Basel „Ich werde auf der Bühne sterben“

Die Oberbadische

Basel: Der Bauchredner Willer Nicolodi gastiert in Basel

Wenn Willer Nicolodi auf der Bühne steht, bleibt kein Auge trocken. Seine Bauchredner-Nummer mit der aufgedrehten quirligen Maus Joselito aus Mexico und dem nörgelnden alten Herrn Luigi aus Italien ist einzigartig. Mit dem „Palazzo Colombino“ ist Nicolodi derzeit auf der Rosentalanlage in Basel zu Gast.

Basel. „Heutzutage brauchen die Menschen etwas zum Lachen“, sagt Nicolodi. Er möchte, dass die Zirkusbesucher eine gute Zeit haben und abschalten können. „Die sollen uns nicht wie eine Jury bewerten, sondern einfach genießen“, sagt der erfahrene Bauchredner. Durch die vielen TV-Castingshows würden die Besucher einer Show oftmals denken, dass sie Jury sein müssten. Für Willer Nicolodi gibt es dann kein größeres Geschenk, wenn er im Laufe seiner Nummer merkt, wie die angestrengt kritischen Blicke sich in losgelöstes Lachen verwandeln.

Offen, herzlich, lustig – im Gespräch mit Nicolodi merkt man schnell, dass der gebürtige Italiener für die Bühne geboren ist. Als Sohn einer Artistenfamilie begann er in siebter Generation mit zehn Jahren seine Karriere – damals noch als Akrobat. In den 70er und 80er Jahren reiste er mit seinen beiden Brüdern erfolgreich durch ganz Europa und Amerika und trat unter anderem beim „Circus Knie“, dem größten Zirkus der Schweiz auf.

Nicolodi liebt es unterwegs zu sein – er kennt es gar nicht anders. Seit elf Jahren hat er zwar eine Wohnung in seiner Schweizer Wahlheimat bei Rapperswil, doch hält er es dort nicht lange aus. Er wird unruhig, wenn er zu lange am gleichen Ort bleibt. Auf Tour fühlt er sich noch immer am wohlsten

Nach Jahrzehnten des Tourens – unter anderem 13 Jahre im Pariser „Moulin Rouge“ – entschieden sich die Brüder dazu, ihrer Akrobatenlaufbahn ein Ende zu setzen, jeder ging fortan seinen eigenen Weg. „Ich war mittlerweile Mitte 30, wollte nicht mehr jeden Tag trainieren – und auch mal essen, was ich wollte“, erklärt Nicolodi mit einem Schmunzeln im Gesicht. Ein Schmunzeln, das ständig zum Vorschein kommt und ansteckend ist. Nicolodi wollte Menschen zum Lachen bringen.

Mit der Idee, Bauchredner zu werden, brachte er die Menschen in seinem Umfeld dann zum Lachen – allerdings nahmen sie ihn nicht ernst. Kein Problem für Willer Nicolodi: Nach drei Jahrzehnten in der Manege hatte er ein gesundes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen erlangt. Er wusste, dass er das schaffen kann und brachte sich die Bauchredner-Kunst mit täglichem Training selbst bei. „Später habe ich dann gelacht“, sagt er stolz.

Heute haben Bauchredner ein schweres Los, weiß Nicolodi. „Es reicht nicht, dass es dir gelingt, zu sprechen ohne die Lippen zu bewegen. Du musst lustig sein“, so der 57-Jährige. Und das ist Nicolodi durchaus: Nachdem er 1995 in Australien seinen Werdegang als Bauchredner startete, folgten unter anderem Auftritte in Singapur, Moskau, Spanien und Monaco, wo ihm Prinzessin Stéphanie für seine Verdienste in der Manege 2004 den „Bronzenen Clown“ überreichte. Darauf ist er heute noch stolz: Fotos mit der Prinzessin hat Nicolodi auf seinem Handy.

Der „Circus Knie“ spielt eine ganz besondere Rolle in Nicolodis Leben: 1979 war er mit dem größten Zirkus der Schweiz auf Tournee und lernte dort seine spätere Frau kennen, die als Besucherin einer Vorstellung im Zirkuszelt war. Die Ehe brachte zwei – mittlerweile erwachsene – Kinder hervor, die beide in Papas Fußstapfen treten: Sohn Dustin ist ebenfalls Komiker, Tochter Sheila Stangentänzerin

Mit seinem mehrsprachigen Programm – Nicolodi spricht Italienisch, Deutsch, Französisch, Englisch, Spanisch, etwas Russisch und sogar einige Brocken Chinesisch – ist der Bauchredner auf der ganzen Welt gefragt.

Nach dem Engagement beim Palazzo Colombino geht es für zwei Monate weiter in Texas. „Ich werde auf der Bühne sterben“, sagt Nicolodi mit einem herzlichen Lachen.

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