Basel Geschichte vor und hinterm Grendel

Die Oberbadische
Im Zeller Textilmuseum demonstrierte Alicia Merkel die mühselige Arbeit am Handwebstuhl. Foto: Jörg Bertsch Foto: Die Oberbadische

Hebel-Freunde unternehmen eine kleine Bildungsreise von Zell i.W. nach Hausen

Von Jörg Bertsch

Basel/Wiesental. „Auf Hebels Spuren“ wandelt einmal jährlich der in Basel beheimatete Verein „250 Jahre Johann Peter Hebel“. Der diesjährige kulturell-gesellige Sommerspaziergang führte von Zell i.W. nach Hausen, in den Heimatort des Dichters.

Schon zu Hebels Jugendzeit hatten die meisten der armen Bauern im Zeller Bergland einen Handwebstuhl im Keller, mit dem sie ihre kargen Einkünfte ein wenig aufbesserten. Als der Dichter 1826 starb, hatte die Industrialisierung bereits eingesetzt, und um die Mitte des 19. Jahrhunderts entstand von Todtnau bis Stetten die fast ununterbrochene Reihe von Spinnereien und Webereien mit ihren zuerst von der Wasserkraft der Wiese, später elektrisch angetriebenen Maschinen.

Viele interessante Details aus jener Zeit – auch über Kinderarbeit, über 12-Stunden-Arbeitstag und über das Basler Kapital, das hinter all dem stand – erfuhren die knapp 50 Gäste vom Rheinknie auf der ersten Station ihrer Wanderung, dem Wiesentätler Textilmuseum. Andreas Müller war für den geschichtlichen und anekdotischen Teil zuständig, Alicia Merkel und Stephan Hellbig für die eindrücklichen Live-Demonstrationen an Hand- und mechanischen Webstühlen.

Unterhaltsam und spannend gestalteten Christian Zingg und Willi Schläpfer den Weg der Wandergruppe der Wiesen entlang nach Hausen. An ausgewählten Stationen erzählten sie mit großer Detailkenntnis aus alten und neuen Tagen: über die in Zell geborene Constanze Mozart, über den großen Brand von 1818 oder über Zell als Revolutionsnest aus den 1848er Jahre – aber auch über den Ehrenbürger Hans Fräulin als Förderer der Zeller Fasnacht und ideellen Vater des Bürgerheims.

Auf Höhe des Grendels, dort, wo die Wiese – laut Hebels gleichnamigem Gedicht – „de Glaube schangschiert und zuem luthrische Chetzer würd“, gab es eine Lesung von Carina Koschmieder, und am Ortseingang von Hausen las Willi Schläpfer aus Hebels Kalendergeschichte „Die Bekehrung“, die besonders eindrücklich zeigt, wie unorthodox und aufgeklärt der protestantische Pfarrer über Konfessionsunterschiede dachte.

Der Verein „250 Jahre Johann Peter Hebel“ wurde im Jahr 2010 von Basler Freunden des Dichters gegründet. Die Gründung war auch ein Protest dagegen, dass das offizielle Basel damals kaum Notiz vom 250. Geburtstag seines Sohnes nahm.

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