Basel Handynutzung im Urlaub kann teuer werden

Die Oberbadische
Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

EU-Richtlinie: In der Schweiz gelten Roaming-Gebühren weiter

Wer im Urlaub aus einem fremden Handynetz heraus anruft oder angerufen wird, der konnte bisher bei seiner Abrechnung Überraschungen durch die anfallenden sogenannten Roaming-Gebühren erleben. Mitte Juni hat die EU diese für die Handynutzung im EU-Ausland anfallenden Kosten abgeschafft. Im Grenzgebiet zur Schweiz sorgt das mitunter für Unklarheiten.

Von Adrian Steineck

Regio. Die Sache scheint zunächst ganz einfach zu sein: Da die Schweiz nicht der Europäischen Union angehört, hat sich bei den Eidgenossen auch bisher nichts geändert in Bezug auf die Roaming-Gebühren. Ganz so eindeutig ist die Lage indes nicht, wie Marc Borer, Schweizer Referent bei der trinationalen Beratungsstelle Infobest Palmrain, im Gespräch mit unserer Zeitung sagt. „Die Abschaffung der Roaming-Gebühren ist primär eine EU-Angelegenheit, wie das aber in der Schweiz aussieht, ist jedem EU-Telefonanbieter überlassen.“

Die Regelung wird uneinheitlich gehandhabt

So zählen manche deutschen Netzbetreiber die Schweiz je nach Tarif als zur EU-Zone gehörig, was bedeutetet, dass ein Telefonat aus einem Schweizer Netz heraus nicht mehr kosten darf als aus einem deutschen Netz. Aber nicht alle Anbieter gehen diesen Weg mit. „Wir zahlen in der Schweiz noch immer horrende Roaminggebühren“, moniert Borer.

Während also die Regelung in den 28 Ländern der EU einheitlich ist und dafür sorgt, dass Telefonate aus dem Sommerurlaub in Spanien nicht teurer sind als aus dem deutschen Heimnetz, ist es bei Nicht-EU-Ländern wie der Schweiz oder der Türkei der Kulanz der Telefonanbieter überlassen, ob die Kunden stärker zur Kasse gebeten werden oder nicht. Zwar macht sich etwa die trinationale Oberrheinkonferenz dafür stark, dass die Schweiz sich bei der Abschaffung der Roaming-Gebühren an ihre Nachbarn Deutschland und Frankreich annähert (wir berichteten), aber bisher ohne Erfolg.

Dabei gab es bereits in der Vergangenheit immer wieder Appelle und Initiativen, welche die Roaming-Gebühren in der Schweiz kippen wollten und für eine diesbezügliche Angleichung an die EU-Nachbarländer plädierten. Allesamt aber scheiterten sie nicht zuletzt daran, dass die schweizerischen Telefonanbieter sich damit nicht einverstanden erklären.

Widerstand von Politik und Telefonanbietern

Denn diese werden von den Anbietern in EU-Ländern selbst zur Kasse gebeten und profitieren nicht von den niedrigeren Großhandelspreisen. Die Mehrkosten hoffen sie, auf die Handynutzer umlegen zu können.

Kommt noch hinzu, dass Roaming-Gebühren bares Geld bedeuten. Nach Zahlen des Schweizerischen Bundesamtes für Kommunikation (Bakom), das sich mit Telekommunikations-, Rundfunk- und Postfragen befasst, wurden im Jahr 2015 insgesamt 625 Millionen Franken durch Roaming-Gebühren erwirtschaftet.

Eine Lösung, etwa ein Abkommen zwischen der Schweiz und der EU, scheint noch in weiter Ferne zu liegen. Im Einzelfalle bleibt also nur, vor Reisen in ein Nicht-EU-Land seinen Telefonanbieter zu fragen, wie dieser es im jeweiligen Tarif mit dem Roaming handhabt.

Weitere Informationen: Als internationales Roaming (englisch für herumwandern) wird im Mobilfunkbereich generell die Handynutzung im Ausland bezeichnet.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading