Europaweit setzen sich Kraftwerksbetreiber, Umweltorganisationen und Wasserschutzbehörden für eine Wiederansiedlung des Lachses ein. In vier Jahren soll der Wanderfisch wieder bis nach Basel schwimmen können. Dafür gibt es noch einige Hindernisse zu überwinden. Von Dominik Vorhölter Basel. Ob das Vorhaben der Lachswiederbelebung unter dem Titel „Rhein 2020“ gelingt, ist allerdings fraglich. „Wir haben eine paradoxe Situation: Auf der einen Seite wollen wir, dass die Lachse aus der Nordsee zurückschwimmen, auf der anderen Seite soll verhindert werden, dass zu viele Schwarzmundgrundeln aus dem Meer in den Rhein gelangen, die heimische Fische wie den Lachs verdrängen“, erläuterte HansJörg Gasser, Sprecher des kantonalen Fischerei-Verbandes Basel-Stadt, im Gespräch mit unserer Zeitung. Trotzdem bleibe das Ziel gesetzt, die Populationen von Wanderfischen wie Lachs, Nase oder Maifische im Oberrhein anzusiedeln, versicherte er. Schwimmen die Wanderfische bereits im Rhein, müssen sie ab Iffezheim zehn Staufstufen überwinden, welche die Wasserkraftwerke des französischen Stromerzeugers Électricité de France (EDF) betreiben. Fragwürdiges Engagement Der Stromkonzern hat jetzt ein neues Kraftwerk in Märkt bei Kembs eröffnet. Damit will EDF nicht nur den Bedarf für rund 10 000 Einwohner decken, sondern auch einen Beitrag zur Renaturierung der Rheininsel wie einem Teil der Wiese leisten. Dies geht aus einer Pressemittelung hervor. Darin heißt es weiter, dass im Rahmen des 50 Millionen Euro teuren Projektes auch moderne Fischtreppen installiert wurden, um die Zirkulation der Wandertiere zu ermöglichen. Neben Iffezheim gibt es bereits in Gambsheim und Straßburg Fischtreppen, diejenige von Gerstheim ist im Bau und soll Ende 2018 fertig werden, schreibt EDF. Die dazwischen liegenden Stauwehre will der Stromkonzern mit einem sogenannten „Lachs-Taxi“ überwindbar machen, wie er mitteilt. Dabei soll ein Schiff, das mit einem Fangnetz ausgestattet ist, die Wanderfische vor der Schleuse sammeln und in den Alt-Rhein bringen. Damit soll für sie der Weg Richtung Basel über die neue Fischtreppe in Kemps frei werden. Der Erfolg der Lachswiederbelebungsprojekte in der Region Basel hänge an vielen Faktoren, weiß Gasser. Die Schiffschleuse in Vogelgrun (Frankreich) sei die größte Barriere für die Wanderfische, sagte er. „Ich glaube nicht, dass ein ’Lachs-Taxi’ durchlässig ist. Aber wir sind darauf angewiesen, dass die Franzosen ihre Hausaufgaben machen.“ „Ein Fischtaxi kann zur Lösung beitragen, aber die Frage ist, ob es damit wirklich gelingt, bis 2020 wieder Lachse im Oberrhein anzusiedeln“, kommentierte Ruedi Bösinger, Leiter des Projektes „Lachs Comeback“ von der Weltumweltorganisation WWF das EDF-Vorhaben. Rund 250 Lachse kehren in den Rhein zurück Das Schweizer Bundesamt für Umwelt, die Kantone Aargau sowie Baselland und Basel-Stadt setzten im Rahmen des Projektes jährlich insgesamt 140 000 Junglachse aus. „Wir hoffen, dass sie ihren Weg wieder zurückfinden und zurückkehren in ihre Kinderstuben die Birs, Wiese und Ergolz. Bisher ist der Erfolg mäßig“, beschrieb Gasser die Maßnahmen, um die Lachse zurückzugewinnen. Im vergangenen Jahr wurden in Rheinfelden zwei Junglachse gefangen, die es geschafft hatten, durch die Schleusen zu überwinden. „Wir haben sie untersucht und festgestellt, dass sie wirklich vom Meer raufgeschwommen waren“, berichtete Gasser. Die Vorhaben aller Beteiligter, den Rhein wieder lachsgängig zu machen, sehe Bösinger dennoch positiv. „Wir beobachten derzeit 200 bis 250 Lachse an der südlichsten Barriere in Iffezheim.“ Neben der Verpflichtung der Wasserkraftwerksbetreiber, Staustufen durchlässiger zu machen, müsse zudem ein weiteres Ziel erreicht werden: „Bis 2018 soll die Verbindung zwischen Süßwasser und Salzwasser ausgeweitet werden.“ Denn bisher trennt ein Stauwehr an der Rheinmündung, das vor Nordseehochwasser schützen soll, die Wasserströme und hindert damit die Wanderfische, aus dem Meer in den Fluss zu schwimmen. „Natürlich macht die Wiederansiedlung nur Sinn, wenn dieser Flaschenhals größer wird“, erklärte WWF-Experte Börsig abschließend.