Aarau. Ein Vierteljahrhundert nach der letzten Retrospektive widmet das Aargauer Kunsthaus dem Schweizer Künstler Karl Ballmer (1891-1958) eine umfassende Sonderausstellung. Das Kunsthaus will mit der Ausstellung „Kopf und Herz“ den Künstler einer neuen Publikumsgeneration vorstellen. An der Sonderausstellung sind mehr als 100 Gemälde und Papierarbeiten zu sehen, die aus der Sammlung des Aargauer Kunsthauses stammen. Hinzu kommen 40 Leihnahmen aus Privatbesitz und Museen in der Schweiz und Deutschland. Der in Aarau geborene Maler und Schriftsteller Karl Ballmer zählte in den 1930er Jahren zu den führenden Avantgardekünstlern der Hamburgischen Sezession. Als Kontrast zur traditionellen Malerei im 19. Jahrhundert suchte er eine neue, organische Formensprache. Es entstanden komplex wirkende, farbenstarke Figuren- und Landschaftsbilder. Für die Nazis „entartete Kunst“ Doch der künstlerisch erfolgreiche Ballmer wurde 1937 von den Nationalsozialisten als „entarteter“ Künstler diffamiert. Damit wurde er gezwungen, in die Schweiz zurückzukehren. Die Farben in seinen Bildern trüben sich im Schweizer Exil bis zu einem mattschwarzen Grundton ein. Sein schriftliches und malerisches Spätwerk entwickelt er im Tessin, seinem letzten Exil- und Schaffensort. Der Anschluss an die internationale Kunstszene mag ihm jedoch bis zu seinem Tod 1958 nicht mehr gelingen. Verschiedene Schaffensphasen Die großzügig konzipierte Sonderausstellung „Kopf und Herz“ blickt vor dem Hintergrund kunsthistorischer Analysen und jüngster Forschungsergebnisse auf die verschiedenen Schaffensphasen des Künstlers. Zu sehen sind nordische Stadt- und Landschaftsdarstellungen sowie zergliederte Figurendarstellungen. Die Sonderausstellung spielt das Thema „Kopfes“ in Druckgrafiken, Bleistiftzeichnungen und Ölgemälden durch. Originaldokumente aus dem Staatsarchiv Aargau, das den schriftlichen Nachlass Ballmers betreut, ermöglichen Einblicke in das künstlerische und kunstpolitische Umfeld, in dem sich Ballmer bewegte. Die Ausstellung wird im Frühling 2017 auch in Hamburg im Ernst Barlach Haus zu sehen sein. Vor 26 Jahren hatte das Aargauer Kunsthaus dem Maler und Schriftsteller die erste umfassende Retrospektive der Öffentlichkeit präsentiert. Grafiker Max von Moos und „Ding Ding“ Das Kunsthaus beleuchtet in einer zweiten Einzelausstellung erstmals das zeichnerische Schaffen des Luzerner Zeichners und Grafikers Max von Moos (1903-1979). Von Moos gehört zu den wichtigsten Vertretern der Schweizer Surrealisten. Eine weitere Ausstellung mit dem Titel „Ding Ding“ leuchtet die Vielfalt der Objektkunst von den 1930er Jahren bis heute aus. Die präsentierten Schlüsselwerke und überraschenden Trouvaillen stammen aus der Sammlung des Kunsthauses. Es sind unter anderem Werke von Urs Fischer, Fischli/Weiss, Roman Signer, Christian Rothacher und Ugo Rondinone. n Die Ausstellungen dauern bis zum 8. Januar 2017, Öffnungszeiten: Di bis So, 10 bis 17 Uhr, Do 10 bis 20 Uhr