Basel Kein Rapper, sondern Musiker

Die Oberbadische

Bandportrait: Zu Gast im Tonstudio von Sherry-Ou in Basel

Von Matthias Stauss

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atthias schließt die Eingangstüre eines Mehrfamilienhauses im Basler Stadtteil Gundeldingen auf. Das Treppenhaus ist dunkel und kühl. Im oberen Stockwerk angekommen verweist lediglich ein kleines Schild auf das Ares Musikstudio, in dem ich mit dem Schweizer Rapper Sherry-Ou verabredet bin.

Beim Betreten des Studios verschlägt es mir dann fast die Sprache. Stolz präsentiert Matthias, wie er zusammen mit vier Freunden, darunter auch Sherry-Ou, die Wohnung vor fünf Jahren angemietet und zu einem Musikstudio umgebaut hat. Seitdem managt er das Ganze, neben seinem Job. Das Ergebnis der Umbauten ist mehr als beeindruckend. Neben dem Regiezimmer mit Mischpult und allerlei technischer Ausstattung, gibt es zwei Räume für Gesangs- und Instrumentalaufnahmen. An den Wänden und von der Decke hängt Noppenschaum für eine optimale Raumakustik. Die passende Lichttechnik verpasst dem Studio die richtige Atmosphäre. Mitten im Gespräch geht plötzlich die Eingangstüre auf und zwei gutgelaunte Männer betreten den Raum. Es sind Sherry-Ou und sein Kumpel Laxman. Beide kennen sich seit der Schulzeit und arbeiten seitdem zusammen. Während Sherry-Ou performt, gibt ihm Lax wertvolle Tipps und organisiert seine Auftritte. „Wenn ich einen neuen Song habe, ist er der Erste der ihn hört“, sagt Sherry-Ou.

Er selber macht einen lässigen aber auch konzentrierten Eindruck. Ohne groß Zeit zu verschwenden, geht es gleich ran an das Mikro. Auf dem Programm steht heute der Song „Nie“, welcher Teil des neuen Albums werden soll. Bis zur Veröffentlichung im Oktober liegt noch einiges an Arbeit vor den beiden. Dass sie das bis dahin schaffen steht außer Frage, der Song selber macht es vor. Er handelt von purer Hoffnung und dem Credo „Alles ist möglich“.

Sherry ist sofort voll auf der Höhe. Mit Kopfhörern auf den Ohren, rappt er zum passenden Beat eine Strophe nach der anderen. Der erste Durchgang läuft wie geschmiert, scheint es mir, doch Sherry kommt nachdenklich aus dem Aufnahmezimmer zurück: „Das muss viel rauchiger klingen, Mann.“ Lax nickt zustimmend, hat aber gleich einen lockeren Spruch auf Lager, um seinen Kumpel wieder aufzuheitern. Nach einer kurzen Absprache geht es wieder auf Position für den zweiten Versuch. Und tatsächlich die Besprechung zeigt Wirkung. Lachend umarmen sich die beiden. „Wir probieren vieles aus, obwohl wir nicht wissen ob daraus etwas wird“, kommentiert Sherry.

Viel ausprobiert hat Jeremy, kurz Jerry alias Sherry-Ou schon während seiner Kindheit. Gitarre und Schlagzeug spielen hat er sich selber beigebracht. Sogar Blockflöte war anfangs dabei, schmunzelt er. Seine Mutter ist Sängerin, sein Vater Geiger. Über diverse Bands kam Sherry dann zum Rap, wo er wohlgemerkt nicht in englischer Sprache, sondern in Schwyzerdütsch singt.

Besonders wichtig ist ihm der Unterschied zwischen dem Rappen und dem Singen. „Es gibt Rapper, die können nicht singen. Ich möchte mit meiner Musik positive Energie vermitteln, und das in meiner Stimme zur Geltung bringen. Deswegen bezeichne ich mich nicht als Rapper, sondern als Musiker.“

Die Überzeugung in Sherrys Stimme macht deutlich, wie wichtig ihm diese Botschaft ist.

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