Basel Knapp am Musik-Oscar vorbei

Die Oberbadische
Els Biesemans am eigenen Hammerflügel beim Konzert des La Cetra Barockorchesters Basel in der Peterskirche. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Konzert: La Cetra Barockorchester Basel war für Grammy nominiert

Von Jürgen Scharf

Basel. So kann es gehen: Die deutsche Opernsängerin Dorothea Röschmann verschläft ihren Triumph bei der Grammy-Verleihung und erfährt es erst am frühen Morgen, als ihr ebenfalls nominierter Kollege Ian Bostridge eine Gratulation aufs Handy schickt, dass sie beide einen Grammy gewonnen hätten.

Auch in Basel hat man diesem 12. Februar entgegengefiebert, als in Los Angeles die Grammys in 84 Kategorien verliehen wurde, gilt die Auszeichnung doch als der Musik-Oscar. Im La Cetra Barockorchester Basel war langes und banges Warten angesagt, denn das Orchester unter seinem Dirigenten Andrea Marcon war zusammen mit der berühmten Mezzosopranistin Magdalena Kozená für ihre Monteverdi-CD für den wichtigsten Musikpreis der Welt nominiert.

Zwar hat es dann doch nicht geklappt, aber allein schon die Nominierung ist ein Ritterschlag in der Branche, und die Auserwählten addieren sich zum Who-is-Who der Musikszene. „Das war eine schöne Ehre, überhaupt nominiert zu werden“, sagt Chandler Gudlipp, der Geschäftsführer von La Cetra, „unglaublich, damit stand Basel auf der Liste der Grammy-Nominierungen“.

Beim Orchester, das sich zu einem der renommiertesten Ensembles für Alte Musik entwickelt hat und seine internationale Karriere vor allem Marcon verdankt, der es seit 2009 leitet, hat man sich sehr darüber gefreut und schon viel Resonanz, Aufmerksamkeit und Werbung erhalten. „La Cetra ist angekommen“, so Gudlipp.

Längst ist das Spezialensemble, das 1999 aus einer Initiative der Schola Cantorum Basiliensis entstanden ist, unter Marcon, dem Gründer so legendärer Barockorchester wie I Sonatori della Gioiosa Marca und des Venice Baroque Orchestra, in die erste Liga der historisch informierten Barockorchester aufgestiegen. Natürlich, so weiß man bei La Cetra, hat sich die Nominierung in der Kategorie „Bestes klassisches Sologesangsalbum“, in der Superstar Anna Netrebko und die französische Sängerin Sabine Devieilhe mit ihrer Mozart-CD über die Schwestern Weber unter den fünf Auserkorenen waren, stark auf den Star Magdalena Kozená fokussiert. Aber auf der nominierten CD sind auch Orchesterwerke mit La Cetra allein zu hören.

Live konnte man dieser Tage das Barockorchester unter seinem künstlerischen Leiter in der Basler Peterskirche hören mit einem Programm, das Mozart und Clementi gegenüberstellte. Bekannt ist ja die Geschichte von dem Virtuosenwettstreit in Wien, ein ungleiches Duell. Jetzt ließ sich ein historischer Vergleich anstellen zwischen dem selten aufgeführten einzigen Klavierkonzert von Clementi in strahlendem C-Dur und dem berühmten, viel gespielten d-Moll-Konzert KV 466 von Mozart (in der düsteren Tragik aus der Don Giovanni-Sphäre).

Am etwas leise klingenden Hammerflügel mit Wiener Mechanik nach Anton Walter (circa 1805) saß die zur jungen Generation gehörende belgische Tastenvirtuosin Els Biesemans. An dem Instrument aus ihrer eigenen Sammlung spielte sie nuanciert, ohne dramatische Zuspitzung, aber mit virtuosen, impulsiven Akzenten, vor allem in den konzertanten Solokadenzen. Jede Figuration war neu verziert, die Läufe kamen perlend. Sehr passende war die Zugabe: ein hübsches Preludio à la Mozart von Clementi.

Das filigrane Klavierspiel war eingebettet in den großen Orchesterklang, so dass sich die Was-wäre-wenn-Frage aufdrängte: Angenommen, Mozart oder Clementi wären anwesend gewesen und ein Hammerflügel und ein moderner Konzertflügel zur Auswahl gestanden, welchen hätten sie ausgewählt?

Die Klammer war Mozarts Ouvertüre zu „Lucio Silla“ und die Haffner-Sinfonie, beides sehr engagiert, lebendig und affektreich aufgeführt, mit einem beweglichem Orchesterklang (stellvertretend sei hier Philip Tarr an der Pauke genannt, der dynamisch tänzelnd die Schlägel führte). Auch am Beispiel dieses Konzerts hörte man, dass La Cetra längst die Nische verlassen hat und in der internationalen Klassikszene ganz vorne mitspielen kann.

n  Das Konzert soll am 9. März, 2o Uhr, in Radio SRF2 Kultur ausgestrahlt werden.

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