Basel „Habe die Entscheidung nie bereut“

Die Oberbadische

Basler Münsterfähre „Leu“ wird überholt: Das Boot soll bald wieder von Ufer zu Ufer treiben

Von Michael Werndorff

Basel. Ohne sie wäre Basel um eine Attraktion ärmer: Die vier Fähren, die das Bild der Stadt am Rheinknie prägen und Touristen aus aller Welt von einem ans andere Ufer bringen, sind ein Stück gelebte Tradition. Doch an ihnen nagt der Zahn der Zeit und die Fluten des Rheins. Deswegen wurde in den vergangenen drei Wochen die Münsterfähre „Leu“ überholt und für die kommenden Jahre fit gemacht.

Geschäftig geht es in den Hallen der Basler Messe zu, wo die zwölf Meter lange und drei Tonnen schwere Fähre, auf der insgesamt 34 Fahrgäste Platz finden können, aufgebockt ist. Roland Pfefferle und Udo Zimmermann sind dabei, dicke Planken aus Lerchenholz anzubringen, während im Hintergrund der Aufbau lackiert wird. Die beiden Schreiner haben bereits die Ueli-Fähre überholt und arbeiten „nach dem alten System, so wie es schon immer war“, erklärt Pfefferle. Die Herausforderung: Die Bretter müssen passgenau geschnitten und auf den Millimeter exakt angebracht werden. Außerdem liegt eine hohe Spannung auf den Hölzern.

Abgedichtet wird die Fähre nur durch eine fingerdicke Baumwollschnur zwischen den Planken. „Quellen Holz und Schnur später auf, läuft kein Wasser ins Boot“, betont Zimmermann. „Reine Handarbeit wie im Mittelalter“, ergänzt Fährimaa Jacques Thurneysen, der sich sichtlich zufrieden über die geleistete Arbeit zeigt. Es musste vieles erneuert werden: Unter anderem die Reling und große Teile des Bootsrumpfs. „Wir haben zunächst Bretter gesucht, die der Krümmung des Bugs entsprechen, es ist nämlich gar nicht so einfach, diese zu finden“, sagt Pfefferle.

Nachwuchs für den Beruf des Fährmanns zu finden, ist hingegen einfach. Noa Thourneysen will in die Fußstapfen seines Vaters treten. Die Prüfung hat er bereits abgelegt, jetzt arbeitet der Sohn regelmäßig auf der Münsterfähre. Nach einem Master in Erziehungswissenschaften könne er sich momentan keinen schöneren Job vorstellen. „Nicht nur, weil man mit vielen Menschen in Kontakt treten kann, sondern auch, weil es schön ist, Teil einer alten Tradition zu sein.“

Über den Berufswunsch freut sich Fährimaa Thurneysen. Damit sei die Zukunft gesichert. Selbst hat der 1950 in Paris geborene Schreiner über das Rudern im Weidling zu diesem Beruf gefunden, den er seit 1989 ausübt. Die Entscheidung Fährmann zu werden, habe er nie bereut. Schon früh hat es ihn in die Welt getrieben, unter anderem nach Japan wo er einige Jahre gelebt hat. Daher könne er sich auch mit vielen Touristen aus Fernost unterhalten, die in immer größeren Scharen Basel besuchen, so Thurneysen.

Dieser pflegt übrigens eine philosophische Sicht auf seinen Beruf: „Wir sitzen doch alle in einem Boot“, stellt er schmunzelnd fest und am bekannten Spruch „Verzell du das em Fährima“ sei natürlich etwas dran: „Es ist doch viel einfacher, alles zu glauben, als ständig die Welt in Frage zu stellen“, stellt Thurneysen fest. Wenn alles gut läuft, soll das Erzählen von Geschichten ab Ende des Monats wieder möglich sein.

Um den Erhalt der Basler Fähren kümmern sich die Stiftung Basler Fähren und der Fähri-Verein.

Die Jahresbeiträge der Mitglieder und Spenden helfen mit, den Unterhalt der vier Fähren zu tragen. Die Konzessionierung ist Aufgabe der Stiftung Basler Fähren, die 1972 gegründet wurde.

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