Basel Jede vierte Studie wird abgebrochen

Die Oberbadische
Jede vierte Medizin-Studie wird abgebrochen, wie Forscher in Basel festgestellt haben.    Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Mediziner: „Geld und Wissen geht verloren“ / Industrielle Studien werden seltener eingestellt

Bern/Basel (sda) Jeder vierte klinische Versuch wird vorzeitig abgebrochen und die Resultate werden häufig nicht veröffentlicht. Dies zeigt eine Studie von Schweizer Forschern auf, die die Abbruchrate von über 1000 klinischen Studien erhoben haben.

Nur bei der Hälfte der abgebrochenen Studien wurde der Abbruch einer Ethikkommission gemeldet oder wurden die vorläufigen Resultate in einer Fachzeitschrift publiziert, wie die Wissenschaftler im Medizinjournal „JAMA“ berichten.

Die 1017 untersuchten Studien waren zwischen 2000 und 2003 von Ethikkommissionen in Basel, Luzern, Zürich und Lausanne, Freiburg im Breisgau sowie Hamilton in Kanada genehmigt worden. Von diesen Studien wurden 253, also 24,5 Prozent, frühzeitig abgebrochen. Der häufigste Grund dafür war, dass zu wenig Teilnehmer rekrutiert werden konnten.

„Klinische Studien sind teuer und zeitaufwendig“, sagte Studienleiter Matthias Briel vom Universitätsspital Basel auf Anfrage. Es sei ein großer Verlust für Wissenschaft und Gesellschaft, wenn Geld und Zeit in Studien gesteckt würden, die wirkungslos verpufften.

Gegenüber den teilnehmenden Patienten, die ihr Mitwirken zumeist als Dienst an der Menschheit betrachteten, sei ein Abbruch ethisch schwierig zu vertreten, fügte Briel hinzu. Denn auch die Daten von abgebrochenen Studien könnten in größere Metaanalysen einfliessen und so trotzdem helfen, eine medizinische Fragestellung zu beantworten. Außerdem könnten andere Wissenschaftler, die ähnliche Studien planen, ohne Veröffentlichung nicht aus den Schwierigkeiten und Fehlschlägen ihrer Kollegen lernen. So würden Fehler wiederholt. Doch meistens wollten Forscher, die über ihren Misserfolg frustriert sind, nicht auch noch die Zeit für das Schreiben eines Fachartikels auf sich nehmen, vermutet Briel.

Die Analyse von Briel und seinen Kollegen zeigt weiter auf, dass Studien im akademischen Umfeld signifikant häufiger abgebrochen werden als solche unter der Leitung der Industrie. Briel vermutet, dass die Industrie bei aufkeimenden Problemen mehr zusätzliches Geld einschießen kann und zudem über eine professionellere Organisationsstruktur für Studien verfügt.

Die Studienautoren fordern verstärkte Anstrengungen, damit auch abgebrochene Studien publiziert werden. Es könnte auch helfen, wenn akademische Forscher von ihren Institutionen oder öffentlichen Geldgebern bei der professionelleren Durchführung von Studien unterstützt werden. In der Schweiz gibt es seit einigen Jahren mehrere vom Nationalfonds unterstützte „Clinical Trial Units“, die so eine Funktion wahrnehmen sollen.

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