Von Michael Werndorff Basel. Die Masseneinwanderungsinitiative von Februar dieses Jahres ist noch nicht umgesetzt, schon steht mit Ecopop die nächste ins Haus. Diese will die Begrenzung der Zuwanderung noch stärker vorantreiben. Am Dienstagabend diskutierten Befürworter und Gegner der Initiative in Basel. Sie gingen der Frage nach, wie viel Einwanderung die Schweiz braucht, verträgt und wovor die Alpenrepublik eigentlich Angst hat. „Als Ausländer in Basel fühle ich mich von Ecopop bedroht. Hier wird eine menschenverachtende Weltanschauung propagiert“, äußerte sich einer der Gäste in der anschließenden Fragerunde, die nicht nur emotional äußerst aufgeladen war, sondern gezeigt hat, dass die neue Initiative vielleicht noch höhere Wellen schlägt als jene der SVP. Die eingangs gestellte Frage beantwortete die Diversitätsexpertin Inés Mateos mit beeindruckenden Zahlen: Rund ein Viertel der Erwerbstätigen seien Migranten, die zur Sicherung der Sozialwerke beitrügen. Alleine in der Reinigungsbranche arbeiteten über 50 Prozent. Ohne Zuwanderung hätte die Schweiz Defizite zu verzeichnen, ganz abgesehen vom kulturellen Reichtum, den man den Migranten zu verdanken habe. Aber ob man unter den gegeben Bedingungen weiterwachsen wolle, sei doch die Frage, erwiderte Andreas Thommen, Geschäftsführer der Umwelt-Vereinigung Ecopop. Wirtschaftlich gehe das, allerdings sei der soziale und ökologische Preis zu hoch. Den demografischen Wandel könne man nicht mit grenzenlosem Wachstum lösen, so Thommen, der es an diesem Abend gleich mit drei Gegnern der Initiative zu tun hatte. Matthias Leunenberger, Novartis Länderdelegierter, betonte, dass Betriebe nicht zu einem Nullwachstum gezwungen werden könnten und eine Umsetzung von Ecopop der Schweizer Wirtschaft einen massiven Dämpfer verpassen würde. Vielmehr solle man sich darauf beschränken, die SVP-Masseneinwanderungsinitiative möglichst vernünftig umzusetzen. Die Ideologie kritisierend sagte Buchautor Pierre Alain Niklaus: „Die Vorstellung, ökologische Herausforderungen globaler Natur mit einer Zuwanderungsbeschränkung zu lösen, ist schlicht nicht nachvollziehbar. Außerdem sind es doch die Migranten, welche die Drecksarbeit für uns machen.“ Die fanatische Sichtweise von Ecopop sei extrem gefährlich, ergänzte Mateos, die in der Initiative einen Kampf der Lebensstile sieht. „Ecopop will der Schweiz einen Stil aufzwingen, den sich nicht alle Menschen leisten können.“