Basel Gemeinsam gärtnern gedeiht

Die Oberbadische
In dem kleinen Gewächshaus erfolgt die Anzucht der Pflänzchen. Foto: Michael Werndorff Foto: Die Oberbadische

Gemeinschaftsgarten „Landhof“ steht für die Rückkehr der Gärten in die Stadt / Kraft und Zeit investiert

Von Michael Werndorff

Basel. Auf den ersten Blick ist es eine Basler Hinterhofeinfahrt wie jede andere. Allerdings befinden sich an ihrem Ende keine asphaltierten Autostellplätze, sondern hier liegt eine grüne Oase, in der Quartierbewohner gemeinsam Kräuter und Gemüse kultivieren. „Urban Gardening“, also gärtnern in der Stadt, heißt dieser Trend, der auch in Basel seine Anhänger hat.

In einem eigens zusammengezimmerten Gewächshaus wässert Mitinitiatorin Dominique Oser vom Verein Urban Agriculture Basel die Anzucht, die später ins Freiland kommt. Tomaten, Melonen aber auch Kulturen, die ohne weiteres Zutun jedes Jahr wieder aufs Neue austreiben, findet man auf der renaturierten Fläche, die zwischen Wohnbebauung und dem ehemaligen Fußballstadion des FC Basel liegt.

Das Projekt eines Gemeinschaftsgartens steht für die Rückkehr der Gärten in die Stadt, erklärt die Fachfrau für biologisch-dynamische Landwirtschaft, die seit Gründung des Vereins im Jahr 2010 mit von der Partie ist. „2011 fand der erste Spatenstich statt“, erzählt die Gärtnerin, welche als ordnende Hand agiert. Auf einer Tafel hält sie regelmäßig fest, welche Aufgaben erledigt werde müssen. „Daran soll sich jeder, der mitgärtnert orientieren.“

Und an interessierten Helfern mangelt es nicht. Der Garten ist gut besucht, es wird im Hinterhof auch gemeinsam gegessen und gefeiert. „Daran stören sich die Nachbarn glücklicherweise nicht. Viele finden auch den Weg zu uns und machen mit“, sagt Oser. Der Garten an der Riehener Straße habe sich für das gesamte Quartier zu einem wichtigen Treffpunkt und Begegnungsraum gemausert.

Mit im Boot ist auch die Stadt, die das Projekt im Rahmen einer Nachnutzung des Geländes ermöglicht hat. Bei einem Urnengang konnte sich die Basler Bevölkerung Anfang März 2010 zwischen der Initiative „Der Landhof bleibt grün“ und dem Gegenvorschlag der Regierung, die auf dem Areal eine Überbauung mit drei Gebäuden, 80 Wohnungen und einer angrenzenden Grün- und Freizeitanlage errichten wollte, entscheiden. 60 Prozent der Stimmberechtigten votierten damals für die Initiative, „sonst hätten wir heute an dieser Stelle wohl keinen Garten“, betont die 30-Jährige, die schon immer im landwirtschaftlichen Bereich tätig sein wollte. „War es zunächst nur auf zwei Jahre ausgelegt, hat das Projekt überzeugt und wurde verlängert.“

Unterstützung erfährt der Verein auch von Seiten der Basler Stadtgärtnerei. Gemeinsam habe man viel Kraft und Zeit investiert, die ursprünglich asphaltierte Fläche aufzubrechen und den Garten anzulegen, auf dem auch ein Bienenhotel sowie Trockenmauer nebst Tümpel Rückzugsgebiete für allerlei Insekten bieten.

Der Gemeinschaftsgarten „Landhof“ ist auch integriert in das Schaunetz von Pro Specie Rara, der gemeinnützigen Gesellschaft für die genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren, von der auch Saatgut bezogen wird, das unter anderem über Spendengelder finanziert wird. „Ziel ist, seltene Pflanzen zu vermehren, um neues Saatgut zu gewinnen“, erklärt Oser.

Obwohl das Projekt in den vergangenen Jahren von der Christoph-Merian-Stiftung finanziell unterstützt wurde, läuft noch bis zum 27. Mai eine Spendenaktion, um den Gemeinschaftsgarten erhalten und die Stelle von Oser absichern zu können.

u  Der Garten ist täglich geöffnet, gemeinsam gegärtnert wird mittwochs und samstags ab 14 Uhr

u  Mehr Infos: www.urbanagriculturebasel.ch

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