Basel (ov). Das Museum der Kulturen Basel präsentiert in seiner neusten Ausstellung eine breite Palette an Ikat-Kunst aus Ostindonesien und Osttimor. Indische Blumen, europäische Rosen, Engel, Flugzeuge oder Elefanten überraschen auf Textilien aus Ostindonesien und Osttimor, schreibt das Museum. Teils schimmern die Tücher golden oder leuchten in synthetischen, modischen Farben. All dies sind globale Spuren, die in der lokalen Ikat-Mode zu entdecken sind. Sie reichen zurück bis ins 16. Jahrhundert. Viele Exponate stammen aus dem Museums-Fundus sowie aus der Sammlung der Ethnologin Willemijn de Jong. Gleichzeitig wird Neues gezeigt, erworben im vergangenen Jahr, als sich Kurator Richard Kunz und Gast-Kuratorin de Jong auf die Spuren von Alfred Bühler begaben, der 1935 eine Sammelreise in jene Gebiete unternahm. Die beiden verschafften sich gleichzeitig einen Überblick über den aktuellen Stand der Ikat-Weberei. Ikat ist eine textile Musterungstechnik. Dabei wird das Garn vor dem Weben abgebunden – „ikat“ heißt „binden“ auf Indonesisch – und eingefärbt. Für mehrfarbige Textilien muss das Abbinden und Färben wiederholt werden. Das komplexe Muster wird erst nach dem Weben sichtbar. In der Ausstellung hängen und liegen nur qualitativ hochwertige Ikat-Textilien, hergestellt von Meisterweberinnen. Sie verarbeiten in ihren Mustern seit je fremde Einflüsse und sind damit aktiver Teil der Globalisierung. Dies wurde durch den Seehandel angestossen, Textilimporte aus Indien gab es schon im 9. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert herrschte Blütezeit mit portugiesischen und holländischen Handelsreisen. Deshalb sind in den gezeigten Textilien etwa das indische achtstrahlige Blumenmotiv, portugiesische Kreuzstichvorlagen sowie katholische Motive zu entdecken. Seit den 1970er-Jahren beeinflusst der Tourismus die Ikat-Weberei. Ein Beispiel dafür sind die Touristenpärchen, die Selfies bei den berühmten farbigen Vulkanseen machen. „Die Meisterweberinnen bringen ihr eigenes Verständnis von Modernität und Trends ein. Sie streben nach Individualität, achten aber gleichzeitig darauf, den Geschmack der Kundschaft zu treffen“, erklärt Kurator Kunz. Tradition wird als Teil von Modernität aufgefasst. Die Forschungsreise hat ergeben, dass die Ikat-Kunst in Ostindonesien und Osttimor sehr lebendig und dynamisch ist. Die Ikat-Textilien spielen in vielen dortigen Gemeinschaften eine zentrale Rolle im gesellschaftlichen Leben. Sie werden vor allem bei festlichen Anlässen getragen, verleihen Prestige. Ihre Herstellerinnen sind deshalb angesehene Künstlerinnen. Sechs von ihnen werden in der Ausstellung porträtiert. Sie erzählen über Ikat und ihr Leben. Dies ermöglicht den Besuchern einen persönlicheren Zugang zu den Textilien. Ergänzt wird die Ausstellung mit zeitgenössischen Kunstwerken der Künstler Ito Joyoatmojo und Susi Kramer. Sie ließen sich von der Ikat-Kunst der Insel Flores zu eigenen Interpretationen inspirieren. n  Di bis So, 10 bis 17 Uhr