Basel Kunst und Kooperation

Die Oberbadische
Foto: zVg/Matthias Willi Foto: Die Oberbadische

Lesung: Ulrich Tukur und Daniel Brühl in der Fondation Beyeler

Riehen. „Des isch der Marc!“ Ein kurzer Scherz, ein Versuch auf Schweizerisch zu Beginn: Lässig, lustig. Ulrich Tukur, selbst in der Rolle des Wassily Kandinsky, stellt damit seinen Partner Daniel Brühl als Franz Marc vor. Alles etwas zu locker? Schließlich handelt es sich doch um den großen Ulrich Tukur und Daniel Brühl, also um das, was derzeit Deutschlands Schauspiel als Crème de la Crème oder Toppkino hergibt. Aber das hängen die beiden bei ihrem Auftritt am Dienstagabend in der Fondation Beyeler nicht raus. Stattdessen geben sie sich bei ihrer Lesung aus dem Briefwechsel zwischen Kandinsky und Marc nahbar, scheinen unbeschreibliches Vergnügen an ihrer Arbeit zu erleben. Das Publikum geht mit, lacht und genießt.

Denn diese Lesung ist keine von oben herab. Sie ist ein feurig geführter Dialog zweier Gleichgesinnter, die in hellem Licht auf derselben Flughöhe fliegen.

Schnell wird klar und fährt in Mark und Bein: Die Begegnung und die Freundschaft der beiden Künstler Kandinsky und Marc war ein ganz großer und historischer Moment mit folgenreichen Konsequenzen für die Moderne.

Über die Verletzbarkeit von Freundschaft

Doch in diesem Kammertheater zählt zunächst nicht das große Bild. Hier fasziniert das Intime, das ganz Zarte. Die Verletzbarkeit von Freundschaft sowie ihre Chance, wenn sie transzendiert, wenn sie an eine gemeinsame Vision rührt. Das ist so aufregend, dass Brühl immer mal wieder mit den Füßen wippt, da tut Ehrlichkeit so weh, dass Tukur verschiedene Positionen einnehmen, sich von seinem Gegenüber abwenden und gelegentlich winden muss.

Weil da so viel Emotion ist, wechseln die Gesichtszüge sekündlich. Trauer und Leidenschaft, Beleidigtsein und sich Herausfordern werden lebhaft ausgestaltet. Gesprächssettings entfalten sich vor dem inneren Auge, Orte entstehen: München, London etwa.

Vor allem aber fasziniert das Teilen des Alltags, alles witzig-intelligent, alles im Plauderton. Geldfragen, Konzertbesuche oder das Treffen im Café belegen Nähe. Die Künstler weisen sich sowohl als Praktiker als auch als Intellektuelle aus, als ernsthafte Kunstarbeiter sowie als Bohémiens. Da berühren Geldfragen, die Kunstpolitik oder die verheerenden Auswirkungen des Ersten Weltkrieges, der auch in das ganz Private einbricht.

Korrespondenz wie ein Schatz

Diese Korrespondenz auf diese Weise zu hören, ist abenteuerlich wie eine Schatzsuche. Man wird fündig, wird zum Teilhaber eines wichtigen Vorhabens, eines Almanachs, der später unter dem Namen „Der blaue Reiter“ Kunstgeschichte schreiben wird.

Welch wunderbare Idee, zu einer laufenden Ausstellung deren Protagonisten auf diese Weise zu Wort kommen zu lassen und so Einblick zu verleihen in die Genese von Kunst. Wir haben vier außerordentlich interessante Menschen kennengelernt: Franz Marc, Wassily Kandinsky, Daniel Brühl und Ulrich Tukur.

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