Basel Herzstück soll Produktivität steigern

Die Oberbadische
Verleihen ihrer Forderung, die Durchmesserlinie zu bauen, Nachdruck: Elisabeth Schneider-Schneiter, Martin Dätwyler, Gabriel Barell und Christian Egeler. Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Wirtschaftsverbände beider Basel werben für Durchmesserlinie / „Ziehen alle an einem Strang“

Von Michael Werndorff

Basel. Wenn es nach den Befürwortern des grob mit zwei Milliarden Franken veranschlagten „Herzstücks“ der Regio-S-Bahn geht, soll die Eidgenössische Regierung im nächsten Jahr grünes Licht für die Ausbaupläne geben. Gestern haben Vertreter von Wirtschaftsverbänden beider Basel im Rahmen einer Fahrt mit der S-Bahn von Liestal nach Basel ihrem Anliegen Nachdruck verliehen.

Die Wirtschaftsregion Basel brauche ein leistungsfähiges Verkehrssystem, betonte Elisabeth Schneider-Schneiter, Präsidentin des Vereins Starke Region, im Gespräch mit unserer Zeitung. „Die heutige S-Bahn hat große Schwächen, und das Angebot ist praktisch nicht mehr ausbaubar“, sagte sie nach der Fahrt, welche demonstrieren sollte, wie umständlich und zeitaufwendig das Umsteigen für Reisende und Berufspendler ist, ergänzte Vizepräsident Christian Egeler.

In der Vergangenheit habe man Fehler gemacht, sagte Schneider-Schneiter: „Der Föderalismus hat uns ausgebremst, zudem gab es keine gemeinsamen Planungen. Jetzt müssen wir aber der Regierung zeigen, dass in Sachen Herzstück alle an einem Strang ziehen.“ Die Wirtschaft stehe geschlossen hinter dem Infrastrukturprojekt, was erfreulich sei, denn es verleihe dem Projekt Stärke. Und weiter: „Wichtig ist auch, dass wir grenzüberschreitend denken und arbeiten“, kommentierte sie die Planungen. Die Herausforderung sei nun, dem Bund das Projekt schmackhaft zu machen und die Finanzierung zu sichern.

Wie bereits berichtet, setzen die am Agglomerationsprogramm Basel beteiligten Kantone der Nordwestschweiz, der Landkreis Lörrach und das Elasass darauf, dass das historisch gewachsene S-Bahn-Netz mit Durchmesserlinien versehen wird. Geschehen soll das durch eine unterirdische Verbindung der Bahnhöfe Basel SBB und Badischer Bahnhof. „Nach der Realisierung soll es zwei Haltestellen geben, Groß- und Kleinbasel“, erklärte Gabriel Barell vom Gewerbeverband Basel-Stadt. Derzeit führten zwar viele Gleisstrecken nach Basel, aber die Kernstadt sei schlecht erreichbar. Ziel sei zudem ein geschickter Ausbau der Haltestellen: „Mit einer Fahrt zu allen Zielen, lautet das Gebot. Die Basler Innenstadt und Arbeitsplatzgebiete müssen für Menschen, die außerhalb wohnen, besser erschlossen werden.“ Betrachte man zum Beispiel die Strecken von Kleinbasel zum EuroAirport oder von Liestal nach Lörrach, werde deutlich, dass dank der Durchmesserlinien neue Direktverbindungen möglich würden. „Dadurch kann die Stadt ins Zentrum gerückt werden, ohne diese mit weiteren Emissionen zu belasten.“ Eine weitere Forderung bezieht sich auf den Takt: Heute verkehrt die S-Bahn im 30-Minuten-Takt, in Deutschland und Frankreich teils stündlich. „Ziel für die trinationale S-Bahn ist ein integraler Takt von 15 Minuten im inneren Korridor der Agglomeration“, unterstrich Egeler.

Einen großen wirtschaftlichen Nutzen sieht die Handelskammer beider Basel: Stellvertretender Direktor Martin Dätwyler sagte, dass das Herzstück zu einer deutlichen Steigerung der Wertschöpfung und des Volkseinkommens führen werde. „Wenn ein jährlicher Ausbauschritt 40 bis 50 Millionen Franken kostet, könnte man auf der Einnahmenseite 160 Millionen verbuchen.“ Dank der Durchmesserlinie vergrößere sich zudem die Arbeitsmarktregion, was zu mehr Produktivität führe. Trotz aller Herausforderungen in Bern sieht er dank der Allianz der Befürworter gute Chancen für eine Realisierung.

Weil aber der Schweizer Bund mehr Mittel als vorgesehen für den Unterhalt des Schienennetzes aus dem Finanzierungstopf ausgeben muss (wir berichteten), steht die Entscheidung für das Großprojekt noch in den Sternen. Ob sich das Herzstück schließlich im Ausbaupaket 2030 wiederfinden wird, soll sich im kommenden Jahr herausstellen, hoffen die Verantwortlichen im Dreiländereck.

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