Basel Klangeffekte und ein entstaubter Mozart

Die Oberbadische
Umjubelter Saisonauftakt des Sinfonieorchesters Basel mit Dirigent Dennis Russell Davies und dem Stargeiger Renaud Capuçon. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Sinfonieorchester Basel: Auftakt der neuen Saison mit „Burleske“ in Maximalbesetzung / Solist war Geigenstar Renaud Capuçon

Von Jürgen Scharf

Basel. In Maximalbesetzung mit gut 100 Musikern trat das Sinfonieorchester Basel zum Auftakt der neuen Saison an, der letzten im sanierungsbedürftigen Stadtcasino und der letzten unter Chefdirigent Dennis Russell Davies. Die Großbesetzung brauchte man für Strawinskys „Pétrouchka“ in der Urfassung, in der Trommelwirbel die choreografischen Szenen vom Hampelmann, der Ballerina und dem Mohren ankündigen.

Die kleine Trommel war eine Ferntrommel hinter der Bühne bei einer spaltbreit geöffneten Tür, ein interessanter Klangeffekt wie bei Ferntrompeten auf dem Balkon. Unter Davies kann das reaktionssichere Basler Orchester beim ersten Konzert nach der Sommerpause unter dem Titel „Burleske“ das bunte Treiben auf dem russischen Jahrmarkt plastisch-bildhaft darstellen. Petruschka ist ja ein ganz bizarres Stück in Montagetechnik, mit harten Schnitten, musikalischen Short Cuts, in denen Strawinsky den „ewig unglücklichen Helden aller Jahrmärkte“ charakterisiert, mal eine lustige, mal eine traurige Figur.

Dass dieses Konzertstück neben der Trommel auch dem Klavier eine prominente Rolle zuweist, hat man auch gehört. Davies sorgt für eine gut aufgebaute Dramaturgie zwischen den lyrischen und motorisch-perkussiven Elementen, und die hundertköpfige Mannschaft folgt mit rhythmischer Elastizität.

Die riesige Besetzung war auch für die Uraufführung des 15-minütigen Orchesterwerks „Banpo“ des Basler Komponisten Martin Jaggi (Jahrgang 1978), entstanden für die Kompositionsreihe „Oeuvre suisse“, nötig. Der in Singapur lebende Jaggi, auch Solocellist bei der Basel Sinfonietta und Mitglied im Ensemble Phoenix, ist ein erfolgversprechender Schweizer Komponist, der in seiner China-Hommage einiges an Exotismen bis zu Okarinas und Klangmitteln, wie man sie in der Peking Oper erlebt, aufbietet. Wie unter Davies nicht anders zu erwarten, zeigten sich die Basler auch in dieser druckfrischen Partitur mit ihren raffinierten Streichertechniken, Bläsereffekten und dem reichhaltigen Schlagwerk sattelfest.

Als Solist war der französische Geigenstar Renaud Capuçon zu hören, mit Mozarts drittem Violinkonzert. Ein Geiger mit einem schönen Ton, angenehmem Vibrato, Verve und Leggiero, der Mozart überaus edel musiziert. Die historischen Phrasierungen macht er sehr natürlich, überhaupt nicht romantisch. Capuçon spielt – wie sein erklärtes Vorbild Arthur Grumiaux – mit viel Geschmack, aber nicht geschmäcklerisch, vielmehr mit selbstverständlicher Musikalität, und so erklingt Mozart entstaubt und aufpoliert.

Über die Zugabe des Solisten gab es Rätselraten, bei Musikliebhabern ebenso wie bei Musikkritikern. War es Ysaye oder Massenet? Nein, es war Gluck, der Reigen seliger Geister, eigentlich ein Flötenstück, hier auf die Geige übertragen, und wie schon zuvor der Mozart mit makelloser Technik und ohne Süßlichkeit gespielt.

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