vor den Medien. Konnte im Bericht ein Wachstum von vier Prozent verzeichnet werden, war die Wachstumsrate im Jahr 2015 indes mit acht Prozent doppelt so hoch gewesen. Für das laufende Jahr rechnen die Verantwortlichen im Passagierverkehr mit einem Plus von drei bis vier Prozent.

Als Gründe nannte der Flughafendirektor unter anderem eine allgemein abgeschwächte Wirtschaftslage, die auch die Flugverkehrsnachfrage dämpfte. Zudem beeinflussten mehrere Sondereffekte das Jahr 2016 stark. Insbesondere führten die Terroranschläge in Brüssel und der Türkei zu einem massiven Rückgang der Nachfrage nach Urlauben an der türkische Riviera. „Eine halbe Million Türkeireisende weniger ist für den Flughafen ein herber Verlust“, bedauerte Suhr.

Darüber hinaus habe das Interesse an nordafrikanischen Urlaubsdestinationen abgenommen, die Flüge nach Tunesien wurden komplett gestrichen. Insgesamt ist der Verkehr nach Marokko, Ägypten und Tunesien seit dem Jahr 2013 um 50 Prozent gesunken. Der Brexit wirkte sich indes nicht negativ aus, Großbritannien sei immer noch eine interessante Einkaufsdestination.

EasyJet steht an erster Stelle

Der EAP steht bei den Billigfliegern immer noch hoch im Kurs, hieß es bei der Konferenz. Bei den Gesellschaften, die den EAP anfliegen, steht an erster Stelle EasyJet mit einem Anteil von 60 Prozent. Das Unternehmen legte am Basler Flughafen bei den Passagieren um neun Prozent zu. Alle übrigen Fluggesellschaften bringen es höchstens auf einen Marktanteil von je vier Prozent, erklärte Suhr. Dass bei den deutlich steigenden Passagierzahlen die Anzahl der Flugbewegungen nur um ein Prozent zulegte, erklärte der Flughafendirektor mit dem Einsatz größerer Flugzeuge.

Während Suhr im Passagierbereich gute Zahlen präsentieren konnte, sieht es im Frachtgeschäft weniger rosig aus: Für dieses Jahr rechnet die Direktion mit einer Stagnation. Schon vergangenes Jahr war der gesamte Güterumschlag mit 101 300 Tonnen praktisch gleich hoch gewesen wie im Vorjahr. Gründe sieht Suhr in den günstigeren Frachtpreisen in der Schifffahrt. Die Luftfracht konnte indes um zwölf Prozent zulegen. Davon entfielen 42 577 Tonnen auf Expresspost.

„Hier macht sich der Boom im Onlinehandel bemerkbar“, zeigte sich Suhr erfreut. Veränderungen gab es auch bei den Frachtflügen. Zwar hat sich LAN Cargo vom EAP zurückgezogen, dafür bedient jetzt die Fluggesellschaft Iberia die Strecke Basel-Madrid mit einem wöchentlichen Frachtflug. Bei der Vollfracht wurde sogar eine Zunahme um 13 Prozent auf 12 367 Tonnen verzeichnet. Die mit Lastwagen transportierte Fracht sank indes um elf Prozent.

EAP investiert in Infrastruktur

Der EAP hat im vergangenen Jahr rund 50 Millionen Euro in seine Infrastruktur investiert, wie der stellvertretende Direktor Frédéric Velter erklärte. „Wir wollen den Flughafen für Passagiere und Fluggesellschaften noch attraktiver machen“, nannte er als Beispiel das neue Parkhaus, Park & Ride-Plätze sowie den Ausbau der Gepäcksortieranlage, deren Kapazität verdoppelt wurde.

Darüber hinaus würden für das laufende Jahr weitere 30 Millionen in die Hand genommen, so Velter. Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe sehen auch Firmen vor, die am EAP mit insgesamt rund 6200 Angestellten tätig sind. Das Unternehmen Jet Aviation wolle 20 bis 30 Millionen Euro in den Ausbau stecken. Suhr erklärte, dass die am EAP angesiedelten Unternehmen nicht nur für den Flughafen von großer Bedeutung seien, sondern auch für den elsässischen Arbeitsmarkt.

Die langfristige Entwicklung des EAPs stand gestern ebenfalls auf der Agenda. Die Strategie EuroAirport 2030 soll aufzeigen, wie die Infrastruktur des Flughafens ausgebaut werden muss, um das künftige Wachstum bewältigen zu können, erklärte Suhr. „Die Landebahn ist lang genug, Einschränkungen gibt es allerdings auf der Landseite“, sieht Suhr Handlungsbedarf. Laut Velter will der EAP mit den angrenzenden Städten und Gemeinden sowie der Région Grand Est in Gespräche treten, um mögliche Landreserven auszuloten.

Fortschritte konnten die EAP-Verantwortlichen beim Projekt für einen Bahnanschluss vermelden. Mit der Unterzeichnung der Finanzierungsvereinbarung vom 12. April vergangenen Jahres wurde grünes Licht für die 4,6 Millionen Euro teuren Vorprojektstudien gegeben. Diese Phase umfasst technische, ökologische und ökonomische Studien sowie die Weiterführung des Mitwirkungsverfahrens. Die Studien sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Als nächste wichtige Etappe muss im Anschluss noch der Finanzierungsschlüssel ausgehandelt werden. „Voraussetzung hierfür ist aber die Ratifizierung des bereits paraphrasierten binationalen Staatsvertrages“, legte Andreas Büttiker vom EAP-Verwaltungsrat die Sicht der schweizerischen Seite dar. Und weiter: „Wir sind aber auf einem guten Weg.“ Die gesamten Kosten für den Bahnanschluss wurden im Jahr 2010 mit rund 220 Millionen Franken beziffert.

Infolge der Paraphrasierung des Vertrags war es laut Suhr Ende vergangenen Jahres möglich, das Betriebsergebnis für das Jahr 2015 abzuschließen. Bei einem Umsatz von 136,6 Millionen Euro verzeichnete der Flughafen einen Nettogewinn von 23,2 Millionen. Wann die Ratifizierung des Staatsvertrages erfolgt, ist laut EAP noch offen.

Der Flughafen hat im vergangenen Jahr seinen jährlichen Beitrag an Schallschutzmaßnahmen für betroffene Anrainer auf 1,4 Millionen Euro erhöht, wie zu hören war. Nun wurde entschieden, die Gebühren für Flüge in den Randzeiten weiter zu erhöhen: So gilt ab 1. April eine Erhöhung des Zuschlags für Starts und Landungen zwischen 22 und 24 Uhr um 25 beziehungsweise 50 Prozent. „Für schwere Frachtflugzeuge steigt zudem die Landegebühr zwischen 23 und 24 Uhr um 50 Prozent. Der Verwaltungsrat hat das Vorhaben bereits beschlossen“, kündigte Suhr die neuen Lärmschutzmaßnahmen an.

Der EuroAirport bietet vier neue Destinationen an. EasyJet fliegt nach Biarritz und Dubrovnik. Mit Skywork Airlines können Reisende Jersey erreichen, und Wizz Air bedient die Route Basel-Osijek. Zudem ist die Fluggesellschaft Iberia mit den Zielen Madrid und Südamerika vertreten. Hinzu kommt ein Frachtflug am Sonntag. Eurowings hat sein Angebot nach Palma vergrößert, zudem gibt es 2017 eine Verdichtung auf Kernstrecken.

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