Medikamente gegen Krebs haben sich für Roche auch im ersten Halbjahr 2016 als sicherer Wert erwiesen. Der Onkologie-Weltmarktführer in Basel konnte Umsatz und Gewinn kräftig steigern. Neuen Schub soll die Immuntherapie bringen. Basel (sda). Konzernchef Severin Schwan zeigte sich gestern vor den Medien angetan vom Halbjahresresultat. Während der Umsatz um sechs Prozent auf 25 Milliarden Franken anstieg, legte der Konzerngewinn um vier Prozent auf 5,4 Milliarden Franken zu. Ein „gutes Wachstum“ von je sechs Prozent vermeldete der Konzern für beide Geschäftsbereiche. Derweil die kleinere Diagnostika-Division es auf einen Umsatz von 5,6 Milliarden Franken brachte, summierten sich die Heilmittelverkäufe der Pharma-Division auf 19,5 Milliarden Franken. Erstes Immuntherapeutikum auf dem Markt Mehr als zehn Milliarden Franken entfielen dabei auf die drei umsatzstärksten Krebsmedikamente, die beim Basler Konzern seit Jahren die Kasse füllen. Erstmals im Sortiment hat Roche mit Tecentriq nun aber auch ein Krebsimmuntherapeutikum. Die Immuntherapie gegen Krebs ist derzeit der Hoffnungsträger der Pharmaindustrie. Die neuen Medikamente sollen dafür sorgen, dass der Körper den Krebs selbst bekämpft. Roche war in diesem Bereich gegenüber der Konkurrenz im Rückstand. Seit der Zulassung in den USA im Mai verfüge Roche aber mit Tecentriq als erstes Unternehmen über ein Immuntherapeutikum gegen Blasenkrebs, freute sich der Konzernchef. Noch in diesem Jahr rechnet Schwan auch mit der Therapie-Zulassung für Lungenkrebs. Für Roche markiert der Start von Tecentriq erst den Anfang in der Immuntherapie. Neun weitere Medikamente sind in der klinischen Entwicklung. Zudem laufen insgesamt 50 Studien. Das zeige, wie viel Roche in diesem Bereich investiere, sagte Unternehmens-Chef Schwan, der die Zukunft namentlich in Kombinationstherapien sieht. Fast ein Fünftel für Forschung und Entwicklung In Forschung und Entwicklung steckte Roche in den ersten sechs Monaten 4,8 Milliarden Franken – das sind zehn Prozent mehr als in der Vorjahresperiode oder 19 Prozent des Umsatzes. Frucht dieser Investitionen ist auch Ocrevus gegen Multiple Sklerose, für das Roche früher als erwartet auf die US-Zulassung zum Ende dieses Jahres hofft. Innerhalb eines Jahres kann Roche damit fünf neue Medikamente auf den Weg bringen. Das habe es in der Geschichte des Konzerns noch nie gegeben, konstatierte der Unternehmens-Chef. Dank der Innovationskraft und dem breiten Portfolio bereitet Schwan denn auch die Konkurrenz durch Biotech-Nachahmerprodukte (Biosimilars) keine Bange. Sorge um ausländische Fachkräfte Mehr Sorgen bereitet Schwan die Rekrutierung hochqualifizierter Arbeitskräfte. Dass die Kontingente für diese gekürzt wurden, könne er nicht verstehen. Für die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative bekräftigte er deshalb seine Hoffnung auf eine pragmatische Lösung. In der Schweiz selbst finde Roche nicht genug Leute, machte Schwan in ungewohnt deutlichen Worten klar. Aber ohne genügend Fachkräfte aus dem Ausland könne das Unternehmen seine Aktivitäten in der Schweiz nicht im bisherigen Rahmen aufrechterhalten. Seine Äußerungen wolle er indes nicht als Drohung verstanden wissen, betonte Schwan. An den geplanten Investitionen von drei Milliarden Franken am Konzernsitz in Basel halte Roche fest. Der Konzernchef bedauerte jedoch, dass der Schweizer Bund falsche Signale setze.