Basel Kurioses Museum

Die Oberbadische

In Basel gibt es die weltweit einzige Kleiderbügelausstellung

Hans Dunkel passt nicht in unsere heutige Wegwerfgesellschaft: Er sammelt Kleiderbügel und hat seine stolze Kollektion zum weltweit ersten Museum über den alltäglichen Gegenstand gemacht.

Basel. Wer sie nicht mehr benötigt, schmeißt sie einfach weg. Dabei sind Kleiderbügel mehr als einfache Gebrauchsgegenstände, findet Hans Dunkel, der eines seiner besten Stücke aus einem Müllcontainer gefischt hat. „Das hier ist ein Bügel für ein Messegewand, das ich bei der Renovierung einer Kirche in Baden gefunden habe“, erklärt der Einzelhändler. Er hält einen Holzbügel in der Hand, der auf den ersten Blick primitiv wirkt, dessen Haken aber mit kunstvollen Beschlägen am Holz befestigt ist.

Der 62-Jährige besitzt mehr als 4 000 Kleiderbügel. Zu jedem seiner Schätze weiß er etwas zu erzählen. Das Museum präsentiert die Geschichte des Kleiderbügels.

Bügel waren schon im Kaiserreich Massenware

Sein Vater funktionierte den familienbetriebenen Lebensmittelhandel 1974 zu einen Handel mit Kleiderbügel um, und gründete 13 Jahre später das Museum. Die Leidenschaft und Faszination für die kleinen Möbelstücke, wie Dunkel die Teile seiner seltenen Sammlung nennt, sind ihm als Kind in die Wiege gelegt worden: „Ich war schon immer fest in den Familienbetrieb eingebunden und finde die Vielfalt der Materialien und Formen der Bügel einfach faszinierend.“

Neben dem Geschäft hat er vor sechs Jahren das Museum übernommen, durch das er jedes Jahr 20 bis 30 Besucher führt. Ein 400 Jahre alter Bügel gehört zu den ersten Sammlerstücken seines Vaters. Dieser hatte den alten Bügel einem seiner Lieferanten abgekauft, um das gerade neu gegründete Geschäft optisch aufzuwerten. „Dieses Stück ist schon damals Massenware gewesen, weil es ein Bügel für Uniformen ist“, erklärt Markus Schenker. Der Feinmechaniker arbeitet im Betrieb Dunkel und repariert Kleiderbügel oder passt sie den Kundenwünschen an. Er kennt sich bestens mit ihrer Mechanik und Technik aus.

„Bei diesem hier sind die Bügel aus Leder, um die Stoffe zu schonen“, sagt er und zeigt auf einen Bügel aus dem Jahr 1889. Das gute Stück hängt neben hunderten Holzbügeln in den unterschiedlichsten Formen an der Wand. Dem Betrachter bietet sich im ersten Ausstellungsraum ein seltenes Gemälde. Eigentlich sind es nur Holzbügel mit Haken. Aber für Dunkel haben sie einen besonderen Wert. Den Großteil des seltenen Besitzes hat er aus Hameln. Dort gab es von 1890 bis Ende der 1970er Jahre die Firma Simram und Wendt, die jeden Bügel aufgehoben hatte. Im Rahmen der Insolvenz bot das Unternehmen, das schon im Kaiserreich Bügel produzierte, den Dunkels seine Sammlung zum Kauf an. „Das war wie bei Ali-Baba in der Schatzkammer“, erzählt der Kleiderbügel-Sammler.

Doch der Schatz von großem ideellen Wert stellte den Sammler vor ein Problem.Wie sollten die ergatterten Antiquitäten zollfrei über die Grenze geschafft werden? „Das lief ganz einfach: Der Spediteur deklarierte unsere Fracht einfach als gebrauchte Kleiderbügel“, schmunzelt Dunkel.

Reisebügel ist Lieblingsstück

Der Einzelhändler weiß genau, wie er seine Sammlung kostengünstig erweitern kann. Dafür scheut er sich nicht, Müllcontainer von Haushaltsauflösungen oder Renovierungen zu durchstöbern. Auf Flohmärkten kauft er lieber sofort das Hemd mit dazu, das ist günstiger, meint er mit einem Augenzwinkern. Auch sein Vater hatte so einige Tricks auf Lager, um seltene Kleiderbügel zu erlangen: „Oftmals haben sich die Verkäuferinnen gewundert und ihn gefragt, was er in der Damenabteilung zu suchen habe“, erinnert sich Schenker grinsend. „Wenn Vater Geschäfte oder Hotels besuchte, fand er immer einen Bügel“, erläutert Dunkel und lacht.

Im zweiten Zimmer hängen Spannklemmen für Röcke und Hosenklemmen in allen Variationen an der Wand. Dunkel geht durch den Gang, der voller Raritäten hängt, unter anderem an einem Mickey-Maus-Bügel und einem Kleiderhaken aus dem englischen Königshaus vorbei. Er greift nach einem kleinen Gegenstand, der aussieht wie ein Feuerzeug. „Das ist ein Reisebügel, mein liebstes Stück“, verrät er und klappt zwei Metallstäbe wie eine Radioantenne auseinander. Er hängt an dem Stück, weil er es als Junge in einer Schachtel seines Vaters fand und damit spielte. Reisebügel wurden in den 1930er Jahren verkauft, in Hotels gab es damals selten Kleiderbügel. Dabei gelten sie seit 1890 als ein Massen,- und mittlerweile als ein Wegwerfprodukt.

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