Basel Lärmanalyse sorgt für Zwist

Die Oberbadische
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EuroAirport: Studie soll für Gewissheit sorgen, das Gegenteil ist aber der Fall

Das Flugaufkommen am EuroAirport (EAP) nimmt zu und damit auch die Lärmbelastung, kritisieren Bürgerinitiativen. Mit einer jetzt veröffentlichten Analyse der Lärmschleppen sollte Klarheit geschaffen werden. Doch Fehlanzeige: Während Bürgervertreter nun eine neue Untersuchung fordern, erscheint dem EAP eine weitere Studie als nicht sinnvoll.

Von Michael Werndorff

Basel. Rund vier Jahre hat es gedauert, bis der EAP die Studienergebnisse der im Jahr 2012 gegründeten trinationalen Umweltkommission kurz vor Heiligabend präsentierte. Für das Projekt hat sich auf Initiative der Umweltkommission zum ersten Mal eine Arbeitsgruppe gebildet, bestehend aus Vertretern der Anrainer und der Flughafenverwaltung. Mit im Boot waren der Schutzverband der Bevölkerung um den Flughafen Mülhausen, das Forum Flughafen – nur mit der Region, die Bürgerinitiative Südbadischer Flughafenanrainer (BISF) und die Association de Défence des Riverains de l’Aéroport de Bâle-Mulhouse.

Untersucht wurden die wichtigsten Navigationspunkte in den Flugverfahren, die zum Teil auch über den Kreis Lörrach führen. Ziel war es, eine reale Abbildung der Lärmbelastung am Boden darzustellen, wie Jürgen Fingerle mitteilt. Der BISF- Vorsitzende schreibt, dass es aber bereits im Vorfeld bei der Festlegung der Studienziele zu Unstimmigkeiten zwischen EAP und Bürgerinitiativen gekommen sei. So wurden lediglich zwölf Flugbewegungen untersucht, weshalb die Studie entgegen der ursprünglichen Intention seitens des EAP in eine Machbarkeitsstudie umdefiniert wurde. Zudem seien für die Analyse nur zwei Flugzeugtypen, Airbus A 319 und Boing 747F, bestimmt worden.

Ausschreibungsverfahren wird kritisiert

Kritik seitens der BISF hagelte es zudem für das Ausschreibungsverfahren und die „überlange“ Dauer der Studie. Überdies habe das ausführende Unternehmen einerseits keine Erfahrung in der Erstellung einer Lärmschleppenanalyse, andererseits hätten am Ausschreibungsverfahren beteiligte Firmen kaum Zeit gehabt, ein Angebot einzureichen, moniert Fingerle.

Vivienne Gaskell, Flughafensprecherin, teilte auf Nachfrage unserer Zeitung mit, dass lediglich das in Paris ansässige Unternehmen BIPE ein Angebot unterbreitete und den Zuschlag erhielt. Was die kritisierte Zeitspanne angeht, sieht Gaskell die Schuld keineswegs beim Flughafen, sondern bei den Anrainern. „Neben den unterschiedlichen Vorstellungen über das Ziel der Analyse stellten die Anrainerorganisationen definierte Projektziele und Rahmenbedingungen immer wieder in Frage.“

Aber nicht nur die formalen Aspekte der Studie sorgten bei den Anrainern für Unmut – die Ergebnisse selbst zeigen Handlungsbedarf auf, wie Fingerle mitteilt: „Trotz aller Schwächen zeigt diese Studie, wie notwendig es ist, Daten zu erfassen und darzustellen. Hierzu ist es nötig, eine Lärmschleppenanalyse nach allen Regeln der Kunst für alle Flugbewegungen eines Jahres periodisch durchzuführen.“ Anlass für die Forderung ist laut BISF-Vorsitzendem die Vermutung, dass es bei der Studie einen systematischen Fehler gab, der alle ermittelten Werte um rund fünf Dezibel unterschätzt. Man müsse annehmen, dass die realen Schallwerte am Boden doppelt so hoch seien. Ein Frachtflugzeug vom Typ Boing 747, das überwiegend in den Randzeiten fliegt, wäre demnach in Zell mit 55 Dezibel anzugeben (normale Gesprächslautstärke), was nach Fingerles Angaben laut genug sei, die Gesundheit zu beeinträchtigen. Und weiter: Wären zudem Flugverfahren analysiert worden, die zum Beispiel Bad Bellingen betreffen, wäre auch hier eine hohe Belastung über dem Kurort festzustellen.

Weitere Studie ist nicht sinnvoll

Doch die Forderung nach einer weiterführenden Studie stößt beim EAP nicht auf offene Ohren. Gaskell erklärte, dass eine weitere Studie nicht sinnvoll erscheint. „Vielmehr möchten wir den betroffenen Bewohnern rund um den Flughafen die Möglichkeit geben, im Rahmen eines online-Zugriffs aktuelle Flugspuren und Lärmdaten einsehen zu können. Ein solches System existiert beispielsweise für den Flughafen München. Ein Antrag des EAP liegt derzeit bei der französischen Aufsichtsbehörde zur Prüfung.“ Unserer Zeitung teilte der EAP mit, dass er die Lärmschleppenstudie als nicht aussagekräftig interpretiere, weil die Studie lediglich Maximalpegel darstelle, die durch Einzelflüge verursacht wurden.

Für Fingerle ist es erstaunlich, dass der EAP nicht zu dem Schluss kommt, eine umfassende Erhebung aller Flugbewegungen in Form der Lärmschleppenanalyse anzustoßen. „Würden die Daten für ein ganzes Jahr erhoben, lassen sich die Probleme und Unsicherheiten, die jetzt im Raum stehen, ausräumen.“

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